Schulpolitik Trotz Ratsbeschluss herrscht Unklarheit in Sachen Schulen

Hückeswagen · Der Schul-Tausch war 2017 das vorherrschende Thema in der Politik. Die Alternative eines Neubaus für die Löwen-Grundschule verwarf die Ratsmehrheit. Nun will eine Bürgerinitiative den Tausch verhindern.

 Die Hauptschule in Hückeswagen. (Archivfoto)

Die Hauptschule in Hückeswagen. (Archivfoto)

Foto: Hdö (Archiv)

Der 21. Februar 2014 dürfte im Nachhinein als "Schwarzer Freitag" in die Geschichte der Schloss-Stadt eingehen. Denn an diesem Tag vor mehr als dreieinhalb Jahren scheiterte die Sekundarschule: Trotz einer einwöchigen Verlängerung der Anmeldephase, in der nur noch zwei Kinder hinzugekommen waren, waren lediglich 67 Jungen und Mädchen für eine geplante, im Sommer darauf eigentlich startende Sekundarschule angemeldet worden - zur Mindest-Anmeldezahl fehlten acht Schüler.

Es war eine einzige Eltern-Generation - die der damaligen Viertklässler -, die die Weichen für die Hückeswagener Schulpolitik stellen sollte. In eine Richtung, die in den vergangenen Wochen und Monaten fast schon in ein Chaos mündete und die eine lange Diskussion und seit Anfang Dezember auch die Möglichkeit eines Bürgerbegehrens zur Folge hatte.

Wäre die Sekundarschule damals Realität geworden, Hückeswagen hätte heute wohl keine Schul-Diskussion mehr, die die Politik und die Bevölkerung spaltet. Gäbe es doch weder Real- noch Hauptschule, die beide in der Sekundarschule aufgegangen wären. Einen zweiten Anlauf trauten sich Politik und Verwaltung nicht zu - anders als etwa Radevormwald, wo die Sekundarschule im ersten Anlauf im gleichen Jahr scheiterte, im Jahr darauf aber genügend Anmeldungen zusammenbekam.

Hätte, Wenn und Aber zählen heute nicht. Die Schloss-Stadt muss mit der aktuellen Situation leben. Und die sieht - nach vielem Hin und Her - den Schul-Tausch vor: Die Realschule zieht in das erweiterte und modernisierte Hauptschulgebäude an der Weststraße ein, anschließend zieht die Löwen-Grundschule die Kölner Straße hinauf in das auf die Bedürfnisse der kleineren Schüler angepasste dann ehemalige Realschulgebäude. Beschlossen worden war der Schul-Tausch bereits 2015 - nur war der nie umgesetzt werden. Und wie das dann so ist, kommen doch noch Zweifel auf (etwa bei der UWG, die letztlich gegen den Tausch und damit ihre Entscheidung von 2015 stimmte), oder es wird nach Alternativen gesucht - die Stadt brachte in diesem Jahr gleich zwei ins Spiel: den Neubau einer Grundschule im Brunsbachtal sowie eine Kooperation der Hauptschulen von Hückeswagen und Wipperfürth. Ein Gutachter hätte dafür analysieren sollen, ob und wo diese Sinn hat - doch die Mehrheit des Rats wollte noch nicht einmal das Gutachten in Auftrag geben.

Auch wenn die Ratsmehrheit schon vor mehr als zwei Jahren für den Schul-Tausch gestimmt hatte, war es lange ruhig geblieben - bis im Frühjahr eine Zahl im öffentlichen Raum auftauchte, die die Politiker beinahe in eine Schockstarre versetzte: 20 Millionen Euro. Auf so viel taxierte das Planungsbüro Zacharias die Kosten für den Umbau des Hauptschule-Gebäudes an der Weststraße, damit dort in absehbarer Zukunft an zwei Schulformen unterrichtet werden kann. Die Stadt war ursprünglich von zwölf Millionen Euro ausgegangen - diese Kosten-Explosion traf Verwaltung und Politik ins Mark. Und lähmte für Monate. Denn niemand wusste, wie es nun weitergehen solle. Doch so viel Geld ausgeben? Oder sind Alternativen besser, weil kostengünstiger?

Ende November stand fest: Mit der großen Mehrheit von CDU, SPD und Grünen stimmte der Rat für den Schul-Tausch. In der Folge soll nun zunächst die Hauptschule umgebaut und erweitert werden. Das ist die Voraussetzung dafür, dass die Realschule mit ins Hauptschulgebäude an der Weststraße einziehen kann. Nach dem Umzug wird die Realschule saniert, in das renovierte Gebäude zieht danach die Löwen-Grundschule ein. Das muss spätestens bis Ende 2021 geschehen, denn dann läuft die Betriebserlaubnis für das Grundschulgebäude an der unteren Kölner Straße aus. Der Neubau einer Grundschule im Brunsbachtal ist mit diesem Beschluss zum Schul-Tausch vom Tisch. Ebenso stimmte die Mehrheit gegen den FDP-Antrag eines Ratsbürgerentscheids.

Trotzdem könnte es in wenigen Wochen zu einem Bürgerentscheid kommen: Die Bürgerinitiative "Vernunft macht Schule" hat Anfang Dezember einen Antrag für ein Bürgerbegehren gegen den vom Stadtrat beschlossenen Schul-Tausch beim Bürgermeister eingereicht und sammelt zurzeit Unterschriften - insgesamt 1200 müssen zusammenkommen.

Die Zukunft der Hückeswagener Schullandschaft bleibt weiterhin ungewiss. Doch die Uhr läuft - die Stadtverwaltung ist unter Zeitdruck, sollen alle benötigten Schulgebäude rechtzeitig fertiggestellt sein.

(büba)
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