Polizeiaktion in Hückeswagen Viertklässler helfen, die i-Dötze zu schützen

Hückeswagen · Die Polizei und die Klasse 4a der Grundschule Wiehagen appellierten am Donnerstagmorgen bei einer gemeinsamen Aktion auf dem Wiehagener Penny-Markt an Autofahrer, gerade jetzt zum Schulstart noch aufmerksamer zu sein.

 Die Klasse 4a der Grundschule Wiehagen und ihre Klassenlehrerin Birgit Müller (l.) durften am Donnerstag auf dem Penny-Parkplatz in Wiehagen die Autofahrer darauf aufmerksam machen, dass sie wegen der i-Dötze jetzt besonders vorsichtig fahren sollen.

Die Klasse 4a der Grundschule Wiehagen und ihre Klassenlehrerin Birgit Müller (l.) durften am Donnerstag auf dem Penny-Parkplatz in Wiehagen die Autofahrer darauf aufmerksam machen, dass sie wegen der i-Dötze jetzt besonders vorsichtig fahren sollen.

Foto: Stephan Büllesbach

Es ist jedes Mal das Gleiche: Wenn der Polizist auf der Wiehagener Straße steht und die Autofahrer auf den Parkplatz des Penny-Markts winkt, denken diese: Was hab‘ ich falsch gemacht? Bin ich zu schnell gefahren? Diese Gedanken kommen an diesem Donnerstagmorgen auch Dirk Wehner, als er Richtung Innenstadt fährt. Dabei hatte er die vielen mit gelben Warnwesten bekleideten Kinder und die Polizisten kurze Zeit zuvor schon bei der Fahrt Richtung Wiehagen gesehen. Dass sich jetzt zwei Schüler der Klasse 4a der Grundschule Wiehagen nach einer kurzen Ansprache durch Polizeioberkommissarin Michaela Banz vor ihm aufstellen und ihre Sprüchlein zum Schulstart der i-Dötze aufsagen, beruhigt ihn dann doch. „Das ist eine gute Aktion“, findet Wehner.

Der Auflauf von Grundschülern und Polizei ist seit vielen Jahren am Einschulungstag der Erstklässler eine besondere Aktion zum Schulbeginn. An diesem Morgen werden 79 i-Dötzchen an der Löwen-Grundschule und 67 an der Grundschule Wiehagen begrüßt. Auf Wiehagen werden derweil gut 45 Minuten lang immer wieder Autofahrer auf den Parkplatz gewunken, damit die Jungen und Mädchen ihnen ans Herz legen, jetzt besonders vorsichtig und aufmerksam zu fahren, weil doch die i-Dötzchen im Straßenverkehr auftauchen. „Die Kinder brauchen Sicherheit und das Wissen, dass sie ohne Angst unterwegs sein können“, sagt Isa erstaunlich erwachsen für eine Achtjährige.

 Nachdem Isa (l.) und Lea die Autofahrer auf die Schulkinder im Straßenverkehr aufmerksam gemacht hatten, überreichten sie ihnen noch eine Karte zur Erinnerung. Unterstützt wurden die beiden Mädchen von Polizeioberkommissarin Michaela Barz von der Verkehrsunfallprävention.

Nachdem Isa (l.) und Lea die Autofahrer auf die Schulkinder im Straßenverkehr aufmerksam gemacht hatten, überreichten sie ihnen noch eine Karte zur Erinnerung. Unterstützt wurden die beiden Mädchen von Polizeioberkommissarin Michaela Barz von der Verkehrsunfallprävention.

Foto: Stephan Büllesbach

Auch wenn es 2021 „extrem wenige Schulwegunfälle im Oberbergischen Kreis“ gegeben hat – nämlich nicht einen einzigen, im ersten Halbjahr 2022 gab es vier Unfälle mit leichtverletzten Kindern –, setzt die Polizei mit acht dieser Aktionen im Kreisgebiet am Donnerstag und Freitag auf Prävention. So sagt ihr Sprecher Michael Tietze: „Wir wollen Aufmerksamkeit für die Schulanfänger erzeugen.“ Die Kinder hätten in den vergangenen Wochen kaum zum Bild des Straßenverkehrs gehört, und viele gingen nun das erste Mal überhaupt auf dem Schulweg (s. unten stehenden Bericht).

