Auswanderer aus Hückeswagen Australien-Auswanderer erleben Buschfeuer

Bella Vista · Renate und Wolfgang Kohnertz leben in Bella Vista nahe Sydney und merken die Auswirkungen der verheerenden Buschfeuer.

   Die Buschbrände im australischen Süden richteten immensen Schaden an und töteten viele Menschen und mehr als eine Milliarde Tiere.

Die Buschbrände im australischen Süden richteten immensen Schaden an und töteten viele Menschen und mehr als eine Milliarde Tiere.

Foto: dpa/Glen Morey

Wenn Wolfgang Kohnertz vom Balkon seiner Wohnung in einem Hochhaus in Bella Vista, einem Vorort der australischen Metropole Sydney, in die Ferne schaut, kann er die Auswirkungen der Buschfeuer umgehend ausmachen. „Normalerweise können wir etwa 15 Kilometer weit gucken“, sagt der 74-Jährige, der vor gut 53 Jahren nach Australien ausgewandert ist (s. Info-Kasten), im Telefonat mit unserer Redaktion. „Jetzt ist es nur einen Kilometer, denn der Himmel ist voller Rauch.“

Momentan herrscht in Australien, auf der anderen Seite der Welt und der südlichen Hemisphäre, zwar Sommer. Und heiß war es dann schon immer. Momentan aber sind die Temperaturen unerträglich: Werte von mehr als 40 Grad sind keine Seltenheit, aktuell sind es in dem Wohnort von Wolfgang und Renate Kohnertz 43 Grad. „Um Mitternacht haben wir hier immer noch 30 Grad“, berichtet der 74-Jährige.

 Wolfgang und Renate Kohnertz wanderten vor mehr als 50 Jahren nach Australien aus.

Wolfgang und Renate Kohnertz wanderten vor mehr als 50 Jahren nach Australien aus.

Foto: Kohnertz

Direkt bei ihnen wird es kaum brennen. Es gibt zwar einige Bäume, aber keine großflächigen Wälder. Und zudem einen kleinen See. Allerdings gab es in der vorigen Woche einen größeren Feuerwehr-Einsatz in dem Teil Sydneys, in dem das bergisch-märkische Ehepaar, das seit fast 50 Jahren die australische Staatsbürgerschaft besitzt, viele Jahre ein eigenes Anwesen hatte. Das hatte es zwar vor sieben Jahren verkauft, ist aber immer noch dessen ganzer Stolz. Denn in dem großen Garten hatte Kohnertz nicht nur viele und unterschiedliche Bäume angepflanzt, dort gab es auch eine Nachbildung des Hückeswagener Stadtpark-Teichs – Entenhäuschen inklusive. Auf dem Grundstück, das an sein ehemaliges grenzt und etwa ein Kilometer entfernt ist, brannte es jetzt. Als die Kohnertz’ davon erfuhren, fuhren sie direkt die etwa 30 Kilometer dorthin, wie der 74-Jährige erzählt.

In diesem Fall gab’s wenigstens ein Happy-End: Die Feuerwehr hatte das Feuer in den Griff bekommen. Allerdings musste die Grundstückseigentümerin mit der Ambulanz in ein Krankenhaus gebracht werden, nachdem sie sich bei ihrem Kampf gegen die Flammen offenbar völlig verausgabt hatte. Andere Australier hatten in den vergangenen Wochen und Monaten nicht so viel Glück: Viele verloren ihr ganzes Hab und Gut bei den Bränden, einige auch ihr Leben. Außerdem schätzen Experten, dass über eine Milliarde Tiere in den Feuern und durch den Rauch ums Leben gekommen sind.

Dass die verheerenden Buschbrände Auswirkungen des globalen Klimawandels sein könnten, glaubt Wolfgang Kohnertz nicht. „Solche Brände hat es hier schon immer gegeben, wenn auch nicht ganz so viele“, sagt er. Das sei nunmal so im heißen australischen Sommer. Zudem benötige die Natur das Feuer – in der Tat gibt es etwa endemische Bäume, deren Samenkapseln auf dem Boden sich erst bei großer Hitze öffnen. Zudem hätten die australischen Behörden 183 Brandstifter gefasst, die die Feuer bewusst oder fahrlässig entzündet hätten.

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