Hückeswagen Trauer um Helmut Müller

Hückeswagen · Helmut Müller ist tot. Der engagierte Kommunalpolitiker, der 30 Jahre für die SPD im Stadtrat gesessen hatte, starb in der Nacht zu Dienstag. In drei Wochen wäre der Hückeswagener 84 geworden. Am Dienstag wird er beigesetzt

Es war ein Skandal in der damaligen Zeit: "Kolpingssohn in der SPD!", stand auf einem Zettel, der 1964 an einem Aushang in der Firma Klingelnberg hing. Helmut Müller erfuhr davon von seinem Vater – und der Junior sagte: "Der da am Schwarzen Brett – das bin ich." Sozialdemokrat und Kolpingssohn? Für Helmut Müller war das kein Widerspruch. Auch nicht, dass er erst relativ spät Parteimitglied geworden war. Dafür engagierte er sich anschließend umso stärker für die SPD in Hückeswagen. 30 Jahre saß er für sie im Stadtrat, war all die Zeit Mitglied des Bauausschusses, zeitweise Fraktionsvorsitzender, war Abgeordneter des Kreistags und einige Jahre auch (ehrenamtlicher) stellvertretender Bürgermeister. Nach seiner aktiven Zeit als Kommunalpolitiker leitete er lange die SPD-Seniorenorganisation AG 60plus, ehe er sich 2003 aus gesundheitlichen Gründen zurückzog.

44 Jahre Postler mit Leib und Seele

Helmut Müller wurde in die Weimarer Republik hinein geboren. Doch bevor er alt genug war, um etwas davon zu begreifen, war die Zeit der Republik schon wieder vorbei. Anders als viele andere war sein Vater jedoch nicht arbeitslos: Er stand als Dreher bei Klingelnberg am damals neuen Standort Hückeswagen in Lohn und Brot. Es folgten Nationalsozialismus, Diktatur und Krieg. Nach dessen Ende wollte der junge Mann von Politik nichts wissen. Vielmehr widmete sich Helmut Müller als gläubiger Katholik mit aller Kraft dem Wiederaufbau der katholischen Jugend und wurde Pfarrjugendleiter im Ehrenamt. Bei der Post arbeitete der gelernte Modelltischler 44 Jahre lang.

Mitte der 50er Jahre heiratete Helmut Müller; er und seine Frau Hannelore bekamen vier Kinder. Familie und Arbeit standen im Mittelpunkt. Und die Katholische Kirche. Müller engagierte sich in der Kolpingsfamilie, dann auch in der Gewerkschaft. Das politische Interesse wuchs, der Postbeamte informierte sich über die Parteienlandschaft in der noch jungen Republik. Er lernte Helmut Ptock, den späteren Bürgermeister kennen, auch er Gewerkschafter und Mann der ersten Stunde beim Wiederaufbau der SPD in Hückeswagen. Ptock gewann Helmut Müller für die Sozialdemokraten, doch erst in den 60er Jahren wurde er Parteimitglied.

In vielen Bereichen engagiert

Doch die Politik war nicht sein einziges Anliegen. Helmut Müller war über Jahrzehnte hinweg Gewerkschaftsmitglied und jeweils mehr als 50 Jahre Mitglied der Kolpingsfamilie und des Schützenvereins. Als "Vereinsmeier" bezeichnete er sich jedoch nie. Vor sieben Jahren sagte er in einem Gespräch mit der BM: "Ich bin engagierter Bürger."

Nicht zuletzt deshalb trägt Hückeswagen Trauer.

(RP)
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