Traditionsberufe Optiker Zwischen Handarbeit und Digitalisierung

Hückeswagen · Daniel Mücher ist Optikermeister im eigenen Geschäft an der Islandstraße. Mit seinen Mitarbeitern sorgt er dafür, dass die Hückeswagener gut sehen können. Brillengläser werden heute digital per CNC geschliffen, was nur ein paar Minuten dauert.

 Daniel Mücher bei der Arbeit. Der Optikermeister vom Island hat die neue Brille eingestellt, jetzt werden noch die Gläser gesäubert.

Daniel Mücher bei der Arbeit. Der Optikermeister vom Island hat die neue Brille eingestellt, jetzt werden noch die Gläser gesäubert.

Foto: Michael Schütz

Hückeswagen Eine Brille ist heutzutage weit mehr als eine schnöde Sehhilfe. Sie ist Accessoire und Schmuckstück zugleich, und daher legen die Kunden beim Optiker oft genauso viel Wert auf das Design des Gestells wie auf die Qualität der Gläser. Das bedeutet natürlich auch, dass der Optiker weit mehr als nur der Handwerker ist, der die Gläser schleift und ins Gestell einpasst.

Aber neben aller Stilberatung, die oft nötig ist, um dem Kunden den Weg durch die schier unüberschaubare Vielzahl an Gestellen zu weisen, weiß Optikermeister Daniel Mücher genau, dass ohne ein vernünftig geschliffenes Glas die schönste Brille nicht viel bringt. Und der Weg von der ersten Beratung zum fertigen Glas bedarf einiger Schritte.

"Los geht's mit der Messung der Sehschwäche. Die machen wir bei uns nicht im Geschäftsraum, sondern nebenan", sagt Mücher mit Verweis auf das kleine Ladenlokal unterhalb des Traditionsgeschäfts. Der große Vorteil daran sei, dass der Optiker die Messung am Phoropter in völliger Ruhe vornehmen könne. Das ist das mechanische Gerät, das jeder kennt, der schon mal beim Augenoptiker oder Augenarzt gewesen ist. "Darin sind verschiedene Glaskombinationen enthalten, mit denen nach einem festen Schema die Sehschwäche gemessen wird", erläutert Mücher. Damit kann er feststellen, ob Kurz- oder Weitsichtigkeit, eine Hornhautverkrümmung oder Altersweitsichtigkeit vorliegen.

"Das läuft mechanisch ab, dazu wird noch eine computergesteuerte Autorefraktometermessung gemacht", sagt Mücher. Bei dieser wird ebenfalls modernste Technik eingesetzt. "Das Polaskop 3D gibt es so erst seit zwei Jahren", sagt der Optiker. Ziel ist es, die beste und komfortabelste Korrektion für die Kunden zu bekommen.

Sind die Daten erhoben, geht's ans eigentliche Werk: "Denn dann muss im Gespräch eruiert werden, wofür der Kunde seine Brille braucht, welche Anforderungen es gibt", sagt Marcus Oellingrath, der seit 2012 als Augenoptiker bei Optik Mücher arbeitet. Mücher ergänzt: "Wir besprechen auch mit dem Kunden, welche Qualität die Gläser haben sollen." Denn kein Auge ist wie das andere, und das gilt auch fürs Brillenglas.

Die Gläser werden nun als Rohling beim Hersteller bestellt. "Es gibt neben den bekannten Großen wie Zeiss und Rodenstock auch noch viele andere, meist aus Fernost oder Übersee, aber auch aus Deutschland und Frankreich", sagt Oellingrath. Irgendwann seien es die Erfahrungswerte, die den Ausschlag gäben. "Unser Hauptlieferant ist Rodenstock", sagt Mücher.

Sind die Rohlinge im Haus, wird es wieder handwerklich, wenngleich sich die Digitalisierung bemerkbar macht. "Die Gläser werden heute digital per CNC geschliffen. Das dauert nur ein paar Minuten pro Glas. Früher brauchte man von Hand dafür etwa eine Dreiviertelstunde", sagt Oellingrath. Die neue Brille kann innerhalb eines Tages fertig sein - wenn denn die entsprechenden Rohlinge vorrätig sind.

Glas ist keineswegs gleich Glas, denn wie die Brillengestelle unterliegt auch das Glas einem stetigen Wandel. "Heute sind schlanke und moderne Materialien gefragt", betont Mücher. An dieser Stelle komme wieder die Stilberatung ins Spiel. "Die Brille ist heute wirklich ein Stück Mode, das Design des Gesamtpakets ist wichtig."

Oellingrath schätzt die Arbeit in einem kleineren Geschäft. Er muss es wissen, denn er hat vor seiner Tätigkeit in Hückeswagen bei einer großen Kette gearbeitet. "Dort ist es viel mehr Fließbandarbeit. Hier haben wir die Zeit, uns auf den Kunden und seine Wünsche einzulassen", sagt der Augenoptiker.

(wow)
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