Unternehmen in Jüchen 3M weitet Kapazität für Gefahrstoffe aus

Jüchen · Der Konzern hat bei der Bezirksregierung beantragt, im Distributionszentrum in Jüchen mehr Gefahrstoffe lagern zu dürfen, es handelt sich beispielsweise um Spraydosen und Autopolitur. Einer der Gründe dafür ist der Brexit.

 20.000 Produkte werden vom Distributionszentrum verschickt. 

20.000 Produkte werden vom Distributionszentrum verschickt. 

Foto: 3M

Jeden Tag verlassen rund 200.000 Kartons das „3M European Distribution Center“ des Multitechnologie-Konzerns in Jüchen – mit Waren vom Post-it bis zur FFP 2-Schutzmaske. Das Unternehmen hat jetzt bei der Bezirksregierung Düsseldorf „den „Antrag auf Erteilung einer Genehmigung zur Errichtung und zum Betrieb einer genehmigungsbedürftigen Lageranlage für Gefahrstoffe“ gestellt, informiert die Behörde. Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens können die Unterlagen in Düsseldorf sowie im Jüchener Rathaus eingesehen werden.

Um welche Stoffe es geht, erklärt Markus Schröder. „Es handelt sich nicht um offen gelagerte gefährliche Stoffe, sondern um verkaufsfähige Produkte, wie sie der Endkunde bekommt“, betont der Leiter des Logistikzentrums. Zudem müsse keine neue Halle gebaut werden. „Die Lagerkapazitäten sind bereits vorhanden. Wir möchten die genehmigten Lagermengen für Produkte, die als gefährliche Stoffe gelten, um 13 Prozent erhöhen“, erklärt Schröder. Unterschieden werden verschiedene Gefahrgut-Kriterien, insgesamt soll auf Wunsch des Konzerns die genehmigte Kapazität von 1875 auf 2121 Tonnen gesteigert werden.

Zwei Gründe nennt Schröder für den Antrag. Einer davon ist der Brexit, das Ausscheiden von Großbritannien aus der EU. „In Großbritannien verfügt 3M über große Produktionskapazitäten.“ Durch den Brexit werde der Zollprozess aufwendiger. „Wir möchten nun einen Teil der Waren, die bislang vom Lager in Großbritannien ausgeliefert wurden, stattdessen von Jüchen aus verschicken.“ Zwar dauere die Zollabfertigung zwischen Werk und Lager länger, „die Lieferzeit vom Lager an den Kunden soll sich aber nicht verlängern“.

 Markus Schröder leitet seit vier Jahren das Logistikzentrum.

Markus Schröder leitet seit vier Jahren das Logistikzentrum.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Bei den in Großbritannien hergestellten Produkten handele es sich beispielsweise um Autopolitur und  Reparaturpasten. „Beim Blick aufs Etikett einer Autopolitur wird deutlich, dass es sich um einen Gefahrstoff handelt, sie ist etwa entflammbar.“

Zweiter Anlass für den Antrag ist eine gestiegene Nachfrage bei Kühlsprays, wie sie etwa bei Prellungen und Verstauchungen zum Einsatz kommen.  „Früher haben wir diese fast ausschließlich für den medizinischen Bereich geliefert. Heute steht in vielen Haushalten ein Kühlspray“, erläutert Schröder. Solche Produkte sollen künftig in größerer Menge als bisher im Gefahrstofflager des Logistikzentrums an der Neusser Straße untergebracht werden. Unterteilt ist es in Abschnitte unter anderem für entflammbare Stoffe und Aerosole. Die Regale seien Erdbebensicher gebaut, das Lager sei mit Sprinkleranlagen ausgestattet. Die Luft werde darauf gemessen, ob ein entzündliches Gemisch entsteht. „Bei den technischen Einrichtungen müssen wir nicht nachrüsten. Wir machen mehr als wir müssten“, sagt der Leiter.

Das Distributionszentrum in Jüchen bildet das größte 3M-Lager in Europa und das weltweit zweitgrößte nach dem bei Chicago. Auf 72.000 Quadratmetern werden mehr als 20.000 verschiedene Produkte gelagert. Der Standort mit 500 Mitarbeitern ist ein Warendrehkreuz, von dem aus Deutschland und Zentraleuropa, aber auch der übrige Kontinent beliefert werden. Auch im Logistikzentrum macht sich die Corona-Pandemie bemerkbar. Die Auslieferungen für die Automobil- und Flugzeugindustrie seien zeitweise gesunken, haben sich laut Schröder aber wieder normalisiert. Stark zugenommen hat die Lieferung von Schutzausrüstung FFP 2-Masken und Coveralls – Schutzanzügen. „Im Januar werden wir mehrere Millionen FFP 2-Masken an staatliche Organisationen in Deutschland und andere Ländern ausliefern. Wir stehen in Abstimmung mit Bundesländern und Gesundheitsministerien, wo sie am dringendsten benötigt werden“, erläutert Markus Schröder.

Vor dem ersten Lockdown hatte der Konzern in Jüchen im vergangenen Jahr ein Kleinteilelager, in dem autonome Fahrzeuge eingesetzt werden, in Betrieb genommen. Fünf Millionen Euro hat 3M dafür investiert.

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