Hückeswagen Warnstreik der IG Metall auch bei Klingelnberg

Hückeswagen · Nach gescheiterten Verhandlungen in der vergangenen Woche hatte die IG Metall für gestern zum zweiten Warnstreik aufgerufen. In Hückeswagen legten die Arbeitnehmer des größten Arbeitgebers der Stadt die Arbeit für eine Stunde nieder. In Solingen gab es eine Großveranstaltung der Gewerkschaft.

 Der Haupteingang des Hückeswagener Hauptwerks von Klingelnberg an der Peterstraße.

Der Haupteingang des Hückeswagener Hauptwerks von Klingelnberg an der Peterstraße.

Foto: Stephan Büllesbach

Die Arbeitgeber haben deutlich andere Vorstellungen als die IG Metall. Daher gingen Mitglieder der Gewerkschaft aus 19 Betrieben in Remscheid, Solingen, Radevormwald, Hückeswagen, Wermelskirchen und Haan zur Untermauerung ihrer Forderungen am Montag in den Warnstreik. "Es ist der zweite Warnstreik, weil sich die Arbeitgeberseite nicht bewegt hat", sagte der Betriebsratvorsitzende von Klingelnberg, Rolf Fischer, auf Anfrage unserer Redaktion.

Wie die IG Metall Remscheid-Solingen mitteilte, habe es auch in der Verhandlung in Neuss am 18. Januar seitens der Arbeitgeber keine Bereitschaft gegeben, sich beim Thema Arbeitszeit zu bewegen: "Gefordert sind neben sechs Prozent mehr für zwölf Monate auch ein Anspruch auf zeitweise Reduzierung der Arbeitszeit auf bis zu 28 Stunden", sagte der Geschäftsführer der IG Metall Remscheid-Solingen, Marko Röhrig. Für Mitarbeiter, die in Schicht oder anderen belastenden Arbeitsbereichen tätig sind, soll zudem ein Zuschuss gezahlt werden, um sich diese kürzeren Arbeitszeiten leisten zu können.

Weder habe die Arbeitgeberseite ihr "dürftiges Angebot" (Röhrig) beim Entgelt verbessert, noch habe sie bei der Forderung nach einem Entgeltzuschuss bei Arbeitszeitverkürzung überhaupt Gesprächsbereitschaft gezeigt. Der Geschäftsführer betonte die Kampfbereitschaft seiner Gewerkschaft: "Die Arbeitgeber müssen mit einer weiteren Eskalation rechnen: 24-Stunden-Warnstreiks sind an dieser Stelle nicht mehr auszuschließen." Ob es diese wirklich geben wird, darüber entscheidet die Tarifkommission am Donnerstag.

Wie viele der Hückeswagener Klingelnberg-Mitarbeiter gestern tatsächlich eine Stunde früher in den Feierabend gingen, konnte der Betriebsratsvorsitzender noch nicht sagen: "Die Daten werden erst am Tag danach ausgewertet." Zudem sei die Auswertung nicht ganz einfach, weil bei Klingelnberg die Arbeit zwischen 5 und 9.30 Uhr beginnen würde und somit auch verschiedene, gestern auch vorgezogene Feierabendzeiten möglich seien.

Gegen 13 Uhr machten sich jedoch tatsächlich vereinzelte Mitarbeiter auf den verfrühten Heimweg. So wie zwei Mitarbeiter aus der Qualitätssicherung: "Wir erklären uns solidarisch, deswegen gehen wir eine Stunde früher nach Hause", sagte einer von ihnen. Es sei wichtig, die Forderungen der Gewerkschaft durchzusetzen: "Schließlich wird ja auch alles immer teurer, ein Ausgleich über den Verdienst muss da her."

Wie auch ein weiterer Mitarbeiter, der etwas später das Betriebsgelände verließ, sich aber nicht weiter äußern wollte, fuhren die beiden Mitarbeiter allerdings nicht zur zentralen Kundgebung der IG Metall auf dem Graf-Wilhelm-Platz nach Solingen.

Transparente, Trillerpfeifen, rote Westen mit dem Aufdruck "Wir streiken": Ganz so viele Beschäftigte, wie es sein sollten, waren es dort am Ende dann zwar nicht. Aber etwa 400 Protestierende hatte die Gewerkschaft immerhin animieren können. Zwei Prozent mehr Lohn ab April für 15 Monate und eine Einmalzahlung in Höhe von 200 Euro - dieses Angebot der Arbeitgeber liegt bislang auf dem Tisch. "Aber so billig lassen wir uns nicht abspeisen", rief Röhrig seinen Kollegen zu.

Während die flexible Arbeitszeit selbst in der IG Metall nicht einhellige Unterstützung findet und Anlass zu Diskussionen bietet, wie Betriebsratsvorsitzende gestern auf dem Solinger Graf-Wilhelm-Platz erklärten, wird dagegen die Forderung nach sechs Prozent mehr Lohn voll unterstützt. Das sei wirtschaftlich mehr als gerecht, "und wenigstens vier Prozent mehr Lohn werden erwartet", machten Teilnehmer der Kundgebung deutlich.

Während des mehrstündigen Warnstreiks hatten rund 4000 Mitarbeiter aus Unternehmen in der Region die Arbeit niedergelegt, berichtete Röhrig.

(wow)
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