Bundestagswahl Michael Braun (Grüne) Sorgen der Bürger nach Berlin tragen

Hückeswagen · Michael Braun kandidiert für Bündnis 90/Die Grünen. Der Milchbauer will sich vor allem für Familienbetriebe einsetzen.

 Der Reichshofer Michael Braun, hier nahe der "Zornigen Ameise" an der Bever-Talsperre, kandidiert für die oberbergischen Grünen.

Der Reichshofer Michael Braun, hier nahe der "Zornigen Ameise" an der Bever-Talsperre, kandidiert für die oberbergischen Grünen.

Foto: Jürgen Moll

Die "Zornige Ameise" präsentiert sich an diesem Morgen von ihrer gar nicht so zornigen Seite: Die Sonne scheint, das Wasser der Bever liegt still und glitzert im Licht, es weht ein laues Lüftchen.

Michael Braun hat Kaffee bestellt und lehnt, den Kopf auf die Hände gestützt, am Geländer der Terrasse. "Das ist ja wie Urlaub hier", sagt er zur Begrüßung. Eine Stunde Fahrt hat er hinter sich von seinem Bauernhof in Reichshof-Wildbergerhütte im Südkreis bis zur Bever-Talsperre. Doch das hat sich gelohnt. Denn Zeit, um in der Sonne zu sitzen und die bergische Natur zu genießen, hat der Landwirt selten. Sein Milchviehbetrieb mit 80 Milchkühen und Bullenmast sowie der Getreide- und Maisanbau verlangen dem Vater von zwei Kindern einiges ab. Der Tag beginnt in der Regel um 6.30 Uhr und endet meist erst nach 19 Uhr. "Freizeit habe ich fast nie", sagt er.

Und jetzt noch eine Bundestagskandidatur inklusive zeitraubendem Wahlkampf? "Ich habe für mich die Entscheidung gefällt, dass ich etwas ändern will", erläutert er seine Motivation, sich nach seinem jahrelangen Engagement für den Bundesverband Deutscher Milchviehhalter nun auch bundespolitisch einmischen zu wollen. "Während meiner Arbeit für den Verband habe ich immer wieder feststellen müssen, dass viele Politiker, die schon viele Jahre im Berlin-Betrieb sind, gar kein offenes Ohr mehr für die Ängste und Sorgen der Bürger haben", erzählt Braun.

Das wolle er ändern. Sein Schwerpunkt sind dabei die kleinen landwirtschaftlichen Familienbetriebe. "Schauen Sie sich doch mal im Kreis um: Wie viele Kühe sehen Sie noch auf der Weide?", fragt er. Die Massentierhaltung im Stall, der Antibiotika-Einsatz in Großbetrieben, die Dumping-Preise für die Milch — all das gelte es zu bekämpfen. "Schließlich betrifft das nicht nur uns Landwirte, sondern jeden einzelnen Wähler als Verbraucher."

"Bio" müsse es aber nicht immer sein. "Ich bin kein Biobauer, sondern arbeite konventionell. Ja, auch solche gibt es bei den Grünen", sagt er lachend. Für seine Partei erwartet der 47-Jährige einen "deutlichen Stimmzuwachs gegenüber der letzten Bundestagswahl".

Gerade im landwirtschaftlich geprägten Oberberg könne man mit agrar- und klimapolitischen Themen punkten, ist er sich sicher. Sollte er in den Bundestag einziehen, steht dem Landwirt viel organisatorische Arbeit bevor. "Ich müsste dann jemanden einstellen, der mich auf dem Hof vertreten kann." Zurzeit behilft er sich mit Aushilfskräften, um die Wahlkampftermine besuchen zu können.

(RP)
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