Hückeswagen Zwei-Straßen-Gesellschaft in Pleuse
Hückeswagen · In Pleuse wird nicht das ganze Wohngebiet vom Schnee geräumt. Anwohner sind verärgert. Die Stadt erläutert ihr Verhalten.
Gerhard vom Dorp bezeichnet es als ein "Phänomen": "Alle Jahre wieder, wenn der Schnee in etwas größerer Menge fällt, wird bei uns in der Außenortschaft Pleuse die Straße nur bis zum Haus 22 geräumt." Dort wohnen seine Frau und er bereits seit 1981. Die beiden Zufahrten zu der Außenortschaft im Norden der Stadt, die über die Bundesstraße 237 zu erreichen ist, seien immer geräumt worden - bis dann in den letzten Amtswochen des damaligen Bürgermeisters Uwe Ufer, etwa im Herbst 2013, der Räumdienst gekappt worden sei. "Angeblich aus Einsparungsgründen", bericht vom Dorp.
Jetzt, zum Jahresbeginn, hat es wieder kräftig geschneit, und der Hückeswagener ist sauer auf die Stadt: "Da der Winterdienst eine von der Stadt erbrachte Leistung ist, die per Umlage von den Bürgern zurückgefordert wird, ist es mir unerklärlich, warum wir Bürger zweiter Klasse sind und Richtung Radevormwald durch die Schneewehen fahren müssen." Dieser Zustand sei unhaltbar. "In der Vergangenheit haben wir uns mit einem Allradfahrzeug auch schon einmal in den Schneewehen festgefahren", erinnert er sich.
Im Übrigen sei am Ende des Wegs die Bushaltestelle, die von den Schulkindern aus der Ortschaft genutzt werden müsse, sofern diese nicht per "Taxi Mama" befördert würden. Vom Dorp: "Direkt betroffen sind vier Häuser und alle Anlieger, die die Ausfahrt nach Radevormwald nutzen möchten." Nun hofft er - endlich - auf ein Einsehen bei der Stadtverwaltung.
Doch das wird es so, wie er sich das wünscht, nicht geben. Dabei sagt Bürgermeister Dietmar Persian, der den Unmut des Anwohners verstehen kann, auf Anfrage unserer Redaktion: "Es stimmt, was Herr vom Dorp sagt - die Zufahrt aus Richtung Rade wird nicht geräumt." Den Grund dafür liefert er gleich mit: "Die Straße bis zum Haus Pleuse 22 ist weder eine öffentlich gewidmete Straße noch eine im städtischen Eigentum." Daher würde dieser Teil der Straße, wie weitere Privatwege im Stadtgebiet, nicht geräumt. Das müssten die Anwohner in Eigenregie regeln. "Wir räumen nur, wo wir eine Verkehrssicherungspflicht haben", betont Persian. Derweil rät Bauamtsleiter Andres Schröder: "Man kann in Pleuse ja auch die andere Ausfahrt nehmen, auch wenn das dann etwas länger dauert."
Persian widerspricht vom Dorp allerdings darin, dass er ein "Bürger zweiter Klasse" sei. Denn er würde überhaupt keine Umlage, sprich Straßenreinigungskosten und damit auch Gebühren für den Winterdienst zahlen. "Das zahlen nur die Hückeswagener, die in der Innenstadt wohnen", stellt Persian klar. Die Anwohner der Außenortschaften, zu denen auch er gehöre, zahlten sie nicht. "Das ist eigentlich eine Ungerechtigkeit", meint der Bürgermeister, der in Niederbeck bei Herweg wohnt.
Er empfindet es hingegen als gerechter, überhaupt keine Straßenreinigungsgebühren, in denen auch die Kosten für den Winterdienst enthalten sind, mehr zu erheben. "Eine Alternative wäre es, die Grundsteuer zu erhöhen, da diese jeden betrifft." Das ist letztlich aber in erster Linie eine Entscheidung, die die Politik der Schloss-Stadt treffen müsste.