Hückeswagen Sprachförderung an Schule funktioniert

Hückeswagen · Seit einem Jahr gibt es an der Montanusschule zwei internationale Klassen, in denen jungen Flüchtlingen vor allem die deutsche Sprache beigebracht wird. Die Bilanz ist positiv, die Integration der Einwandererkinder wird beschleunigt.

 Schüler aus unterschiedlichen Nationen lernen in der internationalen Klasse der Hauptschule täglich Deutsch. Einige tun sich schwer, andere hingegen können sich schon schnell mit ihren deutschen Mitschülern unterhalten.

Schüler aus unterschiedlichen Nationen lernen in der internationalen Klasse der Hauptschule täglich Deutsch. Einige tun sich schwer, andere hingegen können sich schon schnell mit ihren deutschen Mitschülern unterhalten.

Foto: Moll

Nicht ganz korrekt ist die Antwort des Schülers aus Syrien, als er sagt: "Der Bauer arbeitet auf der Baustelle." Wer Deutsch als Fremdsprache lernen muss, hat es nicht leicht. Die Begriffe "Bauer" und "Bauarbeiter" haben schon eine gewisse Ähnlichkeit im Wortaufbau. Mit diesen und vielen anderen Tücken der deutschen Sprache beschäftigen sich die Flüchtlingskinder, die zur Hauptschule gehen, an jedem Wochentag.

Vor genau einem Jahr wurden die ersten beiden internationalen Förderklassen an der Hauptschule eingerichtet. Dort erhalten junge Flüchtlinge jeden Tag während der regulären Schulzeit zwei Stunden Deutschunterricht, um sie schnellstmöglich in die Lage zu versetzen, dem regulären Unterricht folgen zu können. Aufgeteilt sind die 25 Jugendlichen aus den Jahrgangsstufen fünf bis neun in zwei Klassen: Anfänger und Fortgeschrittene.

Unterrichtet werden sie von vier Lehrern, eine davon ist Christiane Ligges-Falkenberg. "Einige tun sich schwer mit der Sprache, andere sind schnell ganz weit", berichtet die Deutschlehrerin vom unterschiedlichen Leistungsstand der Schüler. Eines hätten sie jedoch gemeinsam: "Sie sind alle hochmotiviert und gehen sehr höflich und respektvoll miteinander um", betont Christiane Ligges-Falkenberg.

Der Unterricht in den Förderklassen ist nicht nur für die Schüler eine Herausforderung. "Es ist völlig anders, Deutsch als Fremdsprache zu unterrichten. Hier zeigt sich noch einmal, wie schwierig die Sprache mit der Grammatik und den vielen Artikeln ist", sagt die Lehrerin.

Im Laufe des ersten Jahres habe sich einiges geändert: Anfangs wurden Roma-Kinder unterrichtet, die Analphabeten waren und keinerlei schulische Grundlagen aufweisen konnten. Sie haben die Schule aber nach wenigen Monaten wieder verlassen. Die Kinder der Asylbewerber bleiben für gewöhnlich dauerhaft an einem Ort. "Es gibt keine großen Wechsel mehr, es sei denn, der Asylantrag wird nicht genehmigt", berichtet die Lehrerin. Eine kontinuierliche Arbeit mit den Flüchtlingskindern sei besonders wichtig für den Erfolg.

Theoretisch sollten zwei Jahre ausreichen, um die Schüler sprachlich so fit zu machen, dass sie Texte verstehen und selbst formulieren können. Fanni und ihr Bruder Krisztian aus Ungarn sind erst fünf Monaten in Deutschland. "Die Sprache ist schon schwer", sagen die Geschwister, zumal zu Hause nur sehr wenig Deutsch gesprochen würde. Abdullah aus Syrien ist seit fast eineinhalb Jahre in Deutschland und kann sich schon gut mit seinen deutschen Mitschülern unterhalten. Allerdings muss er zur Sprache auch noch das lateinische Alphabet lernen, das so ganz anders ist, als das arabische Schriftbild.

Hausaufgaben gibt Christiane Ligges-Falkenberg nur selten auf: "Viele wohnen in der Flüchtlingsunterkunft sehr beengt und haben keinen ruhigen Arbeitsplatz zum Hausaufgaben machen", zeigt sie sich verständnisvoll. Dennoch lernen viele zu Hause weiter, entweder in Kursen am Nachmittag oder mit Hilfe der Medien, wie YouTube-Tutorials oder Handy-Apps.

Schulleiter Gerd Püschel macht den Erfolg der internationalen Klassen nicht nur an den schulischen Leistungen fest. Die betreffenden Schüler könnten sich durch die Förderung viel schneller verständigen und integrieren. "Wir machen die Kinder lebensfähig. Das ist ein wichtiger Punkt, den wir leisten", betont Püschel. Die Schüler bräuchten jedoch Zeit für diese Entwicklung, zumal viele traumatisiert nach Deutschland gekommen seien.

Püschel zieht eine positive Bilanz: "Es ist ein Erfolgsmodell mit neuen Erkenntnissen, an dessen Methoden wir arbeiten. Und wir sind froh über das Kontingent, das wir dafür von der Bezirksregierung gestellt bekommen haben."

(RP)
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