Rückblende Turnerbund feiert Richtfest beim Bau der vereinseigenen Halle an der Schnabelsmühle

Hückeswagen · Rückblende 5. Dezember 1958 – Vor 60 Jahren

 So präsentierte sich damals die Turnhalle nach der Eröffnung.

So präsentierte sich damals die Turnhalle nach der Eröffnung.

Foto: Archiv

Die vierte Strophe des Deutschen Turnerliedes dürften selbst historisch und musikalisch sattelfeste Mitglieder eines Sportvereins nicht auswendig kennen. Und doch ließ es sich der Journalist der Bergischen Morgenpost im Juli 1959 nicht nehmen, anlässlich der Eröffnung der TBH-Sporthalle an der Schnabelsmühle eine Zeile daraus zu zitieren: „Großes Werk gedeiht nur durch Einigkeit“, titelte er und hob damit die 5265 von Vereinsmitgliedern geleisteten Arbeitsstunden hervor, die in einer gemeinsamen Kraftanstrengung geleistet wurden.

Damit es überhaupt so weit kommen konnte, waren jedoch zunächst ein paar Etappenziele zu erreichen. Ein wichtiges fiel auf den 5. Dezember 1958, genau vor 60 Jahren wurde das Richtfest gefeiert. Und ein halbes Jahr vorher, am 14. Juni 1958, fand unter der Regie des Vereinsvorsitzenden Emil Steinberg der traditionelle erste Spatenstich statt. Bei Tagungen im gegenüberliegenden Vereinslokal (dem mittlerweile abgerissenen Haus Hartmann) wurde zuvor der Arbeitsplan festgelegt.

Von diesem Zeitpunkt an packten „in jeder freien Stunde, vor allen Dingen samstags“ alle kräftig an, so berichtete die BM. Ein spezieller Aufruf richtete sich an die TBH-Jugend, für die alle 14 Tage - ebenfalls an einem Samstag - ein „Sonderarbeitstag“ organisiert wurde. Und auch die Turnerinnen ließen es sich nicht nehmen, bei den Ausschachtungsarbeiten mitzuwirken.

Auffällig ist in der begleitenden Berichterstattung zum Bauprojekt, dass die Arbeitsstatistik der Freiwilligen fast schon ausschweifend geführt und natürlich immer wieder der Öffentlichkeit mitgeteilt wurde. Egal ob Arbeitsstunden aufgeschlüsselt nach Altersgruppen oder die Angabe der weggeschafften Erde in Kubikmetern, alles wurde festgehalten.

Besondere Verdienste um den Bau der Halle erwarb sich der 2017 verstorbene Ernst Müller, der Mitte der 1950er-Jahre bei einer Landesbehörde in Düsseldorf aufgrund einer ausbleibenden Baugenehmigung erfolgreich Vorsprache hielt.

Zum Gelingen trugen auch der ehemalige Vereinswirt Paul Hartmann und der 1958 bereits verstorbene Paul Fild aus Winterhagen bei, denn beide stellten Grund und Boden zur Verfügung.

Warum nahm der damals finanzschwache Verein das Großprojekt überhaupt in Angriff? Wenn man sich in Bezug auf die benutzten Sportstätten das „Bäumchen-wechsele-Dich-Spiel“ anschaut, liegt die Antwort auf der Hand: So hat es nach eigenem Bekunden kaum einen Saal gegeben, in dem man nicht geturnt habe. Zuletzt war der Verein Gast in der Schloss-Turnhalle, die man aber verlassen musste, weil die Stadt dort ein Heimatmuseum plante, das auch 1963 eröffnet wurde. Zudem gab es dort weder Umkleide- noch Waschmöglichkeiten.

Den Stolz, den die Mitglieder beim Richtfest und der Eröffnung empfanden, kann man an einer weiteren Anmerkung in den zeitgenössischen Berichten ersehen, wonach „alle Erkenntnisse der Neuzeit“ berücksichtigt worden seien und dabei nur relativ bescheidene 180.000 D-Mark ausgegeben wurden.

NORBERT BANGERT

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