Gegen den Fachkräftemangel in Hückeswagen „Zukunftsschmiede“ nimmt Formen an

Hückeswagen · Das Projekt, das aus der Idee einer Junior-Akademie hervorgegangen ist, soll nach den Sommerferien im Berufskolleg starten. Dessen Leiter Gunnar Mühlenstädt stellte es im Schulausschuss vor.

 Im März 2023 zeigte sich Gunnar Mühlenstädt, Schulleiter und Geschäftsführer des Berufskollegs Hückeswagen, mit Tablet und Robotertechnik.

Im März 2023 zeigte sich Gunnar Mühlenstädt, Schulleiter und Geschäftsführer des Berufskollegs Hückeswagen, mit Tablet und Robotertechnik.

Foto: Jürgen Moll

Die Idee einer Junior-Akademie für das „kleine bergische Städtedreieck“ Hückeswagen, Radevormwald und Wipperfürth ist vor einigen Jahren aus den Reihen des Vereins 3-Städte-Depot gekommen. Ziel ist es, dem Fachkräftemangel schon frühzeitig – also ab der Jugend – zu begegnen. In der jüngsten Sitzung des Schulausschusses stellte Gunnar Mühlenstädt, Leiter des Berufskollegs Hückeswagen und Mitglied im 3-Städte-Depot, die Weiterentwicklung dieser Idee vor. „Die Junior-Akademie ist als Idee sicherlich gut gewesen, allerdings für den Verein auch eine Nummer zu groß. Deswegen haben wir als Berufskolleg überlegt, ob wir das nicht in anderer Form umsetzen könnten“, sagte Mühlenstädt. Die „Zukunftsschmiede“ war geboren.

Der Bedarf für eine solche Einrichtung sei dabei im Norden des Oberbergischen Kreises durchaus gegeben. „Wir haben das Roe-Lab im Röntgen-Museum in Lennep und das :metabolon in Lindlar“, sagte Mühlenstädt. „Das war es dann aber auch in dieser Hinsicht.“

Die „Zukunftsschmiede“ richte sich dabei an Schüler der achten bis zehnten Jahrgangsstufen, die dann in den Räumlichkeiten des Berufskollegs die Werkzeuge, Geräte und Instrumente ausprobieren könnten, die dort vorhanden seien. „Wir haben dafür die ehemalige Kapelle im ehemaligen Marienhospital als Raum vorgesehen – die Kapelle wird seit etwa einem Dreivierteljahr umgebaut“, sagte Mühlenstädt. Die Ausstattung sei dabei über Leader-Mittel gefördert worden – etwa 250.000 Euro in den kommenden drei Jahren seien in diesem Zusammenhang genehmigt worden. Der Start solle nach den Sommerferien erfolgen.

„Wir wollen im Herbst starten – wir, das sind in diesem Falle vor allem die Dozenten. Die sollen vor allem aus drei Bereichen kommen: aus unseren eigenen Reihen, dann die Lehrkräfte der weiterführenden Schulen, aber auch die Azubis und die Ausbilder aus den Betrieben“, sagte Mühlenstädt. Denn in erster Linie sei es das Ziel der „Zukunftsschmiede“, die Attraktivität der Ausbildung in einem gewerblichen und technischen Bereich zu fördern und den Jugendlichen zu zeigen. Hierfür könnten natürlich vor allem diejenigen als Vermittler funktionieren, die ihrerseits selbst gerade in der Ausbildung seien – vielleicht analog zu den Ausbildungsbotschaftern im Handwerk, die wiederum in Schulen gehen, um das jeweilige Handwerk vorzustellen.

Die Notwendigkeit für eine Einrichtung wie die „Zukunftsschmiede“ sei an den Entwicklungen der jüngeren Zeit abzusehen. „Wir versuchen schon seit Jahren, aktiv gegen die Tatsache vorzugehen, dass es mehr Stellen als Auszubildende gibt“, sagte Mühlenstädt. Das sei eine Entwicklung, die in den vergangenen Jahren immer deutlicher sichtbar werde – und so natürlich auch seinerseits den Fachkräftemangel befeuere. Mit der „Zukunftsschmiede“ und dem vielfältigen Angebot wolle man diesem Phänomen entgegensteuern. „Es soll ein dynamisches und sich weiter entwickelndes Angebot sein, aber eine Sache ist ganz klar: Was wir anbieten können, das wollen wir auch anbieten“, sagte der Berufskollegsleiter.

In Bezug auf die Dozenten könne er sich auch eine gewisse Dynamik vorstellen. „Wir sind offen für Pensionäre oder Studierende – das Ganze kann und soll sich verselbstständigen“, sagte Mühlenstädt. Die Themen der Kurse, die ab Herbst in der Kapelle des ehemaligen Marienhospitals angeboten werden sollen, seien vielfältig – mit einem gemeinsamen Nenner. „Das Thema MINT – also die Schulfächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik –, wird in den Kursen stattfinden. Wir haben eine gewisse Ausrüstung im Berufskolleg vorhanden, die soll natürlich genutzt werden – etwa mit Design-Kursen mit 3D-CAD, 3D-Druck oder 3D-Scans“, sagte Mühlenstädt. Weitere Themengebiete seien Web-Design, in dessen Rahmen etwa ein Webshop erstellt werden könne, oder Robotik. „Hier können Roboter zusammengebaut und programmiert werden“, sagte der Berufskollegsleiter. Virtuelle Realität könne mit entsprechenden Brillen oder der Möglichkeit, einen eigenen Escape-Room in Virtueller Realität zu programmieren.

„Es ist auch eine Kooperation mit dem Hückeswagener Handwerk geplant, in dem Handwerker ihre Gewerke vorstellen – etwa auch in Form von Projekttagen“, sagte Mühlenstädt. Neben den Kursen soll es in der „Zukunftsschmiede“ außerdem eine regelmäßig stattfindende Projektwerkstatt geben, wie der Berufskollegsleiter weiter ausführte. „Dort soll dann in unserer ‚New-Work‘-Kapelle freies Arbeiten unter Anleitung der Dozenten möglich sein. Als Termin haben wir aktuell einmal den Freitagnachmittag von 15 bis 18 Uhr vorgesehen“, sagte Mühlenstädt.

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