Hückeswagen Sind Kandidaten den Bürgern zu brav?

Hückeswagen · Das Interesse an der Bürgermeister-Wahl bleibt außerordentlich groß. Beim zweiten Rede-Duell der Kandidaten war der Saal im Kolpinghaus überfüllt. Enttäuschte Stimmen zu einer nur mäßig spannenden Diskussion überwogen.

 Im übergefüllten Saal des Kolpinghauses machte sich am Freitagabend bei vielen Bürgern Unmut breit. Viele wünschen sich von den Bürgermeisterkandidaten mehr Profil.

Im übergefüllten Saal des Kolpinghauses machte sich am Freitagabend bei vielen Bürgern Unmut breit. Viele wünschen sich von den Bürgermeisterkandidaten mehr Profil.

Foto: nico hertgen

Im Vorfeld der Bürgermeister-Wahl im März macht sich Unmut breit in der Bürgerschaft. Und das ist ein erstaunliches Phänomen: Während allgemein davon ausgegangen wird, dass Wahlkampfgetöse und Streithanselei der Beteiligten nur Politikverdrossenheit schüren, wünschen sich die Hückeswagener offenbar mehr Streitbarkeit der beiden Bürgermeister-Kandidaten Ulrich Kowalewski (CDU) und Dietmar Persian (parteilos). Beide sind manchem potenziellen Wähler zu brav, zu nett zueinander — und einander zu ähnlich. Zu ähnlich sowohl in der Persönlichkeit als auch in den Vorstellungen und Visionen zur Führung des Amts an der Spitze der Stadt.

Schon beim ersten Kandidaten-Duell im Forum hatte sich das abgezeichnet. Beim zweiten Duell am Freitagabend im hoffnungslos überfüllten Kolpinghaus-Saal — viele mussten stehen — wurde der Unmut von einigen Zuhörern klar formuliert. Vorausgegangen waren rund anderthalb Stunden, in denen die Kandidaten Gelegenheit hatten, sich selbst und ihre Ziele für Hückeswagen vorzustellen.

Ergebnis in der Sache: Für beide hat Vorrang, dass die Finanzen der Stadt in Ordnung kommen, so dass ein Haushaltssicherungskonzept mit eingeschränktem Handlungsspielraum für die Kommune verhindert werden kann. Beide denken, dass Steuererhöhungen dafür unumgänglich sein werden. Beide wollen das starke Wir-Gefühl in Hückeswagen weiter fördern und in diesem Zusammenhang das Ehrenamt. Erhalt der Infrastruktur, mehr kommunale Zusammenarbeit, Lebensqualität für alle Generationen, ein funktionierendes Schulsystem: Auch das gehört zu den gemeinsamen Zielen. Unterschiede in den Ideen, wie sie zu erreichen sind, wurden kaum bis gar nicht deutlich. Beim Versuch, sie den Kandidaten durch Nachfragen zu entlocken, musste auch Moderatorin Corinna Schlechtriem passen. Die WDR-Journalistin führte ansonsten locker, wenn auch mit einigen inhaltlichen Fehlern in ihren Aussagen, durch die Diskussion, bis zum Ende hin Unruhe im Saal aufkam, die sie nicht mehr in den Griff bekam.

Grund dafür war der offenkundige Unmut einiger Zuhörer. "Ich höre immer nur Zustimmung füreinander aber nichts darüber, was Sie eigentlich unterscheidet. Warum soll ich denn jetzt wen wählen?", brachte ein Bürger es auf den Punkt. Beifall aus dem Publikum zeigte, dass er mit dieser Ratlosigkeit nicht alleine stand. Auch Corinna Schlechtriem räumte ein: "Ich wüsste jetzt auch nicht, wen ich nun wählen sollte." Ein anderer Zuhörer kritisierte: "Ich höre viel Reagieren von Ihnen beiden, aber kein Agieren. Wo sind denn, wie bei Uwe Ufer, Ihre vielleicht auch mal schrägen Ideen, die Hückeswagen weiterbringen?" Nochmals wurde von einem weiteren Zuhörer die Bitte an die Kandidaten gerichtet, sich streitbar und klarer voneinander abzusetzen. Schlechtriem stieg ein: Persian und Kowalewski sollten je drei Dinge benennen, in denen sie sich unterscheiden. Die jeweils drei Antworten blieben aus.

Am Ende war klar: Rede-Duelle sind weder für Persian noch für Kowalewski, beide stark sachorientiert und der Polemik abgeneigt, das geeignete Forum, um Profil und klare Kante zu zeigen. Zu stark in Erinnerung ist vielen Hückeswagenern da noch der oftmals polarisierende, dadurch aber auch viele mitreißende und insgesamt leidenschaftlicher agierende Uwe Ufer.

(RP)
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