Hückeswagen St. Martin reitet auf dem Norweger Alfred

Hückeswagen · In Hückeswagen heißt Sankt Martin mit bürgerlichem Namen Volker Tabak, sein Ross hört auf den Namen Alfred. Das Duo ist in dieser Woche mehrfach bei Martinszügen im Einsatz.

Hückeswagen: St. Martin reitet auf dem Norweger Alfred
Foto: Schütz Michael

Seit acht Jahren begleitet der Norweger-Wallach Alfred seinen Herrn bei verschiedenen Martinszügen in der Schloss-Stadt. "Polizei vorneweg, Kapelle hinterher: Der Trubel ist für unseren 17-jährigen Alfred überhaupt kein Problem", bekräftigt Reitstallbesitzer und Züchter Volker Tabak, der sich auf das ruhige Gemüt seines vierbeinigen Begleiters in brenzligen Situationen verlassen kann.

"Fackeln und Laternen gehören nunmal zu den Umzügen dazu. Da passierte es auch mal, dass sich Alfred an einer Fackel die Barthaare ansengt", berichtet Tabak. Der Norweger bewahre dabei jedoch eine stoische Ruhe. "Alle meine Pferde sind so erzogen, dass sie ein grenzenloses Vertrauen zu mir haben, selbst bei Gewitter und Hagel", bekräftigt der Reitstallbesitzer von Mittelhombrechen.

Der 57-Jährige kleidet sich inzwischen zum 16. Mal in das legendäre Gewand des Heiligen Martin mit langem roten Mantel und dem goldenen römischen Legionärshelm. "Ich finde die Geschichte über Sankt Martin um dessen Hilfsbereitschaft und das Teilen seines Mantels mit einem Bedürftigen in der heutigen Zeit wichtiger denn je", betont Tabak. Gerade heutzutage gäbe es viele Menschen, die still vor sich hin leiden würden und denen man schnell und unkompliziert helfen müsse.

Als Tochter Ann-Kathrin Tabak die zweite Klasse der Gemeinschafts-Grundschule der Kölner Straße besuchte, wandte sich der damalige Leiter Hermann Stein an den Pferdebesitzer, weil ihm kurzfristig der bereits engagierte Sankt Martin abgesprungen war. "Meine Tochter war natürlich ganz aufgeregt, an der Seite des kostümierten Sankt Martin in die Schule zu kommen", erinnert sich Volker Tabak an seinen ersten Martinsumzug im Sattel eines seiner Pferde. "Damals ritt ich die spanische Schimmelstute Esmeralda."

Später führte der 57-Jährige die Hückeswagener Martinszüge mit einem Rappwallach namens Don an. "Das war ein ausgedientes Turnierpferd und fing beim Einsetzen der Musik an zu tanzen. Daher war Don für diese Aufgabe nicht so gut geeignet", erinnert sich der Reitlehrer von Mittelhombrechen.

Seit 15 Jahren verlaufen die Vorbereitungen für den großen Grundschulumzug durch die Altstadt bis hin zum Schloss zwischen Reitstallbesitzer und Schulleitung als eingespieltes Team. "Das Kostüm stellt mir die Löwen-Grundschule. Einige Tage vor dem Umzug erhalte ich dann auch die Festrede", sagt der Hückeswagener Sankt Martin.

Auch Ehefrau Heidrun Tabak beteiligte sich in all den Jahren an den Reiterauftritten bei Schulen und Kindergärten. "Immer wieder sind vor allem die Drei- bis Fünfjährigen besonders fasziniert, wenn mein Mann im roten Gewand hoch zu Ross den Laternenumzug anführt. Für sie wird dann eine Legende, die sie bisher nur aus dem Märchen kannten, plötzlich zu einer lebendigen Person", erzählt sie. Und deshalb drängen sich wohl auch in dieser Woche immer wieder viele Kinder um den braven Alfred, der die vielen Streicheleinheiten mit geduldiger Gelassenheit über sich ergehen lässt.

(mpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort