Ostern Starke Frauen Wertvolle Stütze auf dem letzten Weg

Hückeswagen · Sterbebegleitung ist eine Aufgabe, die Kraft kostet. Die aber jedem, der sie übernimmt, auch viel zurückgibt. In Hückeswagen füllen derzeit nur Frauen dieses Ehrenamt aus. Darunter ist auch Susanne Vandenherz, die von dieser Aufgabe erzählt.

Ostern Starke Frauen: Wertvolle Stütze auf dem letzten Weg
Foto: Blazy, Achim (abz)

Zuhören, Reden, Vorlesen oder einfach nur für jemanden da sein: Die Zeit dazu schenkt Susanne Vandenherz schwerkranken und sterbenden Menschen und deren Angehörigen. Seit fünf Jahren ist sie eine von insgesamt 18 ausgebildeten Begleiterinnen der Hospizgruppe Hückeswagen. 2011 hatte sich die 57-Jährige dazu entschlossen, die Ausbildung zur Hospizbegleiterin, die knapp 100 Unterrichtsstunden umfasst, zu absolvieren.

"Der Tod gehört zum Leben. Ich habe mich gedanklich schon immer damit befasst", sagt die Hückeswagenerin. Besonders intensiv wurde Susanne Vandenherz mit dem Tod konfrontiert, als ihr neunjähriger Sohn im Jahr 2002 an Leukämie starb. "Ich habe lange gebraucht, um diesen Verlust zu verarbeiten", berichtet sie mit Tränen in den Augen und in der Hoffnung auf ein Wiedersehen nach dem Tod.

Ihre beiden Großmütter sind zu Hause gestorben, als Susanne Vandenherz noch ein Kind war. "Damals war es üblich, dass die Nachbarn noch ans Totenbett kamen, um Abschied zu nehmen", fügt sie hinzu. Heute sind viele ältere Menschen einsam oder die Angehörigen mit der Situation überfordert. Die Besuche der Begleiter sind daher nicht nur eine Bereicherung für den Betroffenen, sondern auch eine Entlastung für die Angehörigen, die in dieser Zeit Besorgungen machen oder sich einfach nur eine Auszeit nehmen können.

Susanne Vandenherz führt dann Gespräche mit den Patienten, liest vor oder bringt Musik mit. "Manchmal schweigt man auch nur", erzählt sie. Dabei vertrauen ihr die schwerkranken Menschen manchmal ihre Sorgen und Nöte an, über die sie mit ihren Angehörigen nicht sprechen können, um diese nicht zusätzlich zu belasten. "Die Gespräche drehen sich aber nicht nur um dieses Thema. Es wird auch gelacht", sagt die berufstätige Sozialarbeiterin. Bei ihrem ersten Einsatz betreute sie eine Dame im Altenheim, die nicht mehr sprechen konnte. "Das war eine Herausforderung, da ich nichts von ihrem Leben wusste und nichts mehr erfragen konnte", schildert die Ehrenamtlerin.

Sechs Menschen hat sie bisher auf ihrem letzten Weg begleitet. Die Besuche reichen von einmal wöchentlich bis täglich, die längste Begleitung ging über zwei Jahre. Der Abschied ist dabei nie leicht, aber dennoch unausweichlich. "Besonders berührt bin ich, wenn das Sterben schwer und mit Schmerzen verbunden ist", sagt Susanne Vandenherz.

Das ehrenamtliche Engagement hat die Sterbebegleiterin auf die Trauerbegleitung für Angehörige ausgeweitet, denn sie weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig der Trauerprozess ist, der manchmal auch ein ganzes Leben dauern kann. Nach dem Tod ihres Sohnes hatte sie sich einer Trauergruppe für verwaiste Eltern angeschlossen. "Es ist schwer, mit dem Verlust klarzukommen, den man erlitten hat. Mir hat die Selbsthilfegruppe damals sehr gut getan", sagt sie.

Neben ihrer beruflichen Tätigkeit kümmert sich die Sozialarbeiterin um die 94-jährige Mutter, das Haus, in dem sie mit ihrem Mann lebt, und den 3000 Quadratmeter großen Garten in Oberdorp. Die 26-jährige Tochter lebt nicht mehr zuhause. Wenn es die Zeit zulässt, möchte sich die 57-Jährige noch zusätzlich für die Kinderhospiz-Arbeit ausbilden lassen.

Gesucht werden Hospizbegleiter immer: "Ich kann das nur empfehlen. Dies muss ja nicht unbedingt mit der Intention verbunden sein, in einer Hospizgruppe mitzuarbeiten", sagt Susanne Vandenherz. In erster Linie biete es Gelegenheit, sich mit der eigenen Haltung zum Leben, aber auch mit dem damit verbundenen Erleben von Krankheit, Tod und Trauer auseinanderzusetzen. "Diese Auseinandersetzung ist eine Bereicherung für das eigene Leben." Davon ist Susanne Vandenherz überzeugt.

(heka)
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