Interview Reiter kritisieren Reitwegegesetz

Hückeswagen · Tanja Busch vom Gestüt Moorbach sieht Einschränkungen für die Geländereiter. Sie bemängelt die fehlende Toleranz und Rücksichtnahme.

 Tanja Busch in Andalusien auf ihrem Pferd „Der Weiße“.

Tanja Busch in Andalusien auf ihrem Pferd „Der Weiße“.

Foto: busch

Tanja Busch ist mit Pferden aufgewachsen. Die 43-Jährige reitet so oft es ihr möglich ist und war mehrere Jahre in der Polizeireiterstaffel Wuppertal eingesetzt. Heute ist sie Leiterin der Spektrum Kinder- und Jugendhilfe in Radevormwald. Im BM-Interview spricht sie über ihre Liebe zu den Pferden und die Auswirkungen des neuen Reitwegegesetzes.

 Das Reitverbot im Wald gilt nicht mehr, denn laut oberbergischer Kreisverwaltung darf aktuell auf allen Wegen geritten werden.

Das Reitverbot im Wald gilt nicht mehr, denn laut oberbergischer Kreisverwaltung darf aktuell auf allen Wegen geritten werden.

Foto: Solveig Pudelski

Frau Busch, seit wann reiten Sie , und wie sind Sie überhaupt zur Reiterei gekommen?

Busch Ich war erst zwei Jahre alt, als ich mein erstes eigenes Shetlandpony bekommen habe. Das Pony trug den Namen "Ricka". Seitdem bin ich dem Reitsport eng verbunden. In der Folge absolvierte ich eine klassische Reitausbildung. In deren Rahmen habe ich im Jahr 2006 den Meistertitel als "Pferdewirtschaftsmeister: Schwerpunkt Reiten" verliehen bekommen. Quasi im Hobby war ich lange Jahre intensiv im nationalen Spring-Sport aktiv. Den Spring-Sattel habe ich dann im Jahr 2011 an den Nagel gehängt. Als neues "Steckenpferd" kamen dann die spanischen Pferde in mein Leben. Diese faszinieren mich mit ihrer unglaublichen Ausstrahlung und ihren tollen Reiteigenschaften.

Wie finden Sie das neue Reitwegegesetz?

Busch Für Geländereiter bedeutet es leider eher eine starke Einschränkung. Im Sinne des Naturschutzes bietet es allerdings durchaus auch positive Aspekte.

Was genau bedeutet es für den Hobbyreiter, worauf muss er sich einstellen?

Busch Die Neuregelungen werden abhängig vom Kreis individuell interpretiert. Nach Rückfrage bei der Kreisverwaltung Gummersbach, sagte mir der verantwortliche Sachbearbeiter, dass aktuell auf allen Wegen geritten werden dürfte. Innerhalb des Waldes hingegen nur noch auf allen Fahrwegen, also auf allen Wegen, die von einem vierrädrigen Fahrzeug befahren werden können. Natürlich sind wir bislang im Freistellungsgebiet Oberberg zu diesem Thema sehr verwöhnt gewesen - es nimmt schließlich niemand gerne Einschränkungen in Kauf. Ich hoffe sehr, dass die Neuregelungen im Interesse der Reiter noch einmal überdacht und etwas großzügiger modifiziert werden.

War die Gesetzesänderung in Ihren Augen überfällig?

Busch Nein, denn ich hätte mit dem alten Gesetz gut weiterleben können.

Können dadurch vielleicht auch neue Probleme entstehen?

Busch Bei aufgeweichten Boden - etwa nach einem zünftigen bergischen Regen - entstehen leider schnell Pferdetrittspuren auf den Wegen. Ich hoffe mal, dass dadurch in der Folge keine hohen Kosten für Bodenbefestigungen auf das System zukommen.

Wie wird das neue Reitwegegesetz eigentlich kontrolliert?

Busch Die Kontrollen übernehmen sowohl das Ordnungsamt als auch die jeweils verantwortlichen Förster. Da im Oberbergischen Kreis eine Plakettenpflicht für Pferde besteht, ist es zudem leicht, den entsprechenden Reiter auch aus der Distanz benennen zu können.

Was sind denn die Hauptkonfliktpunkte zwischen Reitern und Spaziergängern/Joggern/Fahrradfahrern?

