Herr Binder, ist die Feuerwehr im Moment so einsatzbereit wie sonst auch?
Feuerwehr in Hückeswagen Einsatzkräfte achten auf ihre Gesundheit
Hückeswagen · Der Hückeswagener Stadtbrandinspektor Karsten Binder spricht über den Corona-Alltag der Freiwilligen Feuerwehr in der Schloss-Stadt. Und über die Schwierigkeiten, die Kameradschaft in der Pandemie zu pflegen.
Karsten Binder Ja, die Einsatzbereitschaft der Freiwilligen Feuerwehr Hückeswagen ist weiterhin wie zuvor vorhanden.
Können die Löschgruppen sich denn überhaupt treffen?
Binder Seit Anfang November ist der Übungs-und Ausbildungsbetrieb im gesamten Kreis – übrigens bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr – bei allen Feuerwehren unterbrochen worden. Das heißt, dass derzeit keine Treffen und auch keine Ausbildung stattfinden.
Wie wird sich denn während Corona auf den Ernstfall vorbereitet?
Binder Seit Beginn der Corona-Pandemie ist das Abstandhalten unser oberstes Gebot. Alle Einsatzkräfte tragen immer einen Mund-Nase-Schutz. An den Einsatzstellen sollen sich unsere Kräfte, natürlich soweit dies umsetzbar ist, immer an diese Regeln halten. Klar ist aber auch, dass zum Beispiel bei einem Verkehrsunfall im Zuge einer Rettungsaktion kein Mindestabstand oder überhaupt Abstand einzuhalten möglich ist. Hier müssen alle Rettungs- und Feuerwehr-Kräfte schnell und teils sehr nah nebeneinander arbeiten. Jedoch dürfen im Moment nur Kräfte zum Einsatz kommen die gesund, also frei von Symptomen, sind.
Kürzlich war mit dem Doppelgaragenbrand in Kobeshofen und den beiden Bränden im Industriegebiet Winterhagen-Scheideweg und An der Schlossfabrik so ein Ernstfall. Wie bewerten Sie die Einsätze auch im Hinblick auf die Corona-Bedingungen?
Binder Auch hier wurde immer und sehr genau auf Abstand geachtet, alle Einsatzkräfte trugen ihren Mund-Nase-Schutz. Sie achten heute selber noch intensiver auf ihre Gesundheit – schließlich möchte sich keiner mit dem Coronavirus anstecken.
Wie kann das Kameradschaftliche in dieser Zeit aufrechterhalten werden?
Binder Ja, das ist in diesem Jahr wirklich gar nicht so einfach. Alle Aktivitäten, wie etwa Sommerfeste und was sonst noch so zur Kameradschaft gehört, konnten beziehungsweise durften nicht stattfinden. Das macht einige Kameraden schon sehr nachdenklich. Aber es geht nicht nur uns so, auch alle anderen Hilfsorganisationen, wie etwa die DLRG oder das THW, sind ja hiervon gleichermaßen betroffen.
Wie hat es in Sachen Jugendarbeit in den vergangenen Monaten in der Schloss-Stadt ausgesehen? Konnte da was stattfinden?
Binder Seit Anfang März, also mit Beginn der Pandemie in Deutschland, ist der komplette Übungs- und Freizeitdienst in unserer Jugend- und Kinderfeuerwehr eingestellt worden. Von Seiten der Kreisjugendfeuerwehr wurde zwischendurch ein Malwettbewerb ausgeführt, jedoch konnte eine Preisverleihung bislang noch nicht vorgenommen werden.
Und was macht die Kinderfeuerwehr „Feuerlöwen“ zurzeit?
Binder Unsere Betreuerinnen haben vor Kurzem eine mehrseitige Mappe mit Bildern zum Ausmalen und verschiedene Fragen zur Feuerwehr entwickelt und allen Kindern zugeschickt. Das hat das Ziel, dass sich die Kleinen in ihrer Freizeit auch weiter mit dem Thema Feuerwehr beschäftigen können.
Wie versuchen Sie zu verhindern, dass durch einzelne Infektionsfälle die ganze Feuerwehr ausfällt?
Binder Das ist durch die Vielzahl von verschiedenen Kräften natürlich nicht ganz auszuschließen. Es gibt unterschiedliche Freizeitgestaltung, berufliche und private Kontakte. Das alles ist ein großer „Cocktail“, der sich vermischen kann – aber nicht darf. Um diesem Problem entgegenzuwirken, haben wir mit Beginn der Wiederaufnahme des Ausbildungsbetriebs, also seit Mitte Juni, die einzelnen Einheiten im Übungsbetrieb stark reduziert. Das hatte etwa die Auswirkung, dass nur kleinere Gruppen von maximal sechs bis neun Personen gleichzeitig üben dürfen. Wenn sich hieraus jemand mit dem Coronavirus infiziert oder es zu einer Quarantäne kommt, würde nur diese vergleichsweise kleine Gruppe ausfallen und nicht eine komplette Einheit. So praktizieren es alle Feuerwehren im ganzen Oberbergischen Kreis.
Wird so ein Fall auch im Planspiel durchgespielt?
Binder Nein. In den Planspielen, die in den vergangenen Jahren bei Fortbildungslehrgängen durchgespielt wurden, ist ein solcher Fall nicht vorgesehen. Hier stehen andere feuerwehrtaktische Maßnahmen im Mittelpunkt der Ausbildung. Eine solche Pandemie – bei dem alles regelrecht ausgeschlossen ist – habe ich im meinem Feuerwehrleben auch noch nicht erlebt.
Kann im Moment der Kontakt unter den benachbarten Wehren aufrechterhalten werden?
Binder Viele unserer Kräfte haben weiterhin Kontakt zu benachbarten Feuerwehreinheiten – überwiegend virtuell, also per Video, Mail, Telefon, Facebook oder WhatsApp. Persönliche Kontakte, wie wir sie sonst untereinander pflegen, sind ja eingestellt.
Wie wichtig ist dieser Kontakt, gerade jetzt?
Binder In vielen Telefongesprächen habe ich in den zurückliegenden Wochen schon gemerkt, dass es den Kräften sehr fehlt, einander auch zu sehen. Das Zwischenmenschliche kommt im Moment deutlich zu kurz, und wir alle hoffen auf ein baldiges Ende der Pandemie. Vor kurzem ist ja ein Durchbruch bei der Entwicklung eines Impfstoffes zu verzeichnen – das macht Mut. Wir müssen dennoch warten, bis sich die Gesamtlage entspannt, um uns wieder in gewohnter Weise treffen zu können.