Hückeswagen Wo die Sonne zu Hause ist

Hückeswagen · Eine gute Nachbarschaft ist das Kennzeichen vom "Sonnenplätzchen". Die Entstehungsgeschichte der Häuser steht stellvertretend für den Aufbruch in eine neue Zeit und den Wunsch der Menschen nach Heimat und Frieden.

Einen Platz an der Sonne zu haben, ist nicht allen Menschen vergönnt. In Hückeswagen jedoch gibt es einen Ort, an dem die Menschen sozusagen eine Garantie haben: die Straße Am Sonnenplätzchen. Wer sich der Siedlung nähert, muss zunächst über die Feldstraße bergan fahren. Die Straße endet in einem kleinen Wendehammer. Ein blaues Schild an einem der Häuser und die nicht zur Feldstraße passende Hausnumerierung geben dann die Gewissheit: Hier muss das Sonnenplätzchen sein.

Die "Keimzelle" der Siedlung besteht aus drei Häusern. Sie waren ab 1953 mit Unterstützung der VdK-Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft, die sich speziell um die Veteranen und Hinterbliebenen des Zweiten Weltkriegs gekümmert hatte, errichtet worden. In einer dieser "Ur-Zellen" wohnen Brigitte und Werner König. "Die Grundstücke gehörten dem Bauer Linder, daher wurde das Stück Land auch einmal Linders Wiese genannt", berichtet Brigitte König.

Die Grundstücke waren nach dem Zweiten Weltkrieg von der Stadt erworben und per Erbpacht für 99 Jahre vergeben worden. Die Feldstraße, so erinnern sich die Anwohner, war damals bereits bebaut. Um 1957 waren die ersten Häuser am Sonnenplätzchen bezugsfertig. Aus dieser Zeit des Neubeginns und des Aufbruchs können die Königs so manche Anekdote erzählen. Das Fliesen des Badezimmers etwa war das Werk eines Mannes an einem Wochenende. "Nachdem wir dem Handwerker einen Kasten Bier und eine Flasche Schnaps versprochen hatten, fing er samstagnachmittags an", blickt Werner König zurück. "Bis Sonntagabend arbeitete er durch. Dann setzte er sich im Angesicht seines fertigen Werkes hin und freute sich angesichts der angelieferten Getränke seines Lebens. Er trank bis Montagmorgen."

Nach dem Bau der kleinen Siedlung ergab sich allerdings ein ebenfalls kleineres Problem. So kam es immer wieder vor, dass Besucher in Zeiten, als es für Navigationssysteme noch nicht einmal einen Namen gab, "Am Sonnenplätzchen" einfach nicht finden konnten. Als sich in den 80er Jahren sogar der Notarztwagen verfuhr, entschlossen sich die Anwohner zum Handeln. "Wir sind zur Stadt gegangen und haben um Abhilfe gebeten", sagt König. Ergebnis: Heute ist unter dem Straßenschild "Feldstraße" auch eins für das Sonnenplätzchen installiert. 1983/84 wurde ein neuer Kanal gebaut, und die Straße bekam mit dem Verbundsteinpflaster ein komplett neues Aussehen.

Streit kennen die Anwohner nicht. König: "Wir, die wir hier wohnen, sind die Nachkommen, die zweite Generation der Bauherren sozusagen." In diesem Geist werden im Mai zwei Goldene Hochzeiten gefeiert, so ganz unter sich und ohne öffentliche Aufmerksamkeit. Aber an einem Platz an der Sonne..

(RP)
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