Psychologische Beratungsstelle Herbstmühle in Wipperfürth Klienten haben oft seelische Probleme

Wipperfürth · Die Psychologische Beratungsstelle Herbstmühle für Eltern, Kinder und Jugendliche ist auch für die Städte Hückeswagen und Radevormwald zuständig. Im vergangenen Jahr wurden 720 Fälle abgeschlossen und 1158 Familien beraten.

 Ein Junge kauert sich auf seinem Bett zusammen. Auch im Bergischen zeigen immer mehr Kinder und Jugendliche Entwicklungsauffälligkeiten und haben seelische Probleme. Die größte Belastung für junge Menschen entstehen aber durch familiäre Konflikte.

Ein Junge kauert sich auf seinem Bett zusammen. Auch im Bergischen zeigen immer mehr Kinder und Jugendliche Entwicklungsauffälligkeiten und haben seelische Probleme. Die größte Belastung für junge Menschen entstehen aber durch familiäre Konflikte.

Foto: dpa/Nicolas Armer

Corona, Überschwemmung, personelle Veränderungen – es war kein leichtes Jahr 2021 für die Psychologische Beratungsstelle Herbstmühle in Wipperfürth, die auch für Hückeswagen und Radevormwald zuständig ist. „Es war ein sehr bewegtes und bewegendes Jahr“, betont der Leiter der Beratungsstelle, Ludger Sändker, im Vorwort zum Jahresbericht. Neben dem Lockdown und nur virtuellen Möglichkeiten des Austauschs, folgte Mitte 2021 ein Wechsel in der Geschäftsführung von Inge Schumacher zu Markus Willmeroth – und das Hochwasser im Juli, das auch das Untergeschoss der Beratungsstelle flutete.

„Ich bin den Mitarbeitern sehr dankbar für die Bereitschaft, die nötigen Schritte zur Versorgung unserer Klienten und zur Zusammenarbeit untereinander zu tun“, schreibt Sändker, der in der Leitung von Jutta Schüler unterstützt wird. Derzeit zählt die Herbstmühle elf hauptamtliche Berater, vier Mitarbeiter in der Verwaltung, zwei im Elterncafé, zwei Familienhebammen eine Familien,- Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin sowie drei freiberufliche Beraterinnen. Fachliche Qualifikationen gibt es in der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie, in der systemischen Therapie, Familientherapie und Paartherapie, in der Ehe-, Familien- und Lebensberatung, in der systemischen Supervision, im Psychodrama für Kinder, in der Traumatherapie, in der Bindungsgestützten Therapie und in der Erziehungsberatung.

2021 gab es 689 Neuanmeldungen, aus 2020 wurden 469 Fälle weitergeführt, so dass 1158 Familien beraten und 720 Fälle abgeschlossen wurden. In 45 Prozent der 720 abgeschlossenen Fälle gab es zwei bis fünf Gespräche, in 23 Prozent waren es sechs bis 15 Gespräche, in 20 Prozent der Fälle ein Gespräch, in acht Prozent 16 bis 30 Gespräche und in vier Prozent mehr als 30 Gespräche. Bis zu zwei Wochen warteten 61 Prozent der Klienten, 22 Prozent hatten keine Wartezeit, zwölf Prozent mussten bis zu vier Wochen auf einen Termin warten, drei Prozent bis zu acht Wochen und zwei Prozent mehr als acht Wochen. Dabei dauerten die Beratungen von unter drei Monaten (249) bis zu mehr als zwei Jahre (40). 108 Beratungen liefen drei bis sechs Monate, 132 sechs bis neun Monate, 90 neun bis zwölf Monate, 73 zwölf bis 18 Monate und 28 liefen 18 bis 24 Monate.

Unter den weiblichen Klienten war ein Großteil zwölf bis 14 Jahre, dicht gefolgt von der Altersgruppe der Neun- bis Elfjährigen. Bei den männlichen Klienten bildeten die Sechs- bis Achtjährigen die Hauptgruppe, dicht gefolgt von den Neun- bis Elfjährigen. Bei den Älteren liegt der Anteil der weiblichen Klienten deutlich über dem der männlichen: Bei den Zwölf- bis 14-Jährigen sind es fast doppelt so viele Mädchen, aber auch bei den 15- bis 17-Jährigen, den 18- bis 20-Jährigen und den 21- bis 27-Jährigen kommen mehr weibliche Klienten in die Beratungsstelle. Warum es zu Neuanmeldungen kam, ist völlig unterschiedlich: Mit Abstand die meisten jungen Menschen kamen zur Herbstmühle, weil sie durch familiäre Konflikte belastet waren, gefolgt von Klienten, die Entwicklungsauffälligkeiten zeigten und seelische Probleme hatten. Aber auch die eingeschränkte Erziehungskompetenz der Eltern, die Belastung der jungen Menschen durch Probleme der Eltern, Auffälligkeiten der jungen Klienten im sozialen Verhalten, schulische und berufliche Probleme sowie frühe Auffälligkeiten führten zu Beratungen. Eher selten ging es um sexualisierte Gewalt, die Gefährdung des Kindeswohls oder die Unversorgtheit der jungen Menschen.

Wegen Corona veränderten sich die Beratungsformen: Nur zu 50 Prozent gab es eine Face-to-Face-Beratung, 38 Prozent waren Telefonberatungen, zehn Prozent Videoberatungen und zwei Prozent Online-Beratungen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort