Hückeswagen St. Angela und EvB kehren zu G 9 zurück

Hückeswagen · Etwa 350 Hückeswagener Schüler besuchen eins der beiden Wipperfürther Gymnasien. Auch ihnen steht ein tiefgreifende Veränderung bevor: An St.-Angela und EvB wird es keinen Antrag auf ein Fortführen von G8 geben.

Kinder, die ab dem kommenden Schuljahr 2018/2019 auf die beiden Gymnasien in der Nachbarstadt Wipperfürth gehen, werden anstatt zwölf wieder 13 Jahre lang die Schulbank drücken. Denn beide weiterführenden Schulen kehren zu G 9 zurück. "G 9 ist höchst vernünftig", stellt Werner Kronenberg, Schulleiter des Engelbert-von-Berg-Gymnasiums (EvB), unmissverständlich klar. Schon 2016 hatte er in einem Interview mit unserer Redaktion betont: "G 8 ist der größte Unsinn, den ich in 40 Jahren als Pädagoge erlebt habe." Auch das Erzbischöfliche St.-Angela-Gymnasium wird ab dem kommenden Schuljahr wieder zum Abitur nach 13 Jahren zurückkehren, versichert dessen Schulleiter Walter Krämer.

Der Entwurf des neuen Schulgesetzes sieht vor, dass G 9 zum Regelfall wird. Die Schulen dürfen jedoch selbst entscheiden, ob sie davon abweichend bei G 8 bleiben wollen. Dazu ist eine Abstimmung in der aus Lehrern, Eltern und Schülern bestehenden Schulkonferenz nötig. Nur wenn in dieser eine Zwei-Drittel-Mehrheit für das Abitur nach zwölf Jahren zustandekommt, kann die Schule beim alten Modell bleiben. "Bei uns gab es keinen Antrag für eine solche Abstimmung. Alle Stimmen, die ich gehört habe, waren für G 9", sagt Kronenberg. Sein St.-Angela-Kollege hat an seinem Gymnasium die gleiche Erfahrung gemacht: "Das Stimmungsbild in den verschiedenen Gremien spricht einheitlich für G 9", berichtet Krämer.

Die Vorteile liegen für die beiden langjährigen Schulleiter auf der Hand. Denn das Modell G 8 habe in den vergangenen Jahren hauptsächlich negative Auswirkungen gehabt. "Den Schülern ist ein komplettes Jahr für ihre persönliche Entwicklung genommen worden. G 8 war für mich von Anfang an die Mutter aller pädagogischen Fehlentscheidungen", sagt Kronenberg. Am anderen Wipperfürther Gymnasium sieht man das genauso, wenn auch weniger salopp ausgedrückt. "Die Schüler waren unter G 8 einfach nicht mehr so studierfähig wie vorher. Das Abitur war kein Zeugnis der Reife mehr", hat Krämer festgestellt.

Vor etwa eineinhalb Jahren hatte er sich dagegen noch nicht so kritisch geäußert. "Das G 8 ist für das Gymnasium eine gute, akzeptable Sache", hatte er im Oktober 2016 gesagt. Jetzt erklärt Krämer: "Man musste einfach mit den Gegebenheiten auskommen." G 8 habe bei der Vermittlung von Wissen nämlich auch funktioniert, es fehlte aber an Zeit zur Persönlichkeitsbildung. "Jetzt haben wir die Zügel wieder selbst in der Hand und sind froh über die Rückkehr zu G 9."

Diese steht für Kronenberg und das EvB "zu 99 Prozent" fest. Das fehlende Prozent könne erst im Juli nachgereicht werden, denn dann geht der Lindlarer in den Ruhestand. "Selbst, wenn mein Nachfolger für G 8 sein sollte, kann ich mir nicht vorstellen, dass es dafür eine Mehrheit gibt", sagt er. Die "übers Knie gebrochene" Entscheidung für G 8 vor mehr als zehn Jahren ist für den Pädagogen nur ein Beispiel für einen "restlos überholten Bildungsföderalismus". "Dass wir in unseren 16 Bundesländern kein einheitliches Schulsystem haben, ist doch absurd", kritisiert Kronenberg.

Die Rückkehr zu G 9 ist für ihn immerhin ein erster Schritt in die richtige Richtung. "Die Schulkultur hat in den vergangenen Jahren trotz Ganztags-Konzept etwas gelitten. Jetzt sehe ich neue Möglichkeiten auch außerhalb des Unterrichtsbetriebs", sagt der EvB-Leiter.

Der Zeitplan sieht wie folgt aus: Das Schulrechtänderungsgesetz kommt voraussichtlich im nächsten halben Jahr, anschließend muss eine neue Ausbildungs- und Prüfungsordnung erstellt werden. "Die neuen Lehrpläne gelten dann ab August 2019", erläutert Krämer. Das bedeutet: Die kommenden fünften Klassen werden ein Jahr lang noch nach dem G 8-Schulplan unterrichtet, nehmen ab der sechsten Klasse aber an G 9 teil.

(kron)
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