Fridays for Future in Jüchen 200 Radler demonstrierten am Grubenrand

Jüchen · Fridays for Futur hatte zur Mahnwache am Tagebau in Hochneukirch aufgerufen. Am Sonntag gibt es dort die nächste Aktion.

 Fridays for Future hielt eine Mahnwache mit großer Beteiligung zum internationalen Klimaprotesttag auf der Tagebauaussichtsplattform in Hochneukirch.

Fridays for Future hielt eine Mahnwache mit großer Beteiligung zum internationalen Klimaprotesttag auf der Tagebauaussichtsplattform in Hochneukirch.

Foto: Kurt Lehmkuhl

Aus dem Stadium des Schuleschwänzens sind die Protestaktionen der Fridays-for-Future-Bewegung längst hinaus. Dies zeigte sich bei der gemeinsamen Aktion zum globalen Klimastreik, zu der die Gruppierungen aus Jüchen, Mönchengladbach und Erkelenz für Freitag aufgerufen hatten. Von den Ausgangspunkten startend, trafen sich die drei Gruppen von Radfahrern unter dem Motto „Radeln für das Klima“ in Wanlo, um von dort zum Aussichtspunkt Nord des Braunkohletagebaus Garzweiler II in Hochneukirch zu radeln. Dort sollte es bei einem Picknick ein gemütlichen Beisammensein geben. Mit rund 100 Teilnehmern hatte die Organisatorin Christina Schliesky gerechnet. Doppelt so viele trudelten am Treffpunkt ein. „Ich bin geplättet“, sagte die 15-Jährige überwältigt.

Der von Fridays for Future angestoßene Kampf um das Klima und der Protest gegen die Braunkohle ist generationenübergreifend geworden. Junge und Alte, Männer und Frauen waren sich gestern in ihrem Protest gegen die Klimapolitik und die nicht endende Kohleverbrennung einig. „So schnell wie möglich raus aus der Braunkohle!“, lautete ihre Forderung, die am „Loch“ wiederholt zu hören war. Zu den interessierten Beobachtern der Kundgebung gehörte der Jüchener Bürgermeister Harald Zillikens, der zwar die Aktion der jungen Leute begrüßte, einige ihrer Forderungen aber für überzogen hält. Ehe er sich versah, wurde er von Christina Schliesky prompt in eine Diskussion verwickelt. Es gehe um ihre Zukunft, und da müssten deutliche Forderungen erhoben werden.

Abgeschlossen hatte Elisabeth Schäfer aus Wanlo eigentlich mit ihrem Widerstand gegen den Tagebau Garzweiler II. Das Urgestein des Widerstands hatte schon vor 30 Jahren gegen die Braunkohle und die Umweltzerstörung protestiert, sich dann aber aus Altersgründen zurückgezogen. „Die jungen Leute motivieren mich und haben mir die Kraft gegeben, mich wieder einzusetzen im Kampf gegen den Raubbau an der Natur und für den Erhalt der Heimat“, sagte sie. Sie befindet sich damit auf einer Wellenlänge mit Barbara Ziemann-Oberherr aus Erkelenz-Keyenberg, die als Vertreterin der Organisation „Alle Dörfer bleiben“ zu den Radfahrern sprach. Sie kritisierte nicht nur die Politik und die Wirtschaft. Die Politik habe viel zu lange gewartet habe, bis sie den Klimawandel überhaupt wahrnehmen wollte. Die Wirtschaft schiele nur auf Profit und Rendite. Jahrelang sei von einer Energiewende die Rede gewesen, doch es sei nichts passiert. „Unsere Enkel müssen das ausbaden, was wir versäumt haben.“ Barbara Ziemann-Oberherrn kritisierte auch die katholische Kirche, die „ohne Not und ohne rechtliche Verpflichtung“ jetzt schon in ihrer Heimat Kirchen und Grundstücke an RWE verkauft habe.

Sie, aber insbesondere auch die junge Organisatorin der Veranstaltung, waren stolz darüber, dass sich so viele Gleichgesinnte eingefunden hatten. Jetzt fiebert Christina Schliesky schon der nächsten Aktion von Fridas for Future entgegen. Am morgigen Sonntag gibt es am Aussichtpunkt Garzweiler Nord ab 11 Uhr ein Teach in. Quarks-Moderator Ralph Caspers und Antje Grothus, Mitglied der sogenannten Kohle-Kommission, sind mit dabei.

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