Abschluss mit Bestnote Sechs Azubis schließen mit Note Eins ab

Hückeswagen · Lehrer und Ausbilder am Berufskolleg Hückeswagen können stolz auf ihre Auszubildenden sein. Sechs von ihnen gehören in diesem Jahrgang zu den Besten im IHK-Bezirk.

Sechs Azubis des Berufskollegs Hückeswagen erreichen Bestnote
Foto: RP/Christian Albustin

Drei Industriekauffrauen, zwei -männer und ein Industriemechaniker – „Alle, die dort sitzen, haben ihre Ausbildung mit eins gemacht“, sagt Dieter Schruff beim Blick in die Runde. Schruff ist pädagogischer Beirat des Berufskollegs Hückeswagen und hat an diesem Morgen die Jahrgangsbesten und ihre Ausbilder aus den Unternehmen zusammengebracht. Aus jedem Betrieb ist jemand gekommen, teilweise zu zweit, teilweise der Geschäftsführer persönlich. „Daran könnt ihr sehen, wie wichtig das euren Firmen ist“, ergänzt er.

Marie Bonkowski, Tim Niklas Buchholz, Alexa Nowoczin, Jakob Teders, Gina Lange und Andre Jeckel haben ihre Ausbildung nach nur zwei Jahren abgeschlossen – mit Bestnote und nebenher noch das Fachabitur gemacht. Alle bis auf Jeckel sind mit einem Realschulabschluss gestartet, vier von ihnen wollen noch das Abitur machen, einer geht direkt zum dualen Studium über. Ihr Lehrer für die kaufmännische Ausbildung, Alexander Geist, lobt besonders den Zusammenhalt und die Lernatmosphäre innerhalb und außerhalb des Unterrichts. „Es hat sicherlich geholfen, dass sich viele schon aus der Realschule kannten“, sagt er. Das sei aber keine Garantie für gute Leistungen. Waldemar Warkentin, Lehrer für Fertigungsprozesse, verrät: „Die ganze Klasse liegt im guten bis sehr guten Bereich. Einem Schüler fehlte nur ein Punkt zur Bestnote.“

Gina Lange (18) ist die Einzige, die kein Abitur machen will. „Der Beruf macht mir Spaß, dafür brauch ich kein Abitur“, sagt die 18-Jährige selbstbewusst. Die Industriekauffrau arbeitet beim Bauunternehmen August Dohrmann in Remscheid in der Lohn- und Gehaltsabrechnung. Auch sie lobt die Lernstätte. „Das ist was anderes als eine normale Schule, die Leute hier wollen alle das Gleiche“, sagt sie. „Wer hat schon mit 20 eine abgeschlossene Ausbildung, Fachabi und Berufserfahrung“, sagt Ralf Gronostay, Personalleiter bei Dohrmann. Möglichkeiten zur Weiterbildung gebe es auch ohne Abitur. Eine Fortbildung im Personalwesen habe Lange schon ins Auge gefasst.

Obwohl alle bis auf Jeckel Industriekaufleute sind, arbeiten sie in teils sehr unterschiedlichen Bereichen. Alexa Nowoczin (18) hat ihren Abschluss im Verkauf bei der Firma Proroll gemacht. Nach dem Abitur möchte sie Marketingmanagement studieren, wenn möglich dual. Marie Bonkowski (18) versorgt Kunden in Asien mit Ersatzteilen Messgeräte. „Der technische Service war schnell mein Favorit“, sagt sie. Die Leute dort seien von Anfang an super nett gewesen. Für den asiatischen Markt habe sie zahlreiche Fachbegriffe auf Englisch dazulernen müssen. „Bei meiner Abschlussprüfung war ich aber doch froh, dass es nur um den deutschen Markt ging“, gesteht sie.

Peter Recknagel lässt seine Kaufleute viel Freiheit: Jakob Teders (18) arbeitet offiziell im Vertrieb, ist aber in die komplette Auftragsabwicklung eingebunden. Von der Fertigungsplanung über den Einkauf und das Kundengespräch bis zur Rückmeldung aus der Fertigung – „Mit der Zeit lernt man viel, was auch nicht in der Schule unterrichtet wird“, betont Teders. Ähnlich geht es auch Tim Niklas Buchholz (18). Im Auftragsmanagement bei Clouth sei er das Bindeglied zwischen Vertrieb und Produktion. Am Abitur führt für ihn kein Weg vorbei. „Ich will Alles bis zum Ende durchziehen, um mir alle Möglichkeiten offen zu halten“, sagt er. Auch ein Studium könne er sich vorstellen, vielleicht BWL oder Jura. Natascha Ivanusic, Ausbildungsleiterin bei Clouth, sieht diesbezüglich keine Probleme. „Tim arbeitet sehr gewissenhaft und strukturiert. Wir mussten immer sehen, was wir mit ihm machen. Ihm wurde schnell langweilig“, sagt sie mit einem Augenzwinkern.

Ausreißer der Gruppe ist Andre Jeckel (23). Er ist der einzige Industriemechaniker unter ihnen und startete schon während seiner Ausbildung ein duales Maschinenbaustudium. „Da ich schon ein Fachabi mit Schwerpunkt Metalltechnik hatte, sind mir viele Inhalte schon bekannt“, sagt Jeckel. Sein Lehrer, Waldemar Warkentin, lobt das zusätzliche Engagement des Auszubildenden: „Andre hat sich sehr oft im Unterricht angeboten, Aufgaben zu übernehmen“. Bei Klingelnberg jedenfalls habe er bereits einen festen Platz in der Konstruktion. Sein Produkt: Fräsmaschinen für Kegelräder.

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