Hückeswagen Trauer um den Schützenkönig von 1952

Hückeswagen · Mit der Familie und dem Freundeskreis trauern die Hückeswagener Traditionsschützen um ihren dienstältesten Schützenkönig: Josef Reiners. Der Hückeswagener starb knapp einen Monat nach Vollendung seines 90. Lebensjahrs. Am kommenden Dienstag, 4. Mai, wird er nach dem Seelenamt in der Pfarrkirche auf dem Friedhof Am Kamp zu Grabe getragen.

Ein Sommertag im Jahr 1952 — Schützenfest. Der fast 100-jährige Albert Weyer ruft, was die Hückeswagener seit Jahrhunderten gerufen haben, wenn der Königsschuss gefallen war und die Schützen zur Proklamation des neuen Königs durch die Altstadt zum Schloss zogen: "Do kommen se mett emm jetrocken!"

"Mett emm": Gemeint ist der neue König. 1952 war das Josef Reiners, damals 32 Jahre jung und Enkel von Albert Weyer. Bis zum Ende seines Lebens ist Reiners den Hückeswagener Schützen treu geblieben. Beim Fest vor zwei Jahren war er für 70-jährige Mitgliedschaft im Verein geehrt worden.

Josef Reiners war der dritte Schützenkönig nach dem Zweiten Weltkrieg. Erst 1947 war er nach Jahren der Gefangenschaft aus Sibirien heim nach Hückeswagen gekehrt. Im Herzen der Stadt baute er mit seiner Frau Elisabeth ein Lebensmittelgeschäft im großelterlichen Haus an der Goethestraße unterhalb der Pfarrkirche auf.

Viele Hückeswagener, heute längst erwachsen, verbinden Kindheitserinnerungen mit Josef Reiners: Mit Herz und Schalk im Nacken hatte er früher die Kinderbelustigung am Festmontag auf dem Kirmesplatz organisiert. Noch vor gut zehn Jahren gehörte er dem Ältestenrat des Schützenvereins an. Er war eines der wenigen Ehrenmitglieder des Vereins.

Solange es seine Gesundheit zuließ, war er auch bei den traditionellen Festakten wie dem Insignienempfang, dem Großen Zapfenstreich und dem Festzug am Sonntag dabei. Noch als 87-Jähriger erzählte Josef Reiners in einem Gespräch mit der BM: "Wenn ich am Schützenfest-Sonntag nachmittags die Kapelle spielen höre, dann hält mich nichts auf dem Stuhl. Das ist einfach so drin."

(RP)
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