Hückeswagen Senioren fühlen sich heimisch in der WG
Hückeswagen · Am 5. August 2011 startete im Haus Marienbrunnen eine Senioren-Wohngemeinschaft. Jetzt, eineinhalb Jahre später, zieht Dr. Katja Diegmann-Hornig vom Wuppertaler ABC-Pflegeversorgungszentrums eine positive Bilanz.
Was der Bauer nicht kennt. . . Auf ein großes Maß an Skepsis stießen die Betreiber der Senioren-WG anfänglich. "Wir haben schon gemerkt, dass die Hückeswagener erst mal gucken wollten, ob das mit der WG 'was wird und ob das qualitativ gut ist", sagt Dr. Katja Diegmann-Hornig, Pflegesachverständige und Mitinhaberin des Wuppertaler Pflegedienstes "ABC-Pflegeversorgungszentrum".
Zudem hatten es die Initiatoren damals mit einer "Altlast" zu tun gehabt, die gar nicht in ihrem Verantwortungsbereich lag: Zehn Jahre zuvor hatte die Domizil GmbH aus Siegburg versucht, in dem Altbau des ehemaligen Krankenhauses ein Heim für Demenzkranke einzurichten. Entsprechend aufwändig umgebaut und anspruchsvoll eingerichtet worden war das "Domizil" samt ehemaliger Kapelle. Doch das Heim nahm nie einen Bewohner auf; 2003 gab die inzwischen insolvente GmbH auf. "Und die Hückeswagener wussten, dass da jemand etwas angefangen hatte, woraus nichts geworden war", berichtet Katja Diegmann-Hornig.
Der Start verlief dann entsprechend zäh: Es dauerte einige Zeit, bis sich die beiden Wohngruppen, die für jeweils acht Bewohner ausgelegt sind, füllten. Doch seit dem vorigen Sommer sind beide voll besetzt. Die Skepsis ist längst einem großen Wohlwollen gewichen. Denn die Hückeswagener haben offensichtlich erkannt, dass im Haus Marienbrunnen gute (Pflege-)Arbeit geleistet wird (s. "Dankesbrief"). "Mittlerweile haben wir sogar eine Warteliste", sagt Katja Diegmann-Hornig.
Es sollen nicht nur demente Senioren aufgenommen werden. Vielmehr soll es ein Gleichgewicht von dementen und körperlich kranken Menschen in den Wohngemeinschaften geben. "Das passt besser und ist verträglicher", versichert sie.
Anscheinend ist das das richtige Konzept, denn die Bewohner kommen untereinander gut aus. Auch der Umgang der Mitarbeiterinnen des "ABC-Pflegeversorgungszentrums" ist liebevoll und herzlich. "In den Monaten seit der Eröffnung hatten wir nur mit zwei Bewohnern Schwierigkeiten wegen ihrer Aggressivität", berichtet Katja Diegmann-Hornig. Den Angehörigen musste die Leitung daher nahe legen, die Bewohner in anderen Einrichtungen unterzubringen.
Dass die Senioren-WG gut funktioniert, liegt wohl auch an dem Konzept. "Die Senioren sollen hier wie zu Hause leben", stellt Diegmann-Hornig klar. "Es gibt kein Muss!" Wer ausschlafen will, kann so lange im Bett liegen bleiben, wie er mag. Eine festgelegte Zeit für die Bettruhe gibt es nicht, und jeder kann an den Angeboten wie kochen, backen, spielen oder bügeln teilnehmen — muss es aber nicht. "Wir haben das Glück, viele hoch qualifizierte Mitarbeiterinnen zu haben", sagt die Pflegesachverständige. In den beiden Wohngruppen arbeiten nicht nur Mitarbeiterinnen, die examinierte Altenpflegerinnen sind. Einige können auch auf die zusätzliche Weiterbildung zur Betreuung und Beschäftigung von Demenzkranken verweisen.
Letztlich zieht Katja Diegmann-Hornig eine positive Bilanz: "Ich bin super-zufrieden." Sie habe gewusst, dass es nicht leicht werden würde, die Senioren-WG in Hückeswagen zu etablieren. "Aber ich bin eine Visionärin", sagt sie.
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