Busch Es ist auch hier wie überall sonst - die Konfliktpunkte sind die exakt gleichen, wie im restlichen Leben auch: Mangelnde Toleranz und fehlende Rücksichtnahme machen ein Miteinander manchmal nicht ganz so einfach. Ich denke, jeder Einzelne sollte hier seine eigene Position überdenken und sich bewusst machen, wie gut es uns in Deutschland doch eigentlich geht. Dann wird es vielleicht auch ein wenig leichter, dem Gegenüber mit einem Lächeln im Gesicht zu respektieren. Dann lässt sich nämlich unter Umständen auch leichter ein Konsens oder Kompromiss finden. Das kann dann die Rücksicht eines Reiters sein, wenn ihm ein ängstlicher Fußgänger begegnet. Oder aber die Rücksichtnahme des Fahrradfahrers, der einem sichtlich verängstigten Pferd begegnet. Nicht zuletzt gilt bei uns doch: Es ist für alle genug da - und auch der Wald ist trotz Einschränkung immer noch groß genug.

Wo ist es schwieriger - im Wald oder auf offenen Feldwegen?

Busch Jeder Reiter, der ins Gelände reitet, sollte sein Pferd sicher kontrollieren können. Andernfalls hat er außerhalb der Reitbahn schlicht und ergreifend nichts zu suchen. Insofern sehe ich da keinen großen Unterschied.

Sind Pferde eigentlich schreckhaft? Etwa bei der plötzlichen Begegnung mit Fahrradfahrern.

Busch Auch dies ist eine Frage von Gehorsam und Durchlässigkeit - also von der Kontrolle des Pferds durch den Reiter. Pferde sind nämlich von ihrer Natur aus Fluchttiere, die bei Gefahr Reißaus nehmen würden. Und auch hier erwarte ich von einem Reiter, dass er sein Pferd diesbezüglich einschätzen kann. Pferde, die ängstlich oder unerfahren sind, sollten nur mit einem erfahrenen Routinier oder mit einem sicheren Begleitpferd ins Gelände gehen, um Gefahrensituationen im Rahmen zu halten - oder besser noch: gänzlich vermeiden zu können.

Wie erleben Sie Begegnungen in Ihrer Region?

Busch Ich habe diesbezüglich eigentlich eher selten Konflikte. Wenn ich mit dem Pferd ausreite, orientiere ich mich gerne an dem alten Motto: "Genauso, wie es in den Wald hineingerufen wird, so schallt es auch wieder heraus."

Hatten Sie auch schon einmal unangenehme Begegnungen?

Busch Natürlich gibt es Situationen, in denen auch die Gegenseite ihre Interessen gewahrt haben möchte, aber auch da sollte man in der Lage sein nach einem gemeinsamen Konsens zu suchen, an dem sich alle orientieren können.

Verstehen sich Pferde und Hunde, oder ist das eher schwierig?

Busch So lange der Hund nicht versucht, das Pferd zu reiten, geht das in der Regel ganz gut. Im Ernst, auch das ist wieder eine Frage von Erziehung, Gehorsam und Verantwortung. Ich weiß von einem erfahrenen Hundeprofi aus meinem Freundeskreis, dass er seinen an sich sehr gut ausgebildeten Schäferhund innerhalb des Waldgebiets, in dem die beiden unterwegs sind, ausschließlich an der Leine führt. Aus dem einfachen Grund, um sämtliche Gefahrensituationen vermeiden zu können. Das ist für meine Begriffe eine Art von verantwortungsvollem Umgang mit dem anvertrauten Tier. Gleichzeitig wird man damit auch der Umwelt gerecht.

Haben Sie sich jetzt eigentlich schon neue Wege "erritten"?

Busch Ich reite schon seit 40 Jahren in unserem Gelände, von daher ist mir hier alles sehr gut bekannt.

Wie oft sind Sie auf dem Pferd unterwegs?

Busch Bedingt dadurch, dass ich 2016 noch einmal Mutter werden durfte, derzeit leider etwas weniger, als ich es gerne würde. Aber ich arbeite daran, dass es mehr wird.

Wo reiten Sie am liebsten?

Busch Mit dem richtigen Pferd unterm Hintern ist mir der Ort gar nicht mal so wichtig. Ich genieße das Reiten auf dem Gestüt Moorbach in der Reitbahn oder in den bergischen Wäldern genauso sehr wie unter der andalusischen Sonne.

(RP)
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