Am Mittwoch, dem ersten Schultag nach den Sommerferien, hatte Klassenlehrerin Birgit Müller ihre Schüler kurz auf den nächsten Morgen vorbereitet. An dem hatte zunächst das Team der Unfallprävention der Polizei um Hauptkommissar Uwe Petsching die Jungen und Mädchen auf ihre anstehenden Aufgaben eingestellt, ehe alle gemeinsam zum Penny-Parkplatz gingen. Zwar sind die Jungen und Mädchen voller Neugierde, doch als jetzt das erste Auto angehalten wird, haben Zuhal und Isabella noch mit ihrem Lampenfieber zu kämpfen. Der Polizist unterstützt sie aber, so dass sie bei Veronika Döhring dann doch noch ihren Appell loswerden.

Auch die Hückeswagenerin hatte beim Anblick der Polizeikelle zunächst gedacht, etwas Falsches gemacht zu haben, zeigt sich nun aber über die Aktion begeistert. „Ich finde sie toll – und zwar für beide Seiten“, sagt sie. So gibt sie den beiden Viertklässlerinnen mit auf den Weg, immer am Bordstein stehenzubleiben und nicht einfach über die Straße zulaufen. „Wir haben das noch anders gelernt“, blickt Veronika Döhring. Seien die Kinder damals hauptsächlich mit dem Schulbus zum Unterricht gekommen, weswegen sie auch schneller den Straßenverkehr kennengelernt hätte, würden heute viele per Elterntaxi bis an den Klassenraum gefahren.

Die Grundschüler, die alle von der Verkehrswacht mit neongelben und daher weit sichtbaren Loops (Schals) ausgestattet wurden, sind jetzt voll bei der Sache. „Was wir hier machen, ist gut“, sagt Tilda (9). Denn viele Autofahrer seien zu schnell und passten nicht auf. „Deswegen ist es wichtig, dass auch die kleineren Kinder morgens gut zur schule kommen“, pflichtet ihr Janna (9) bei. Und Lea (9) sagt: „Die Kinder vertrauen ja auf die Leute, dass sie auf sie aufpassen.“ Auch die Klassenlehrerin freut sich auf den Verkehrsunterricht der praktischen Art: „Die Aktion ist wichtig für die neuen Kinder, die noch nicht viel Ahnung vom Straßenverkehr haben und die Schwächsten sind.“ Auch sei die Nähe zur Polizei, die die Grundschüler aus der Verkehrserziehung kannten, verstärkt worden.

Sergio und Joschua geben Dirk Wehner mit auf den Weg, „schön aufzupassen“, und drücken ihm die Karte „Pass auf mich auf!!!“ in die Hand. Der verspricht, sie gut sichtbar ins Auto zu legen. Der Anwohner der Kölner Straße kennt vor allem das morgendlichen Verkehrsdrama, das sich abspielt, wenn die Grundschüler, aber auch die Kindergartenkinder und die Realschüler von ihren Eltern per Auto abgeliefert werden. „Zu bestimmten Zeiten war das anstrengend“, hat Wehner festgestellt. Doch da die Löwen-Grundschule ins Brunsbachtal umgezogen ist, „wird es sich jetzt im unteren Bereich der Kölner Straße entspannen“, ist er sich sicher.

Waren manche Viertklässler am Anfang noch etwas schüchtern, blühen sie nach ihren ersten Gesprächen mit den Erwachsenen geradezu auf. Uwe Petsching kennt das Phänomen: „Wenn sie einmal warm geworden sind, wollen sie immer mehr Autofahrer ansprechen.“ Die reagierten wohlwollend auf die Ansprache. „Selbst schlechtgelaunte Autofahrer bekommen dann gute Laune“, versichert der Polizist.

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