Hückeswagen Retter im schweren Korsett

Hückeswagen · Damit Feuerwehrleute bei Bränden auch in verqualmte Räume vordringen können, müssen sie mit Atemschutzgeräten ausgestattet sein. Darauf bereitet einige jetzt wieder ein entsprechender Lehrgang vor.

Seit zwei Wochen erfahren die 15 Teilnehmer der Hückeswagener Feuerwehr und ein Mitglied des Technischen Hilfswerkes (THW) in der Feuerwache an der Bachstraße alles, was sie zum Tragen des Atemschutzes wissen müssen. Und das ist eine Menge. „Die Ausbildung beinhaltet 25 Übungsstunden“, berichtet Wehrführer Karsten Binder im BM-Gespräch.

Vorrangig steht das theoretische Wissen auf dem Ausbildungsprogramm. „Die Teilnehmer erfahren, unter welchen Bedingungen man wie viel Atemluft braucht“, erklärt Binder. Denn das sei sehr unterschiedlich. Reicht die Atemluft eines solchen Gerätes im Ruhezustand bis zu 45 Minuten, so kann dem Feuerwehrmann unter Extrembedingungen schon nach zehn bis zwölf Minuten die Luft ausgehen. „Der Sauerstoff-Vorrat ist begrenzt, und deshalb ist es wichtig zu sehen, welche Tätigkeiten man unter Atemschutz ausübt“, erläutert der Stadtbrandinspektor.

Medizincheck ist Pflicht

Nach der Theorie folgt die Praxis. Dann geht es in kompletter Ausrüstung mit der Flasche auf dem Rücken – alles zusammen 16 bis 18 Kilogramm schwer – schon bald den steilen Schlossberg hinauf. Und das mit Maske vor dem Gesicht. Wer auf dem Weg zum Schloss schon ohne Atemschutzgerät ins Schwitzen kommt, gerät mit ganz schön ins Schnaufen. „Alle Teilnehmer müssen sich deshalb vorher untersuchen lassen, ob sie Atemschutz-tauglich sind“, sagt Binder. Alle drei Jahre muss diese Tauglichkeit erneut überprüft werden. „Wer älter ist als 50, muss das sogar jährlich nachweisen.“ Schließlich steht im Ernstfall nicht nur die eigene Sicherheit auf dem Spiel. Im Ernstfall sind zur Sicherheit immer zwei Feuerwehrleute zusammen unter Atemschutz im Einsatz.

Ist das Wissen um die Gerätschaften vertieft, lernen die Teilnehmer, wie die Geräte überprüft und wie sie angelegt werden. Binder: „Das muss aus dem Effeff sitzen. Denn wenn die Feuerwehr ausrückt, muss das Routine sein.“ Die Geräte legen die Atemschutzträger während der Fahrt zum Einsatzort an. Der Platz im Fahrzeug ist beengt, und darum muss jeder Handgriff sitzen. Notfalls auch im Dunkeln. „Wir müssen sofort in der Lage sein, zu helfen. Und deshalb geht es darum, Zeitdifferenzen zu minimieren“, macht der Wehrführer deutlich.

Prüfung unter realen Bedingungen

Die Prüfung zum Atemschutzgeräteträger wird unter fast realen Bedingungen im Brandschutzzentrum in Gummersbach-Kotthausen abgenommen. Wenn jeder Teilnehmer sein theoretisches Wissen unter Beweis gestellt hat, muss er sich in abgedunkelten Räumen orientieren können, unter Belastung in enge Schächte auf Leitern steigen, Ausrüstungsgegenstände in Stellung bringen und Personen suchen und retten können. Bis dahin werden die 15 Lehrgangsteilnehmer noch viel Neues an Informationen erlernen müssen und jede Menge Schweiß vergießen.

(RP)
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