Seminar mit Biersommelier Andreas Arens in der Schloss-Stadt Erste Bierverkostung in Hückeswagen

Hückeswagen · Mehrere Jahre gab es keine Bierbörse mehr in der Schloss-Stadt. Am Samstag bot Biersommelier Andreas Arens ein Bier-Tasting für Erwachsene im Jugendzentrum an. Acht Biere galt es, an diesem Abend zu verkosten.

 Viel Wissenswertes über Biere erfuhren die Teilnehmer im Jugendzentrum von Biersommelier Andreas Arens (r. stehend).

Viel Wissenswertes über Biere erfuhren die Teilnehmer im Jugendzentrum von Biersommelier Andreas Arens (r. stehend).

Foto: Heike Karsten

Dass Weißwein am besten zu Fisch und Rotwein gut zu dunklem Fleisch passt, ist bekannt. Welche Biersorte aber zu welchen Speisen passt, vermittelt Andreas Arens in seinen Seminaren. Der 55-jährige Wuppertaler ist der erste Biersommelier im Bergischen Städtedreieck gewesen und kennt sich mindestens genauso gut aus wie seine Weinkollegen. Sein Wissen teilte er am Freitagabend mit den acht Teilnehmern der ersten Bierverkostung in Hückeswagen.

Im Jugendzentrum kam mit den Stehtischen und Barhockern schon vorab ein Hauch von Thekenstimmung auf. Acht Biere galt es, an diesem Abend zu verkosten. Zwischendrin vermittelte Andreas Arens viel theoretisches Grundwissen zu den Rohstoffen, dem Reinheitsgebot, den verschiedenen Bierstilen und natürlich dem Prozess des Bierbrauens. Bei den ersten Bieren dominierte geschmacklich jeweils eine der Grundzutaten – Hopfen, Malz und Hefe. Die Teilnehmer Tim Dahrmann und David Wicht waren besonders am Brauprozess und dessen Einfluss auf das Geschmacksergebnis interessiert.

„Wir haben schon selber unterschiedliche Biere gebraut und wollen versuchen, es noch süßer zu machen“, sagten die Remscheider. Der Biersommelier hatte viele Anschauungsobjekte mit dabei, wie einen Schaukasten mit unterschiedlichem Gerstenmalz, aber auch Hopfenextrakt, das häufig auf der Liste der Inhaltsstoffe zu finden ist. „Die Bitterstoffe des Hopfens machen das Bier haltbar“, erklärte Andreas Arens. Je mehr Hopfen mitgekocht wird, desto bitterer schmecke das Bier und desto mehr Flüssigkeit verlange der Körper. „Man kann sich mit bitteren Bieren quasi durstig trinken“, sagte Arens.

Der Biermarkt ist hart umkämpft, wie der Fachmann bestätigte: „Die großen Brauereien versuchen ein Bier zu machen, das möglichst viele Menschen mögen.“ Dieser Einheitsgeschmack kann jedoch ebenso langweilig werden, wie stets die gleiche Sorte Bier zu trinken. „Der Wechsel macht das Biertrinken erst interessant“, sagte der 55-Jährige und fügte hinzu: „Zum Glück ist es immer mehr Leuten wichtig, Bier wirklich schätzen zu lernen.“ Die bekannten Biersorten aus großen Massenproduktionen kamen daher bei der Verkostung nicht auf den Tisch. Stattdessen wählte Andreas Arens die Biere nach Aromen aus, wie das hopfenbetonte Schönramer Hell aus dem Voralpenland oder das malzbetonte dunkle Riegele Starkbier.

Teilnehmer Roland Kissau hatte schon zwei Bier-Tastings von Arens im Deutschen Werkzeugmuseum in Remscheid besucht und auch die Idee gehabt, dieses Angebot in die Schloss-Stadt zu holen. Dass die Verkostung in einem relativ kleinen Rahmen stattfand, war für den Hückeswagener keine Enttäuschung. „Andreas Arens konnte dadurch gut auf alle Fragen eingehen“, sagte Kissau. Sein Lieblingsbier des Abends hatte es mit 8,5 Promille so richtig in sich: „Zapfenduster“ hieß das tiefschwarze, fast schon dickflüssige Imperial Stout – ein fränkisch-brasilianischer Gemeinschaftssud mit ganz besonderer Rauchmalznote. Wie bei der Weinverkostung standen auch im Jugendzentrum große Vasen bereit, um Bierreste zu entsorgen. Bierverkosterin Stefanie Nunn, die einzige Frau des Workshops, machte davon beim Pilz Gebrauch. „Das schmeckt schon recht herb“, sagte die Hückeswagenerin. Die Teilnehmer konnten die Biere in Ruhe und mit allen Sinnen genießen. Bei der Verkostung entdeckten sie die feinen Unterschiede und entwickelten ein Gespür dafür, welches Bier zu welcher Speise passen könnte. Aus Nordrhein-Westfalen, wo einige große Brauereien die kleineren aufgekauft haben und nun Bier in Massen produzieren, stammen nicht unbedingt die besten Sorten. In seiner Ausbildung besuchte Arens ein einwöchiges Bierbotschafter-Seminar im fränkischen Kulmbach. Seitdem weiß er das Kaltgetränk und vor allem die bayrischen Sorten noch mehr zu schätzen.

Die Teilnehmer erinnerten sich wehmütig an die früheren Bierbörsen in Hückeswagen. Zur Vertiefung des Gelernten saß die Gruppe auch nach dem letzten Bier noch längere Zeit zusammen. „Ich bin froh, dass es mit der Bierverkostung geklappt hat“, sagte Kissau, der sich gut eine Wiederholung in der Schloss-Stadt vorstellen kann. Dann vielleicht mit Bieren aus aller Welt, Spezialitäten aus Belgien oder einer Blindverkostung. Auch das bietet der Biersommelier aus Wuppertal nämlich an.

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