Privatschule in Hückeswagen Zehn Jahre Innovation am Berufskolleg

Hückeswagen · Mit dem Schuljahr 2010/2011 nahm die Privatschule bergischer Unternehmer ihre Arbeit auf. Die mit dem Siegel „Smart School 2020“ ausgezeichnete Schule blickt aber immer weiter nach vorne.

 Sind stolz auf zehn Jahre Berufskolleg Hückeswagen (v. l.): Dr. Alexander Geist, Heinz Dörpinghaus, Gunnar Mühlenstädt, Dieter Schruff und Gabriele Döbler.

Sind stolz auf zehn Jahre Berufskolleg Hückeswagen (v. l.): Dr. Alexander Geist, Heinz Dörpinghaus, Gunnar Mühlenstädt, Dieter Schruff und Gabriele Döbler.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Das Berufskolleg Hückeswagen kann sich in 2020 über zehn Jahre des Bestehens freuen. Was zu Beginn nur eine Idee des Unternehmers Harald Pflitsch und des damaligen Bürgermeisters Uwe Ufer war, hat sich im vergangenen Jahrzehnt zu einem Bildungs-Aushängeschild im Bergischen Land und darüber hinaus entwickelt. So war unter den diesjährigen Abiturienten sogar eine junge Frau aus Bayern, die sich für Ausbildung und Abitur in Hückeswagen entschieden hatte. Mit dem Schuljahr 2010/11 nahm das Berufskolleg die Arbeit auf – damals aufgrund des Raummangels noch in zwei Containern an der Realschule (s. Interview). Heute, zehn Jahre später, darf sich die Einrichtung mit dem Titel „Smart School 2020“ schmücken. Sprichwörtlich eine Bilderbuchentwicklung.


Wie waren die Anfänge? Der damalige Leiter der Realschule Dieter Schruff war gerade frisch in den Ruhestand gegangen, als ihn Uwe Ufer gefragt hatte, ob er beim Aufbau einer neuen Schule mithelfen wolle. „Wir starteten mit einer Klasse von Industriekaufleuten in der Jahrgangsstufe zehn, die machten dann 2013 ihren Abschluss mit Ausbildung und Abitur. Von 21 Schülern haben 18 beides bestanden“, erinnert sich Dieter Schruff. Die Idee, Abitur und eine Ausbildung zeitgleich zu machen, sei offensichtlich auf Interesse gestoßen. „Wir hatten bald die erste Technikerklasse und 2014 waren es dann sieben Klassen“, sagt der langjährige Pädagogische Beirat, der im vorigen Jahr ausschied. Im zweiten Schuljahr zog das Berufskolleg dann in die umgebauten Räumlichkeiten im ehemaligen Marienhospital.


Wie ist das Berufskolleg aufgebaut? Das Prinzip der Ausbildung am Berufskolleg ist von Anfang an, die Schüler neben dem Abitur eine Ausbildung zum Industrie-/Zerspanungsmechaniker oder Industriekaufmann/-frau machen zu lassen. Das soll wiederum in der verkürzten Zeit von drei Jahren geschehen – was entsprechendes Engagement der Schüler voraussetze. Als Ausbildungspartner sind die Firmen Pflitsch, Kuhn Edelstahl, Joh. Clouth, Klingelnberg, Recknagel, Dohrmann, HBS Betz, Magurit, Jokey, BEW, Haromac, Stadtwerke Radevormwald, Voss, Bornemann und Proroll mit an Bord. „Die Idee war seinerzeit sehr innovativ – und wird heute von den Industrie- und Handelskammern gerne aufgegriffen“, betont Schulleiter Gunnar Mühlenstädt.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung? Ein wesentlicher Bereich der Ausbildung am Berufskolleg ist eng an die Digitalisierung der Bildung gekoppelt. „Wir haben daran schon seit einigen Jahren gearbeitet. Beschleunigt wurde das jedoch ganz aktuell durch die Corona-Krise“, sagt Mühlenstädt. Die so angestoßenen Prozesse hätten zwar sehr viel Arbeit und Einsatz gekostet. „Aber es hat wunderbar geklappt und hat uns während der Monate der Schulschließung ein kontinuierliches Weiterarbeiten ermöglicht.“ Daher lege man bei der Auswahl des Kollegiums auch besonders strenge Maßstäbe an, unterstreicht Dr. Alexander Geist, der Leiter der kaufmännischen Ausbildung. „Es muss eine hohe Beruflichkeit vorhanden sein, aber auch eine entsprechende digitale Kompetenz.“ Es müsse immer zu 100 Prozent passen.

Wie sieht die Zukunft aus? Im Berufskolleg blickt man nach vorne. „Wir sind jetzt schon bereit, den nächsten Schritt nach der Digitalisierung zu gehen. Dieser Schritt könnte etwa die Virtualisierung sein“, sagt Mühlenstädt. Bildung könne so tatsächlich erlebbar sein – etwa indem man mittels Virtueller Realität ein Logistikzentrum der Größe von Amazon besuche. „Wir suchen gezielt Partnerschaften zu Unternehmen, die uns da unterstützen“, sagt der Schulleiter. Das sei wirklich Zukunft, der Stand von Morgen. „Dort wollen wir hin.“ Sein Stellvertreter Heinz Dörpinghaus betont: „Betriebe sind auf uns zugegangen mit dem Wunsch, einen weiteren Bildungsgang anzubieten. Vermutlich mit dem Schuljahr 2021/2022 könnte das Realität werden.“

Was sagt der Bürgermeister dazu? Dietmar Persian ist voll des Lobes für das Hückeswagener Berufskolleg: „Es ist ein ganz besonderes Markenzeichen für unsere Schloss-Stadt.“ Die Arbeit und auch das so gut genutzte Angebot des Berufskollegs zeige, wie groß die Verantwortung der Unternehmen in Hückeswagen für die Ausbildung sei. „Mit dem neuen Schulleiter Gunnar Mühlenstädt ist nun noch einmal ein besonderer Drive in die digitale Ausbildung gekommen“, sagt Persian. Deren Umsetzung sei am Berufskolleg vorbildlich und vielen anderen Schulen weit voraus. „Was anderswo noch geplant wird, ist am Berufskolleg in Hückeswagen bereits umgesetzt“, hat Persian festgestellt.

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