Rückblende Hückeswagen Vor 125 Jahren Winterhagen bekommt einen Eisenbahnhaltepunkt

Hückeswagen · Der Tanz in den Mai 1893 war für die Menschen in Winterhagen ein ganz besonderes Fest. Der 1. Mai war ein Montag und würde ihre kleine Welt nachhaltig verändern: Angekündigt war die Eröffnung eines Eisenbahnhaltepunktes.

 Der Bahnhof Winterhagen macht seinem Namen alle Ehre.

Der Bahnhof Winterhagen macht seinem Namen alle Ehre.

Foto: Archiv Kux/Johann

Als am 13. Mai 1876 die Bergisch-Märkische Eisenbahn die ersten Züge zwischen Lennep und Hückeswagen nach offiziellem Fahrplan rollen ließ, war davon noch keine Rede. Die Menschen in Winterhagen, wo die Trasse durch das Gebiet der Landgemeinde führte, blieben zunächst Zaungäste und mussten ihre Fahrkarten entweder in Hückeswagen oder in Bergisch Born lösen. Doch knapp zwei Jahrzehnte später änderte sich das. Es stand der generelle zweigleisige Ausbau der Strecke von Lennep nach Bergisch Born an, und Vorprüfungen kamen zu dem Ergebnis, dass sich nun die Eröffnung eines Haltepunkts in Winterhagen, das an dem Abzweig von Bergisch Born nach Wipperfürth lag, für den Personenverkehr lohnen würde. So erfolgte am 2. März 1893 der erste Spatenstich. Voller Vorfreude wertet die Bergische Volkszeitung, eine Vorgängerzeitung der Bergischen Morgenpost, den Beginn der Arbeiten "als einen weiteren Fortschritt für die Entwicklung unserer Verkehrsverhältnisse".

Der neue Fahrplan hatte immerhin 15 Halts in Winterhagen in die eine oder andere Richtung vorgesehen. Der erste Zug startete um 6.17 Uhr nach Bergisch Born, der letzte fuhr um 22.17 Uhr Richtung Wipperfürth. Und die Menschen konnten dort nicht nur Fahrkarten kaufen. Die Landwirte konnten an der Station ihre Milchkannen verladen und eine neue Gaststätte eröffnete. Somit entstanden ein neuer Warenumschlagsplatz und ein Treffpunkt, an dem Neuigkeiten ausgetauscht wurden.

Eine erste Bilanz zwei Monate nach der Eröffnung gab den Optimisten recht, die eine starke Frequenz vorhergesagt hatten: Alleine im Premierenmonat Mai wurden mehr als 2400 Fahrkarten ausgegeben. Auch am anderen Ende der Landgemeinde, an der Grenze zu Wipperfürth, kam Vorfreude auf, denn noch für November war ein Halt in Hämmern geplant.

In den folgenden Jahren florierte die Bahnverbindung, so dass der Bahnhof 1898 erweitert wurde: Der Bahnsteig wurde um 50 Meter verlängert, und das Stationsgebäude erhielt einen Wartesaal für die Passagiere der 1. und 2. Klasse.

Der Höhepunkt der Winterhagener Eisenbahngeschichte kam am 1. Dezember 1906: Direkt neben dem ersten Stationsgebäude entstand ein neuer Bahnhof, und wie es damals hieß, "das schönste Bahnhofsgebäude der Region". Als die Familie Kux das Gebäude viele Jahrzehnte später erwarb und im Jahr 2006 im privaten Kreis "das 100-jährige Bestehen" feierte, war das erste Stationsgebäude schon lange abgerissen. Bilder im Eingangsbereich der Heilpraxis von Ute Kux künden noch heute von dessen ruhmreichen Zeiten. NORBERT BANGERT

(nob)
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