Volkstrauertag in Hückeswagen Stilles Gedenken bei strahlender Sonne

Hückeswagen · Auch in diesem Jahr wurde in der Schloss-Stadt am Volkstrauertag der Toten der beiden Weltkriege gedacht. Auch der Krieg in der Ukraine stand im Mittelpunkt des Gedenkens. Bürgermeister Dietmar Persian hielt eindringliche Worte.

 Bürgermeister Dietmar Persian (r.) und seine Stellvertreterin Cornelia Päper (l.) mit dem Kranz der Stadtverwaltung zum Volkstrauertag. Der Posaunenchor Scheideweg begleitete die Feierstunde am Ehrenfriedhof auf dem Friedhof Am Kamp.

Bürgermeister Dietmar Persian (r.) und seine Stellvertreterin Cornelia Päper (l.) mit dem Kranz der Stadtverwaltung zum Volkstrauertag. Der Posaunenchor Scheideweg begleitete die Feierstunde am Ehrenfriedhof auf dem Friedhof Am Kamp.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Der Volkstrauertag gehört zu den stillen Feiertagen. Was wie ein Widerspruch klingt, wird klarer, wenn man sich den Hintergrund verinnerlicht. Vier Jahre, nachdem der damalige sozialdemokratische Reichspräsiden Paul Löbe 1922 diese Worte gesagt hat: „Leiden zu lindern, Wunden zu heilen, aber auch Tote zu ehren, Verlorene zu beklagen, bedeutet Abkehr von Hass, bedeutet Hinkehr zur Liebe, und unsere Welt hat die Liebe not“, wird seit 1926 der Volkstrauertag als Gedenktag für die Opfer von Kriegen und Gewalt begangen – zu Paul Lübes Zeiten natürlich noch im Erinnern an die Grausamkeiten des Ersten Weltkriegs und am Sonntag fünf Wochen vor Ostern.

Auch in der Schloss-Stadt wird der Volkstrauertag regelmäßig begangen – seit 1949 am Sonntag zwei Wochen vor dem ersten Advent und mit einer Kranzniederlegung beim Denkmal der Mutter Erde am Friedhof Am Kamp und einer weiteren Gedenkstunde in der Nähe der Friedenskapelle Voßhagen für die dort beerdigten Fremdarbeiter aus Osteuropa im Zweiten Weltkrieg.

Für die musikalische Umrahmung sorgt der Posaunenchor Scheideweg mit feierlichen und getragenen Melodien, die Sonne wärmt den Ehrenfriedhof mit kräftigen Strahlen, es ist eine feierliche und friedliche Atmosphäre, die vom sowieso immer sehr stillen Ambiente des Friedhofs verstärkt wird. Es ist 11.30 Uhr, als sich der Zug vom Friedhofseingang zum von immergrüner Bepflanzung eingerahmten Denkmal mit den 56 Grabsteinen nähert. Voran gehen Bürgermeister Dietmar Persian und seine Stellvertreterin Cornelia Päper mit einem der vier Kränze, die wenige Augenblicke später vor dem Denkmal aufgestellt werden. Mit dabei sind auch Vertreter des Stadtkulturverbandes, des Stadtsportverbandes, des VdK, des Schützenvereins und der Freiwilligen Feuerwehr sowie aus Stadtverwaltung, Politik und Privatpersonen. Bürgermeister Persian geht in seiner kurzen, aber emotionalen Ansprache auf einen Besuch vor zwei Wochen in der Hückeswagen freundschaftlich verbundenen Stadt Königs Wusterhausen in Brandenburg ein. „Wir haben auch einen Ausflug zum Waldfriedhof Halbe in der Umgebung gemacht – das ist eine der größten Kriegsgräberstätten in Deutschland, auf der mehr als 28.000 Opfer des Zweiten Weltkriegs ihre letzte Ruhe gefunden haben“, sagt Persian. Dieser Besuch habe ihn sehr betroffen gemacht – der Anblick von Grabfeldern soweit das Auge reiche, aber auch das Bewusstsein, dass in der Ukraine auch heute wieder ein Krieg in unmittelbarer Nachbarschaft stattfinde. „Diese Gräber, auf deren Grabplatten so viele Namen stehen, dazu so oft ein junges Alter unter oder Anfang 20, die manchmal aber auch einfach nur leer sind, stehen für unermessliches Leid – genau wie jene hier auf unserem kleinen Friedhof. Wir erinnern am Volkstrauertag eigentlich der Opfer der beiden Weltkriege – aber in diesem Jahr ist alles anders“, sagt er.

Er habe in den vergangenen Jahren immer darauf hingewiesen, wie froh man in Deutschland sein müsse, in den vergangenen 75 Jahren von Krieg und Zerstörung verschont geblieben zu sein. „Wir bleiben zwar von tatsächlichen Kriegshandlungen verschont, aber die Auswirkungen treffen uns auch hier in Deutschland“, sagt der Bürgermeister. Zwar gebe es weltweit Kriege, Tod und Leid – mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sei das aber sehr nahe gerückt.

„Der Volkstrauertag ist auch deswegen so wichtig, weil unter dem Krieg immer die Menschen leiden, die am wenigsten Interesse am Kriegsgrund haben“, sagt Persian. Daher müsse man Krieg immer und überall verurteilen. „Und den Menschen helfen, die davor fliehen, auch zu uns nach Hückeswagen. „Ich bin sehr froh darüber, dass wir die Geflüchteten aus der Ukraine – und aus anderen Ländern – hier in Hückeswagen mit offenen Armen aufgenommen haben. Ich weiß aus vielen persönlichen Gesprächen, dass dies den Menschen sehr viel bedeutet“, sagt er.

Ehe sich die Feierstunde zur Friedenskapelle auf Voßhagen verlagert, betont der Bürgermeister, wie wichtig ihm das Gedenken an all jene Menschen sei, die in den Weltkriegen ihr Leben gelassen hätten. „Und die das auch heute in den unsinnigen Kriegen in der Welt jeden Tag tun – in der Ukraine und anderswo.“

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