Mein Hückeswagen Ein komplett selbstständiger Ortsteil

Hückeswagen · Scheideweg liegt an der Landstraße 101 Richtung Altenberg und ab Pflanzenpark an der L 68 Richtung Winterhagen und Hückeswagen. Neben der Arbeit der Gefährdetenhilfe fällt Besuchern vor allem das Industriegebiet West 2 auf.

 Beim Blütenfestival im Juli 2010 im Pflanzenpark Scheideweg sorgte Tabea Gurr mit Gießkanne und Wasser für eine Erfrischung und wässerte die Blumen und Pflanzen.

Beim Blütenfestival im Juli 2010 im Pflanzenpark Scheideweg sorgte Tabea Gurr mit Gießkanne und Wasser für eine Erfrischung und wässerte die Blumen und Pflanzen.

Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Der Name des Ortsteils ist Programm – und sogar international in Form des Logos der Gefährdetenhilfe bekannt: Scheideweg, im Westen der Schloss-Stadt gelegen, hat seinen Namen von der Weggabelung bekommen, die früher in die eine Richtung nach Habenichts führte, in die andere nach Neuenhaus.

„Heute gibt es die Weggabelung zwar noch, aber sie ist nicht mehr die Hauptstraße“, sagt Friedel Pfeiffer, der selbst Ur-Scheideweger ist. Er liefert die Begründung gleich nach: „Sie war sehr unfallträchtig – und das bei einem Bruchteil des heutigen Verkehrsaufkommens.“

Erstmals erwähnt wird der immer schon sehr selbstständige Ortsteil 1858. „In Scheideweg war man Selbstversorger, hier gab es alles“, sagt Pfeiffer. Und man habe das Angebot auch genutzt, ergänzt der 82-Jährige. „Es gab für uns damals eigentlich überhaupt keinen Grund, nach Wiehagen oder Hückeswagen zu fahren – höchstens dann, wenn man mal zum Amt musste.“

Auch die Schule habe er im eigenen Ortsteil besuchen können. „In der heute als ‚Alte Schule‘ bezeichneten Volksschule wurden acht Jahrgänge in einem Raum von einem Lehrer unterrichtet“, erinnert sich Pfeiffer und schmunzelt.

Neben einigen handwerklichen Betrieben, wie der Schneiderei von Pfeiffers Vater, habe es zwei Bäcker und einen Lebensmittelladen gegeben. Die Dorfentwicklung sei schnell gegangen. Neben zwei Schreinereien habe es später auch noch ein Lkw- und Busunternehmen gegeben sowie einen Milchtransport zur Molkerei nach Lennep.

Außerdem habe der Dorfpolizist nicht nur mit seiner Familie in Scheideweg gewohnt, er sei dort auch regelmäßig Streife gegangen, erinnert sich der 82-Jährige. „Und sogar eine Aral-Tankstelle hatten wir damals, da war auch eine Gaststätte angegliedert“, sagt Pfeiffer.

Der nächste Bahnhof sei in Winterhagen gewesen, erinnert sich der Ur-Scheideweger. „Da sind wir immer hingelaufen, wenn wir mal nach Hückeswagen mussten – und dann ging es mit dem Zug eine Station weiter.“ Heute muss er darüber schmunzeln, denn der Weg nach Hückeswagen sei vom Elternhaus kaum weiter gewesen, als der zum Bahnhof.

Scheideweg war immer schon evangelisch geprägt, was man heute an der Christlichen Gemeinde Alte Schule, dem evangelischen Vereinshaus und der Gefährdetenhilfe sehen kann. Im Vereinshaus treffen sich Gruppen wie Chöre, Frauenverein, Kinder- und Jugendarbeit oder der Posaunenchor. 1975 gründet Friedel Pfeiffer den Verein Gefährdetenhilfe in seinem Wohnhaus in Oberdorp. Von dort aus gehen die Mitarbeiter des christlichen Vereins tatsächlich in alle Welt, um Straffälligen zu helfen und eine neue Lebensperspektive zu geben.

Wenn die Gefährdetenhilfe mit ihren zahlreichen Bauten und Betrieben zum Wachstum Scheidewegs beigetragen hat, ist doch etwas Anderes für die größte Veränderung verantwortlich. Denn am offensichtlichsten sind die Veränderungen der einstigen kleinen Ortschaft dann zu sehen, wenn man ins Gewerbegebiet Winterhagen fährt. Wo früher Wiesen und Weiden waren, ist heute die größte zusammenhängende Gewerbefläche der Schloss-Stadt angesiedelt.

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