Hückeswagen TBH: Schub durch eigene Halle

Hückeswagen · Ein großes Fest plant der Turnerbund für nächstes Jahr. Denn dann jährt sich die Einweihung der vereinseigenen Halle zum 50. Mal. Gestern erinnerte die "Rentnerband" an den ersten Spatenstich im Juli 1958.

Ernst Müller hält ein kleines, fast schon unscheinbares schwarzes Schulheft in der Hand. Es ist sein ganzer Stolz. Denn darin ist jede Stunde und jeder freiwillige Helfer vermerkt, der zwischen Juni 1958 und Juli 1959 beim Bau der Halle an der Schnabelsmühle geholfen hatte. "Über 6000 Stunden sind damals zusammengekommen", berichtet der Ehrenvorsitzende des TBH im Pressegespräch. Allein ein Drittel der Eigenleistungen ging auf das Konto von sechs Turnern: Artur Häger, Alois Heider, Paul Richelshagen, Fedja Paffrath, Manfred Messie und Ernst Müller, der damals Oberturnwart war. Nur die beiden Letztgenannten leben noch.

Der Bau einer eigenen Halle war für den Vereins lebensnotwendig gewesen. Seit seiner Gründung im Jahr 1887 konnte der TBH seine Übungsstunden nur in Gaststätten-Sälen oder im Heimatmuseum des Schlosses anbieten. Das führte schonmal zu diplomatischen Verwicklungen. Denn wenn beispielsweise im Museum Kinder turnten und es lauter wurde, bat der damalige Bürgermeister Josef Hackenbruch um Ruhe — über der "Turnhalle" befand sich der Ratssaal.

1958 machte Vorsitzender Emil Steinberg den Mitgliedern deutlich, dass es dringend Zeit für eine eigene Halle geworden war. Da meldete sich Vereinswirt Paul Hartmann — und stellte dem Verein das Grundstück gegenüber dem "Haus Hartmann" kostenfrei zur Verfügung. Nachdem Ernst Müller dann noch die Probleme mit der Baugenehmigung in Düsseldorf geklärt hatte, konnte es mit den Bauarbeiten los gehen. Erster Spatenstich war am 14. Juni 1958.

Der Bau der Halle, an der bis zum 18. Juli 1959 gearbeitet worden war, gab dem Turnerbund einen gewaltigen Schub: Von 100 Mitgliedern in 1958 stieg ihre Zahl auf mehr als 700 zum Höchststand, zurzeit sind es immerhin noch knapp 500. Der Zuwachs bei den Sportlern machte sich auch im Meisterschaftsbetrieb der Mannschaften bemerkbar. So schafften es die Tischtennisspieler zwischenzeitlich bis in die Landesliga, und die Prellballer spielten sogar um die Deutsche Meisterschaft.

Dass die TBH-Halle immer noch "gut in Schuss" ist, liegt vor allem an der "Rentnerband". Zurzeit sind es sieben ältere Mitglieder, die sich alle vier Wochen im Jugendraum zu Kaffee und Kuchen treffen, um dann in der Halle nach dem Rechten sehen. Fred Frauendorf, Fritz und Herbert Stelzer, Günter Wiese (mit 69 Jahren der "Benjamin" der Gruppe), Karl-Heinz Briede, Willi Becker und Ernst Müller (mit 88 der Senior) kümmern sich bei Bedarf um die anfallenden Wartungs-, Sanierungs- oder Reparaturarbeiten. Ohne ihr ehrenamtliches Engagement sähe es um die Kassenbilanz des Turnerbunds heute schlechter aus. Die Stunden der "Rentnerband" hat Ernst Müller übrigens nicht in seinem schwarzen Schulheftchen notiert. Stolz ist er auf seine "Jungs" auch so.

(RP)
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