Unterwegs in Hückeswagen Dem Frühling ist das Coronavirus egal

Hückeswagen · Wenige Tage vor dem kalendarischen Frühlingsbeginn am Freitag ist das Wetter auch in der Schloss-Stadt schön geworden. Wie nutzen die Hückeswagener in Zeiten der Coronapandemie Sonnenschein und warme Temperaturen?

 Karin Engels und Tochter Iris Felder aus Hückeswagen nutzten den sonnigen Tag mit einem Besuch im Eiscafe Friuli und rückten nur für das Foto so eng zusammen.

Karin Engels und Tochter Iris Felder aus Hückeswagen nutzten den sonnigen Tag mit einem Besuch im Eiscafe Friuli und rückten nur für das Foto so eng zusammen.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Es sieht aus wie immer. Nicht gerade wie immer in den vergangenen Wochen, aber immerhin wie ein ganz normaler Frühlingstag. Endlich, war doch der Februar ein so regnerischer Monat wie seit 18 Jahren nicht. Doch der Wochenanfang hätte mit zwar noch niedrigen, aber immerhin zweistelligen Temperaturen und Sonnenschein nicht besser sein können. Passend wiederum, da schließlich am kommenden Freitag kalendarischer Frühlingsbeginn ist (s. Info-Kasten).

Und doch ist gerade vieles überhaupt nicht wie immer. Das Coronavirus hält die Welt in Atem, es schert sich nicht um gutes oder schlechtes Wetter. Das öffentliche Leben ist in vielen Bereichen schon eingeschränkt, stellenweise gar stillgelegt. Wie ist die Situation in der Schloss-Stadt aber nun an den ersten schönen Tagen des Jahres? Ein Spaziergang durch die Stadt bringt Aufklärung.

 Hückeswagen statt Teneriffa: Jürgen und Cornelia Schreer aus Engelskirchen waren am Dienstag mit dem E-Bike unterwegs in Hückeswagen. Dabei wollte das Ehepaar jetzt eigentlich auf den Kanaren sein.

Hückeswagen statt Teneriffa: Jürgen und Cornelia Schreer aus Engelskirchen waren am Dienstag mit dem E-Bike unterwegs in Hückeswagen. Dabei wollte das Ehepaar jetzt eigentlich auf den Kanaren sein.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Der Parkplatz an der Wupper-Vorsperre ist nicht übermäßig voll, dennoch stehen einige Autos dort. Auch auf dem Rundweg ist nicht übermäßig viel los, leer ist’s aber auch nicht gerade. Zwei Frauen joggen vorüber, ein Satz bleibt hängen: „Da fühlt man sich gleich viel lebendiger.“ Ob es nun die sportliche Bewegung im Sonnenschein ist, die die junge Frau meint, oder der Abstand zu den Sozialen Medien, in denen sich von Realitätsverweigerung über Fatalismus bis hin zum Aktionismus das ganze Spektrum der menschlichen Emotionsskala findet, wird nicht klar. Es spielt aber auch keine Rolle – die Joggerin gefährdet mit ihrem Lauf niemanden und bewegt sich an der frischen Luft.

Andere Menschen gehen mit ihren Hunden spazieren, die ausgelassen im Sonnenschein tollen und sich offensichtlich nicht nur als Pudel wohlfühlen. An der „Zornigen Ameise“ sind einige Motorradfahrer, Wirt Lorenz Mick hat die Tische sicherheitshalber etwas weiter auseinandergerückt. Er freut sich trotz des Virus, dass Frühling ist.

Auch in der Stadt scheint alles weitgehend normal zu sein. Die Sonne scheint auf den Bahnhofsplatz. Das Eiscafé Friuli ist nicht übermäßig voll, dennoch sind viele der Tische besetzt. Allerdings, und das sind dann die Feinheiten, die schnell ins Auge fallen – die Tische stehen auch hier etwas weiter auseinander, als üblich. Das sind die Einschränkungen im öffentlichen Leben.

An einem Tisch sitzen Inga Kuhnert und Irmgard Hannoschöck. „Mir ist es wichtig, Solidarität mit Betrieben zu zeigen, die heute noch nicht wissen, wann sie möglicherweise schließen müssen – und für wie lange“, sagt Irmgard Hannoschöck. Deswegen sei sie auch schon am Montag im Eiscafé gewesen. „Wir könnten uns auch zu Hause oder im Büro treffen, aber eine Empfehlung lautet auch, sich im Freien zu treffen“, sagt sie weiter. Natürlich ist auch hier Corona das Thema schlechthin. „Wir haben gerade als Erstes darüber geredet“, bestätigt Inga Kuhnert. Das Wetter locke einen aber nach draußen, es bringe zudem nichts, wenn man jetzt den Kopf hängen ließe. „Und wir haben viele andere Themen“, ergänzt sie. Im Moment sei die Lage noch entspannt. Was auch daran liege, dass sie keine kleinen Kinder habe, die sie nun versorgen müsse, sagt Irmgard Hannoschöck. „Da bin ich natürlich in einer privilegierten Situation. Für Familien mit kleinen Kindern, die nun nicht in der Schule oder im Kindergarten versorgt werden, ist das aber eine ganz andere Sache. Das ist unter Umständen schon schlimm.“

Jürgen und Cornelia Schreer sind mit ihren E-Bikes aus Engelskirchen nach Hückeswagen geradelt. Das Ehepaar hat derzeit Urlaub und sollte eigentlich auf Teneriffa sein. „Das wurde natürlich abgesagt. Aber wir machen das Beste daraus und nutzen das schöne Wetter zur Fahrradtour“, sagt der Radtourist. Seine Frau ergänzt: „Man soll sich ja besser an der frischen Luft bewegen als sich in engen Räumen aufzuhalten.“

Dennoch ist festzustellen: So mancher scheint den Ernst der Lage immer noch nicht erkannt zu haben. Einige treffen sich dann doch in Gruppen und halten wenig Abstand voneinander. In Zeiten des Coronavirus ist eindeutig mehr Disziplin gefragt – trotz Frühlings und Sonnenscheins.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort