Hückeswagen RSV 09 versucht Neuanfang in Kreisliga B

Hückeswagen · Zum zweiten Mal müssen die Senioren des RSV 09 Hückeswagen in der nächsten Saison in der Kreisliga B antreten: Der Vorstand hat die Mannschaft zurückgezogen. Der Vorsitzende Michael Steffens hofft nun auf einen Neuanfang.

Das ist schon kurios: In der vorigen Saison gewann der Raspo in der Kreisliga A lediglich ein Spiel und hatte am Ende der Saison ganze fünf Punkte auf dem Konto - und stieg dennoch nicht ab, weil ein anderes Team bereits zurückgezogen worden war und der SC 08 Radevormwald den Abstieg aus der Bezirksklasse noch so eben verhindern konnte. Aktuell haben die Hückeswagener 22 Punkte auf der Habenseite, ausreichend Abstand zur Abstiegszone - und dennoch geht es für sie eine Liga tiefer. Nachdem am vorigen Sonntag lediglich noch vier Spieler zur Verfügung standen, die gesund und willens waren, beim VfB Marathon Remscheid anzutreten, sah sich der Vorstand gefordert - und kündigte den sofortigen Rückzug der Mannschaft an. Damit verbunden ist der Zwangsabstieg.

Dabei hatte alles so gut angefangen. Unter dem neuen Trainer Abdelaziz Lakraa gelangen dem Raspo im ersten Saisondrittel fünf Siege in Folge, wodurch er nahe der Aufstiegsränge platziert war. Mit dem Trainer war der Vorstand derart zufrieden, dass Anfang April verkündet wurde, dass beide Seiten auch in der kommenden Spielzeit zusammenarbeiten wollten.

Dann kam alles anders: Vor wenigen Tagen erklärte der Trainer seinen Rücktritt. Standen ihm doch kaum noch Spieler zur Verfügung. "Wir sind in die Saison mit einem Kader von 30 Spielern gegangen", sagt Lakraa im Gespräch mit unserer Redaktion. Anfangs sei der eine oder andere aussortiert worden, doch mit dem bestehenden Kader bestritt die Mannschaft lange Zeit eine erfolgreiche Saison. Allerdings fielen nach und nach immer mehr Spieler aus: Die einen gaben familiäre, die anderen berufliche Gründe an. Andere gingen aufgrund des Studiums weg. Und dann kam noch eine unglaubliche Verletzungsmisere hinzu: "Aktuell haben wir acht schwer verletzte Spieler", berichtet Lakraa und zählt auf: "Achillessehnenrisse, Kreuzbandriss, Mittelfußbruch."

Dass er letztlich das Handtuch geworfen hat, liegt am Verhalten des Vorstands. "Ich hatte zum Saisonbeginn darum gebeten, die A-Jugend-Spieler an die Senioren heranzuführen", sagt Lakraa. Dazu hätten sie einmal in der Woche mit der ersten Mannschaft trainieren sollen. Das aber sei offenbar nicht gewünscht gewesen. Als vor wenigen Wochen dann absehbar war, dass der Raspo die Mannschaft nicht mehr voll bekommen kann, habe er dem Verstand den sofortigen Rückzug aus der Kreisliga A geraten, um gemeinsam für die neue Saison den Neuaufbau zu starten. Doch die Verantwortlichen zierten sich noch. Als dann kaum noch Seniorenspieler zur Verfügung standen, lenkte der Vorstand ein und wollte A-Jugendliche hochziehen. Das aber wollte der Trainer dann nicht mehr: "Wir mussten noch gegen die Mannschaften von oben spielen. Das wäre ein ,Abschlachten' geworden."

Lakraa bedauert, dass er seine Ideen nicht umsetzen konnte. "Aber ich habe keine Perspektive mehr gesehen", betont er. Deshalb hat er sich entschlossen, wieder mehr Zeit für seine Familie zu widmen. Er blickt jedoch nicht im Zorn zurück, sondern sagt vielmehr: "Es war eine schöne Zeit. Und anfangs haben wir ja auch super gearbeitet."

Raspo-Vorsitzender Michael Steffens bestätigt Lakraas Äußerungen. Allerdings stellt er klar, dass es die A-Jugendlichen ihrerseits gewesen seien, die nicht mit den Senioren trainieren wollten. Darunter seien einige Abiturienten, die sich jetzt auf die Prüfung vorbereiten und sich daher nicht verletzten wollen. "Mehr als ihnen das anbieten konnten wir aber nicht", sagt er. Aber da sich viele Spieler verletzt hätten - "alles wichtige Leute!" - und andere sich aus unterschiedlichen Gründen zurückgezogen hätten, sei keine andere Option als der Rückzug mehr möglich gewesen. "Wir haben schwer mit dieser Entscheidung zu kämpfen gehabt", betont er.

Heute Abend will der Vorstand mit der A-Jugend am Sportplatz grillen und gemeinsam überlegen, wie es nun weitergehen wird. Ein Neuanfang in der Kreisliga B ist auf jeden Fall angestrebt, lässt Steffens durchblicken. Alleine deshalb, um die gute Jugendarbeit im Verein fortzuführen. "In den nächsten Jahren kommen ein paar wirklich gute Spieler zu den Senioren", sagt er. Diese Arbeit soll nicht kaputt gemacht werden.

(büba)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort