Hückeswagen Sieben Wochen ohne faule Ausreden

Hückeswagen · Schon bei kleinen Kindern gehört der Satz zum Standard-Wortschatz: "Ich war's nicht!" Erwachsene behalten ihn bei und weisen damit die Schuld für alles, was scheinbar oder tatsächlich falsch gelaufen ist, von sich.

Sie reden von Verantwortung — übernehmen sollen sie aber tunlichst andere. Mit diesem Phänomen und vor allem der Rolle, die sie selbst darin spielen, setzen sich evangelische Christen in Hückeswagen in der heute beginnenden und bis Ostern andauernden Fastenzeit auseinander. Theologisch begleitet werden sie dabei von Pfarrer Reimund Lenth und seiner Frau Sigrun.

"Sieben Wochen ohne" heißt die Fastenaktion der Evangelischen Kirche in Deutschland. In Hückeswagen wird das in diesem Jahr erweitert durch die Zielsetzung "Sieben Wochen ohne faule Ausreden". Es gehe darum, den Mut zu entwickeln, für eigene Fehler auch gerade zu stehen, erläuterte Reimund Lenth gestern im Gespräch mit der BM. Ihm ist aber noch ein weiterer Aspekt wichtig: Vergebung. Lenth: "Wer eine Schwäche offenlegt, muss auf Gnade bauen können — für Christen eigentlich eine Selbstverständlichkeit."

Schöner Schein muss gewahrt sein

Das Negieren eigener Schuld ("ich war's nicht!") und das Verweisen auf die Verantwortlichkeit Anderer oder auf die "Umstände", hat aus Lenths Sicht viel mit der (Sehn)-Sucht nach Anerkennung zu tun. Der schöne Schein soll nicht angekratzt werden. Sich für einen Fehler zu entschuldigen, wird als Schwäche interpretiert, schwach sein als Image-Problem. Lenth: "Politiker machen es vor", zu Guttenberg sei nur ein aktuelles Beispiel. Nicht ein begangener Fehler werde als Problem erkannt, sondern der damit einher gehende Image-Schaden.

Die Fastenaktion "Ich war's — sieben Wochen ohne Ausreden" ist für alle offen, die die Fastenzeit nutzen wollen, ihr eigenes Verhalten zu reflektieren und da, wo es als falsch erkannt wird, zu ändern. Bis Ostern sind wöchentliche Gruppen-Treffen geplant, in denen die Teilnehmer sich über ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Verzicht auf faule Ausreden austauschen können. Dazu gibt's schriftliches Begleitmaterial zur Vertiefung des Themas in aller Ruhe zu Hause.

Morgen erstes Gruppentreffen

Das erste Treffen ist morgen, Donnerstag, ab 19 Uhr, im evangelischen Gemeindezentrum Wiehagen (KiWie), Drosselweg 2. Jeder kann kommen. Die nächsten Treffen sind immer donnerstags, 19 bis 20 Uhr, an gleicher Stelle.

(RP)
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