Hückeswagen Sparkasse Wiehagen - das Ende einer Ära

Hückeswagen · Mit der Schließung der Kundenschalter in der Sparkassenfiliale Wiehagen geht eine fast 50-jährige Tradition zu Ende. Das herzliche Vertrauensverhältnis zwischen Mitarbeitern und Kunden spiegelt sich am letzten Tag deutlich wider.

 Mit viel Wehmut, aber auch großer Dankbarkeit nahmen die Kunden gestern Abschied von der Sparkassen-Filiale in Wiehagen, Mitarbeiterin Swetlana Reiswich überreichte Kundin Maria Buller ein süßes Präsent zum Abschied. Ab Montag kommen die Mitarbeiter an der Peterstraße zum Einsatz.

Mit viel Wehmut, aber auch großer Dankbarkeit nahmen die Kunden gestern Abschied von der Sparkassen-Filiale in Wiehagen, Mitarbeiterin Swetlana Reiswich überreichte Kundin Maria Buller ein süßes Präsent zum Abschied. Ab Montag kommen die Mitarbeiter an der Peterstraße zum Einsatz.

Foto: heike karsten

Nicht mit Überweisungen, dafür aber mit drei großen Packungen Schokolade kommt Carmen Loosen gestern Morgen in die Wiehagener Sparkassen-Filiale. Am letzten Tag vor der Umwandlung zur Selbstbedienungsfiliale (SB) möchte sich die langjährige Kundin bei den Mitarbeitern bedanken. "Weil die immer so nett sind", sagt sie traurig. Am Vormittag kommen viele Kunden, die ihre Bankgeschäfte tätigen und sich persönlich verabschieden wollen. "Wir haben hier ein sehr persönliches und vertrautes Verhältnis mit unseren Kunden", sagt Mitarbeiterin Kordula Wasserfuhr. Seit 20 Jahren ist sie in Wiehagen im Einsatz. Ab Montag wird sie in der Geschäftsstelle an der Peterstraße einen neuen Arbeitsplatz beziehen. "Ich weiß das zwar schon seit einem halben Jahr, kann das aber noch nicht so wirklich realisieren", sagt sie.

Mit der Umwandlung reagiert die Sparkasse auf das geänderte Kundenverhalten und die zunehmende Nutzung digitaler Zugangswege. "Statistiken haben ergeben, dass Kunden im Durchschnitt nur noch einmal im Jahr die Geschäftsstelle aufsuchen, um am Schalter ihre Bankgeschäfte zu tätigen", sagt Pressesprecher Michael Scholz. Auf die zunehmende Digitalisierung reagiert die Sparkasse mit Zusatzangeboten wie Apps für Smartphone oder Tablet sowie längere Beratungszeiten "von acht bis acht" Uhr. "Ein weinendes Auge ist da", sagt Scholz, "aber die Mitarbeiter und die gute Beratung bleiben ja erhalten." Für Sparkassen-Kundin Maria Buller bedeutet dies aber das Ende der kurzen Wege. "Ich habe kein Auto und muss demnächst mit dem Bus in die Stadt fahren", sagt die Wiehagenerin. Um den Kunden den Abschied zu erleichtern, verteilen die Mitarbeiterinnen Kordula Wasserfuhr, Swetlana Reiswich und Filialleiterin Sabine Thiemann Präsente wie Taschen, Schirme und Schokolade. Bei der Eröffnung der Filiale hatte die Sparkasse noch eine Monopolstellung in Wiehagen - und ein großes Einzugsgebiet.

Die Nachricht über die Schließung hat Kundin Gisela Pickhardt getroffen: "Das war ein Schlag", sagt sie. Für die Scheidewegerin war es praktisch, ohne Parkplatzsuche ihre Einkäufe und Bankgeschäfte in einer Tour erledigen zu können. "Das Personal ist auch immer sehr zuvorkommend", lobt sie. Überrascht von der Schließung ist Irina Sieg. "Ich wohne nicht in Hückeswagen, aber wir haben unsere Firma hier im Industriegebiet." Sie hofft auf einen Einzahlungsautomaten, an dem man auch nach Geschäftsschluss, am Wochenende oder zwischen den Feiertagen dringende Geldeinzahlungen tätigen kann. "Das gibt es im ganzen Umkreis nicht", sagt Irina Sieg. Zu einem letzten Besuch kommt auch Anita Fleckner. Die Hückeswagenerin leitete die Wiehagener Filiale von 1979 bis 2012 und kennt die meisten Kunden noch persönlich und mit Namen. Sie hat Verständnis für die Veränderung in der Gesellschaft, vor der sich auch die Sparkasse nicht verschließen kann. "Eines Tages gibt es vielleicht gar kein Bargeld mehr", sagt sie. Leid tun ihr die älteren Menschen, die nicht so firm im Umgang mit den neuen, digitalen Medien sind.

Sobald der Kundenstrom abreißt, werden Kisten gepackt und Bilder abgenommen. Was mit den frei werdenden Räumen passiert, steht noch nicht fest. "Die Spanne für die weitere Nutzung ist groß", sagt Scholz. Da allen Mitarbeitern ein neuer Arbeitsplatz bei der Sparkasse angeboten werden konnten, blickt auch Filialleiterin Sabine Thiemann positiv in die Zukunft. "Mit Stärke voran", lautet ihr Motto. "Veränderungen gibt es immer, und der gute Geist bleibt auf jeden Fall erhalten", sagt sie. Und ein weiteres Versprechen fügt Scholz hinzu: "An unserem gesellschaftlichen Engagement für Wiehagen wird sich auch in Zukunft nichts ändern."

(heka)
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