Schlüsselübergabe in der Hückeswagener Pfarrcaritas Neue Lotsinnen für die Caritas-Beratung

Hückeswagen · Elisabeth Böhlefeld übergibt ihre ehrenamtliche Tätigkeit nach zwölf Jahren an die Nachfolgerinnen Ute Hermann und Lioba Kotthoff.

Anneliese Thiemann (l.) und Elisabeth Böhlefeld (r.) mit den beiden neuen Lotsinnen Lioba Kotthoff (2.v.l.) und Ute Hermann (2.v.r.).

Anneliese Thiemann (l.) und Elisabeth Böhlefeld (r.) mit den beiden neuen Lotsinnen Lioba Kotthoff (2.v.l.) und Ute Hermann (2.v.r.).

Foto: Jürgen Moll

Die Caritas ist mehr als eine Organisation. „Sie ist eine Grundhaltung gegenüber Menschen – besonders gegenüber Menschen in Not. Die Caritas sieht ihre Aufgabe darin, den Menschen ohne Ansehen von Herkunft, Status oder Religion mit Liebe und Achtung zu begegnen.“ So steht es auf der Internetseite der Caritas – und nach diesem Grundsatz arbeiten auch die ehrenamtlichen Mitarbeiter. In der Schloss-Stadt gibt es seit Jahresbeginn zwei neue Lotsinnen, die die Caritas-Sprechstunde der katholischen Pfarrgemeinde fortführen werden. Ute Hermann und Lioba Kotthoff übernehmen die Aufgabe von Elisabeth Böhlefeld und Anneliese Thiemann. Die offizielle Schlüsselübergabe fand jetzt im Gemeindehaus der katholischen Kirchengemeinde an der Weierbachstraße statt.

Zwölf Jahre lang hat Elisabeth Böhlefeld als Lotsin der Caritas Menschen in Not geholfen, im vergangenen Jahr zusammen mit Anneliese Thiemann, die den Platz der verstorbenen Adelheid Hanke übernommen hatte. „Ich habe das immer sehr gerne gemacht, und es hat mir viel Freude bereitet, aber irgendwann muss auch mal Schluss sein“, sagt die 81-Jährige. In den etwas mehr als zehn Jahren hat die Hückeswagenerin viele bewegende Erlebnisse und Begegnungen gehabt, die ihr in Erinnerung geblieben sind. Darunter die einer jungen Familie aus dem Osten und deren Kind mit Behinderung. Mit Hilfe der Caritas konnte unter anderem die richtige Schule gefunden werden.

Die Ehrenamtler nutzen ihr gutes Netzwerk zu anderen sozialen Einrichtungen wie zur Kleiderkammer, zu der Initiative Weitblick, dem Flüchtlingsnetzwerk, den Hückeswagener Helferlein, der Suchtberatung der Diakonie, den örtlichen Sportvereinen und der Hospizgruppe, um konkrete Hilfsangebote zu vermitteln. Dafür sind die Hilfesuchenden sehr dankbar. „Einmal hat uns eine Frau Blumen gebracht und meinte, wir hätten sie vor dem Verhungern gerettet, da sie nur noch verschimmeltes Brot im Haus gehabt hätte“, berichtet Elisabeth Böhlefeld. Kindern aus bedürftigen Familien konnte schon oft geholfen werden, beispielsweise mit Geld für das Mittagessen in der Offenen Ganztagsbetreuung (OGS) der Grundschule oder auch mit Fußballschuhen für einen sportlich talentierten Jungen.

Elisabeth Böhlefeld sieht noch heute großen Bedarf für diese Art von Beratung, nicht allein aufgrund der gestiegenen Energie- und Lebenshaltungskosten. „Wir entscheiden mit Herz und nicht mit der Rechenmaschine“, sagt sie. Oft müsse abgewägt werden, ob eine Bedürftigkeit vorliegt oder nicht. Die Caritas hilft in diesem Fall aber lieber einmal zu viel, als zu wenig. Zurzeit kämen viele ukrainische Flüchtlinge, berichtet sie von langen Schlangen vor dem Gemeindehaus zu den Sprechzeiten. Es gebe aber auch Menschen, die Hilfe benötigen, sich aber nicht trauen würden, eine Beratungsstelle aufzusuchen.

Schon vor einem Jahr wollte Elisabeth Böhlefeld ihre ehrenamtliche Tätigkeit als Caritas-Lotsin beenden, jedoch gab es da noch keine Nachfolger. Begonnen hatte die gelernte Einzelhandelskauffrau mit der Beratungstätigkeit innerhalb der Kirchengemeinde kurz nach ihrer eigenen Krebserkrankung. „Ich bin damals in ein tiefes Loch gefallen. Aber die Aufgabe hat mich aus dem Loch herausgeholt“, sagt sie. Unter anderem hatte sie die Idee zur Einrichtung einer Kleiderkammer hinter der Pfarrkirche (seit 1981), die sie mit aufgebaut hat und die seit Jahren gut frequentiert wird. Auch Anneliese Thiemann zählt zu den „Kammerzofen“ der ersten Stunde.

Mit Ute Hermann und Lioba Kotthoff haben sich zwei engagierte Frauen aus der Gemeinde gefunden, die die Sprechstunden der Pfarrcaritas weiterführen werden. „In Zeiten, in denen unsere Kirche vielfach um Glaubwürdigkeit ringt, ist dieser Dienst für die Menschen vor Ort ein großartiges Zeugnis für die Nachfolge Jesu Christi“, sagt Diakon Burkhard Wittwer, Caritasbeauftragter der Pfarreiengemeinschaft. Beide Frauen haben ihr Aufgabengebiet bereits kennengelernt. „Ich konnte sehen, wie so eine Sprechstunde abläuft und bin überrascht, wie viele Menschen kommen“, sagt Lioba Kotthoff. Die 51-jährige Ingenieurin, die derzeit in Teilzeit Migrantenkinder in Wipperfürth unterrichtet, lebt seit 13 Jahren in Hückeswagen. Durch die Erstkommunion ihrer beiden Töchter sei sie eng mit der Kirchengemeinde verbunden. „Ich wollte gerne etwas Konkretes für Menschen tun“, erklärt sie ihr Engagement.

Ute Hermann hat bereits seit August bei der Pfarrcaritas hospitiert und wird nun, nach dem Eintritt in den Ruhestand, als Ansprechpartnerin während der Sprechstunden zur Verfügung stehen. Der Abschied von den Kindern ist der ehemaligen OGS-Betreuerin schwergefallen. „Jetzt ist es Zeit für etwas Neues, und ich freue mich auf diese Aufgabe. Das Gefühl sagt mir, dass ich mich richtig entschieden habe“, betont Ute Hermann.

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