Hünxe. Revierförster jagt Baumsprayer

Hünxe. · Mit Buchstaben kennzeichnet Michael Herbrecht Bäume mit und ohne Zukunft. Ein vermeintlicher Naturfreund arbeitet mit schwarzem Spray nach. Das bereitet den Mitarbeitern des Forstamtes mehr Arbeit.

 Studentin Sonja Blum und Revierförster Michael Herbrecht bereiten das Kaminholzfällen vor. Markiert werden Z-Bäume (Zukunftsbäume in grün, die nicht gefällt werden dürfen, und B-Bäume (Bedränger) in rot, die freigegeben sind. Foto: H. Kempken

Studentin Sonja Blum und Revierförster Michael Herbrecht bereiten das Kaminholzfällen vor. Markiert werden Z-Bäume (Zukunftsbäume in grün, die nicht gefällt werden dürfen, und B-Bäume (Bedränger) in rot, die freigegeben sind. Foto: H. Kempken

Foto: Heiko Kempken

Wenn sich Revierförster Michael Herbrecht für das neue Jahr etwas wünschen würde, dann wäre es, einmal den unbekannten Baumfreund zu treffen, der immer wieder nachts im Hünxer Wald sein Unwesen treibt. Mit einer Spraydose besprüht der Unbekannte dort die Bäume - wohl in dem Glauben, diese zu schützen. Und erreicht damit - nichts. Außer, dass die Leute vom Forstamt mehr Arbeit haben.

Das hat jeder Spaziergänger im Wald schon einmal gesehen: Bäume, die grün und rot markiert sind. Die Markierungen stammen von den Förstern. Die grünen Bäume tragen ein "Z", die rot markierten ein "B". "Das 'Z' steht für Zukunftsbaum, das 'B' für Bedränger", erläutert Sonja Blum. Sie ist Studentin der Forstwirtschaft und verbringt gerade im Revier Dinslaken, zu dem auch Hünxe gehört, ihr praktisches Semester.

Bis dahin hofft er, dem Baumbeschmierer auf die Schliche gekommen zu sein. Denn der Scherzkeks marschiert nachts durch den Wald und übersprüht die Markierungen des Försters - sowohl die roten als auch die grünen. Beides macht keinen Sinn, sagt Herbrecht, der "über so viel vermeintliche Naturliebe" nur schmunzeln kann. Die grünen Bäume bleiben in jedem Fall stehen. Und die Tage der rot markierten Bäume sind gezählt. So oder so. Denn diese Bäume wachsen im Schatten anderer, hätten dort also langfristig keine Überlebenschance. Weil sie aber gleichzeitig zu aufdringlich für die Nachbarschaft sind und mindestens einem Zukunftsbaum dort mit ihren Ästen in die Krone greifen, gelten sie als Bedränger. Das Schicksal in Form der Motorsäge kommt häufig in Begleitung einer gut gelaunten Familie oder eines Vereins auf Tagesausflug. Denn die Forstämter sind nicht für die Hege und Pflege des Grüns verantwortlich - sondern sie haben auch wirtschaftliche Verpflichtungen. "7000 Kubikmeter Holz" muss allein der Forstbetriebsbezirk Dinslaken im Jahr verkaufen. Die schönsten Stämme "werden zu Furnier", sagt Herbrecht und weist auf die Bürotür seines Försterhauses in Hünxe. Die anderen kommen ins Sägewerk. Die Bäume, die weg müssen, aber zu dünn zur Vermarktung sind, werden zu Kaminholz. Und das darf man selber sägen - unter gewissen Voraussetzungen.

"Freizeitbrennholzselbstwerber" nennt der Landesbetrieb Wald und Holz NRW diejenigen, die ihr Kaminholz selbst aus dem Wald holen dürfen - und dabei recht günstig weg kommen. 25 Euro kostet der Raummeter Holz. Also: "stehendes Holz", so Herbrecht, sprich: ein Baum, der gesägt werden muss. "Polterholz am Weg", sagt Herbrecht kostet 40 Euro, muss aber ebenfalls zerkleinert werden. Klingt preiswert - "ist aber auch Arbeit", erklärt der Revierförster.

Ende Januar oder Anfang Februar ist der nächste Sägetermin. Den genauen Tag verrät Herbrecht nur denjenigen, die sich zum Selbersägen angemeldet haben. Die Reviere für die Säger legt der Förster fest. Und morgens an diesem Tag schaut er noch einmal, ob die roten und grünen Markierungen noch da sind. Zu gerne würde Herbrecht dem Baumfreund begegnen. "Dann gäbe es bestimmt ein tolles Gespräch, nach dem er unsere Pflege-Arbeit mit anderen Augen sehen würde."

(RP)
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