Hückeswagen Stark machen gegen Drogen

Hückeswagen · Bei einem Projekttag zu Drogen- und Alkoholprävention haben sich gestern 26 Montanusschüler mit den Folgen des Konsums beschäftigt. Praktische Beispiele und die Aufklärung ohne Zeigefinger standen im Mittelpunkt.

Zu viel Alkohol kann sehr schmerzhaft sein: Das war eine der ersten Erfahrungen, die die Achtklässler der Hauptschule gestern an dem Projekttag "Drogenprävention" im Gemeindezentrum Lindenberg machten. Denn mit den aufgesetzten Brillen, die einen Alkoholpegel von 1,5 Promille simulieren, sehen die Augen nur verschwommen. So verschwimmt auch vor Jörn Wietings Augen alles um ihn herum. Der 14-Jährige ertastet sich beim Stuhl-Parcours mühsam seinen Weg und stößt dabei immer wieder schmerzhaft mit den Stühlen zusammen. Dann soll er eine Münze vom Boden aufheben, doch er scheitert: "Ich kann die Münze ja nicht mal sehen, wie soll ich sie da aufheben?"

"Fließender" Übergang zur Sucht

Praktische Beispiele hatte sich die Montanusschule in Zusammenarbeit mit der Suchtberatungsstelle der Diakonie in Wipperfürth ausgesucht, um Jugendliche stark gegen Drogen zu machen. Seit 2006 bietet die Hauptschule für ihre Achtklässler den Workshop an, und von Anfang an dabei ist der Schulpädagoge Thorsten Gräff: "Wir wollen den Jugendlichen zeigen, welche Gefahren bestehen, wenn sie zu viel Alkohol trinken." Und die seien für Jungen und Mädchen unterschiedlich. Auch die Motivation, zu Hochprozentigem zu greifen, sei geschlechterspezifisch. "Viele Jungen trinken sich auf Partys Mut an, um ein Mädchen anzusprechen", weiß der Pädagoge. Bei den Mädchen wiederum sei es oft der Gruppenzwang.

In kleinen Gruppen sprachen die Schüler offen über ihre eigenen Erfahrungen mit Alkohol, aber auch über die von Freunden und Verwandten. Gräff: "Fast jeder Schüler kennt jemanden, der sehr viel trinkt."

Ohne Zeigefinger – so wollte man gestern an der Lindenbergstraße mit den Jugendlichen über das sprechen, was bei zu viel Alkohol im Blut passieren kann. "Einige übergeben sich. Und bei Mädchen kommt noch ein Problem hinzu: Sie wissen nicht, was man mit ihnen macht, wenn sie betrunken sind."

Besonderen Eindruck auf die Schüler machen jedes Jahr die Anonymen Alkoholiker. Je zwei ehemals Alkoholabhängige sprechen darüber, wie sie von der Droge abhängig wurden und wie sie jeden Tag aufs Neue gegen den Griff zur Flasche kämpfen. "Viele sagen, dass es ein fließender Übergang zur Sucht war oder dass sie wegen Stress auf der Arbeit mit dem Trinken anfingen", berichtet Gräff. Ein Angehöriger sprach zudem über seine Erfahrungen. Denn nicht selten leiden Partner, Freunde oder Verwandte an der Sucht des Anderen und brauchen Hilfe, um mit der Situation umzugehen.

Geleitet wurde der Aktionstag gestern auch von Irmgard Hannoschöck von der Suchtberatungsstelle und Klassenlehrerin Ingrid Schulte. Sie sagt: "Die Jugendlichen lernen hier, über ihre Erfahrungen zu sprechen und hören, an wen sie sich wenden können, um Hilfe für sich oder jemand anderen zu bekommen." Und in Zukunft, so hofft Gräff, werden sie auch öfter über ihr eigenes Konsumverhalten nachdenken und es hinterfragen.

(RP)
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