Rückblende Hückeswagen Die Post zieht in die Post zurück

Hückeswagen · Wegen der Renovierung der Villa Clarenbach mussten die Postbeamten ins Schlosshotel ausweichen. Im Oktober 1969 ging der Betrieb wieder an der Peterstraße weiter.

 In der Villa Clarenbach, hier im Jahr 1999, war einst das Postamt untergebracht. Mittlerweile hat dort das Jugend- und Sozialwerk Gotteshütte dort seine Heimat gefunden.

In der Villa Clarenbach, hier im Jahr 1999, war einst das Postamt untergebracht. Mittlerweile hat dort das Jugend- und Sozialwerk Gotteshütte dort seine Heimat gefunden.

Foto: Ralph Vesper

Es gibt Zeitungsschlagzeilen, die liegen einfach auf der Hand. Das dachte sich wahrscheinlich auch der BM-Redakteur Theo Dörpinghaus, als er in der Ausgabe vom 3. Oktober 1969 titelte: „Die Post zieht in die Post zurück“. Zehn Tage später am 13. Oktober fand nach vollzogenem Wechsel die feierliche Einweihung der neuen Räume in der Peterstraße 13 statt. Besser bekannt ist das Haus jedoch unter dem Namen „Villa Clarenbach“ oder alternativ einfach nur „Post“. Seit Ende Mai 2013 befindet sich im Gebäude die Zentralverwaltung des Jugend- und Sozialwerks Gotteshütte, zuvor war dort ein Geschäft für Möbel, Antiquitäten und Wohnaccessoires mit dem klangvollen Namen „Villa Wohnsinn“ betrieben worden.

1968 war die Post bereits 44 Jahre in der Villa Clarenbach untergebracht, als es für die Bediensteten hieß: Umzugskartons packen! Mit Stempel und Briefwaage ging es in einen Seitenflügel des ehemaligen Schlosshotels an der Bahnhofstraße, einem Gebäude, das heute nicht mehr existiert. Im Postgebäude lag eine große Renovierung an oder wie Dörpinghaus sich ausdrückte, es wurde „das Unterste nach oben gekehrt“. Während die Außenfassade aus Denkmalschutzgründen nicht verändert werden durfte, gab es im Inneren große Umbauten. So wurde der Treppenaufgang nach außen verlegt und mit einer Glasumfassung versehen, um Platz für die Diensträume zu schaffen. Damit die Verlegung des Treppenhauses gelingen konnte, musste zuvor ein Anbau im Innenhof abgerissen werden, in dem sich die Toilettenanlagen befanden.

Dem Artikel ist zu entnehmen, dass sich die Beamten im Schlosshotel ganz gut eingelebt hatten, denn „der Postbetrieb florierte unerwartet gut“, schrieb Dörpinghaus. Es habe aber doch die Freude über die Rückkehr an den alten Standort überwogen.

Wie alt genau das Gebäude an der Peterstraße ist, ist dem Urkataster und der Denkmalakte nicht zu entnehmen – der Zeitraum wird zwischen 1832 und 1860 angegeben. Am auffälligsten ist wohl das Giebeldreieck mit dem Halbkreisfenster, das dem fast quadratischen Grundriss ein individuelles Aussehen gibt, wenngleich es nicht ungewöhnlich war.

Über die Erbauer gibt das kleine Denkmalschild an der Außenfassade Auskunft. Demnach wurde es von den Tuchfabrikanten Clarenbach errichtet. Diese Villa Clarenbach ist jedoch nicht zu verwechseln mit Villa gleichen Namens, die sich ebenfalls an der Peterstraße befand (heute Peterstraße 24), aber mittlerweile abgerissen wurde. Das repräsentative Gebäude war auf jeden Fall Ausdruck des Wohlstandes, zu dem die Tuchmacherfamilien in Hückeswagen gekommen waren.

Eine Zäsur trat 1923 ein, als die Post das Haus Strick am Wilhelmplatz aufgrund der Kündigung des Mietvertrags räumen musste. Übergangsweise fand sie an der Bachstraße einen Standort, um dann aber 1924 an die Peterstraße umzuziehen. Die Postchronik berichtet davon, dass das Haus von einer Fräulein Heiming erworben wurde, die die Villa wischenzeitlich in Besitz hatte. Es erfolgten anschließend Umbauten, beispielsweise am Hofgebäude, das man in eine Fahrzeughalle umwandelte.

Der Zweite Weltkriegs setzte dem Gebäude stark zu, denn Ende März 1945 wurde es bei einem Luftangriff getroffen und der Dachstuhl brandte. Diese Schäden konnten erst 1951 gründlich beseitigt werden. Vor 50 Jahren dann begann die nächste Renovierungsphase mit dem eingangs geschilderten Umzug in das Schlosshotel. Als dann alles fertig war, kehrte die Post tatsächlich in die Post zurück.

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