In Hückeswagen Wird es einen Friedwald nahe der Bever geben?

Hückeswagen · Seit Ende der 1990er Jahre gibt es in Deutschland die Möglichkeit der Urnen-Bestattung an Bäumen in freier Natur.

 Bänke aus Holz und ein Kreuz stehen in der Ruhestätte Natur in Herten. So könnte auch ein Friedwald nahe der Bever gestaltet werden.

Bänke aus Holz und ein Kreuz stehen in der Ruhestätte Natur in Herten. So könnte auch ein Friedwald nahe der Bever gestaltet werden.

Foto: dpa/Caroline Seidel

Bestattung im Wald und damit in der Natur statt auf dem Friedhof traditioneller Art: Möglicherweise wird das in absehbarer Zeit auch in Hückeswagen möglich sein. Aktuell liegt im Rathaus die noch unverbindliche und formlose Anfrage eines hiesigen Waldbesitzers vor, der auf einem seiner Forstgrundstücke nahe der Bever-Talsperre einen Friedwald anlegen möchte. Betrieben werden soll der dann von einem Bestattungsunternehmen, das schon Erfahrung hat mit dieser noch vergleichsweise jungen Art der Beisetzung.

Die Stadtverwaltung stehe der Anfrage jedenfalls offen gegenüber und werde ein formelles Verfahren „positiv begleiten“: Das kündigte Bürgermeister Dietmar Persian jetzt in der Ratssitzung an. Der Waldbesitzer und der potenzielle Betreiber des Friedwaldes sollen demnächst zu einem Gespräch ins Rathaus eingeladen werden, um das Vorhaben konkreter zu besprechen.

Im Hintergrund der Überlegungen steht das sich verändernde Bestattungsverhalten im ganzen Land, dem auch die Stadt Rechnung tragen muss. Die klassische Beerdigung ist seit Jahren nicht mehr der Regelfall, auch nicht im ländlichen Raum und in der Kleinstadt. Stattdessen nimmt die Zahl der Einäscherungen und Urnen-Beisetzungen kontinuierlich zu.

Als Alternative zum Urnengrab auf dem kommunalen Friedhof Am Kamp gibt es in Hückeswagen seit Jahren das Kolumbarium der Evangelischen Kirchengemeinde in der alten Johanniskirche an der Kölner Straße. Ein Friedwald am Rande der Stadt wäre eine weitere Alternative für Urnen-Bestattungen, die es auch in einigen Nachbarstädten derzeit noch nicht gibt. Die von Hückeswagen aus nächstgelegenen Waldbestattungen sind in Radevormwald und in der oberbergischen Gemeinde Lindlar möglich.

Friedwälder gab es seit den 1990er Jahren zunächst nur in der Schweiz. Dahinter standen von der Ideologie her Vorstellungen von der Rückkehr des Menschen nach dem Tod in den Kreislauf der Natur. Anders als in der Schweiz, wo die Asche der Toten in der freien Natur verstreut werden darf, besteht in deutschen Friedwäldern, von wenigen Ausnahmen abgesehen, Urnenpflicht. Der Beisetzungsort für die Totenasche in den Urnen aus meist biologisch abbaubarem Material liegt unmittelbar am Wurzelwerk dafür ausgesuchter Bäume. Grabmäler dürfen dort nicht errichtet werden, die individuelle Grabpflege entfällt.

Ein Friedwald ist keine im eigentliche Sinne private Einrichtung. Deshalb wird sich die Stadt auch nicht nur formal mit der Nutzungsgenehmigung zu beschäftigen haben, wenn es konkret um die Waldbestattung nahe der Bever geht. Friedwälder werden in aller Regel als öffentlich-rechtlicher Friedhof gewidmet. Träger ist damit die Kommune, also die Stadt – und zwar unabhängig davon, wer Eigentümer des Waldgrundstückes ist.

An manchen Orten in Deutschland sind es auch die Kommunen, vereinzelt aber auch Kirchengemeinden, die den Friedwald betreiben. Überwiegend sind aber private Bestattungsunternehmen als Betreiber tätig.

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