Hückeswagen Ohne Kopf schrecklich-schön
Hückeswagen · Dass Franz Mostert ein begnadeter Erzähler ist, wissen viele, die den Hückeswagener bei öffentlichen Auftritten erlebt haben. Einige Erzählgeschichten hat der 74-Jährige nun zu Papier gebracht und als Buch veröffentlicht.
Seit Jahrzehnten schreibt Franz Mostert als freier Autor für die Bergische Morgenpost. Seine Mundart-Kolumne am Samstag hat für die, die sich, wie er selbst, noch aufs "Plattkallen" verstehen, Kultstatus. Vielleicht wird genau das auf die eine oder andere Geschichte in Mosterts gerade erschienenem Buch bald ebenfalls zutreffen, auch wenn sie auf Hochdeutsch verfasst sind. Es ist Hochdeutsch mit plattdeutschen Einsprengseln, die dem nicht Orts- und Mundartkundigen im anhängenden Glossar erklärt werden.
Originale und Originelles
Das Potenzial für Kult mit Lokalkolorit ist jedenfalls da – dank des bekannt leicht schlitzohrigen und immer augenzwinkernden persönlichen Schreibstils des Autors. Und auch dank der in den Geschichten auftretenden Figuren. Wer Mostert kennt, wird nicht verwundert sein, dass es sich dabei um samt und sonders "Flienije Fazzüüner" handelt. So pflegt er selbst mundartlich die Spezies von Menschen zu nennen, die gemeinhin als Originale gelten – Typen und Individualisten wie Franz Mostert selbst eben.
"Das ist ja schrecklich" heißt der Titel des kleinen Buchs, denn es geht um so etwas wie Gruselgeschichten. Oder, wie es im Untertitel heißt, um "Geschichten ohne Kopf". Dieser Untertitel hat eine persönliche Bewandtnis: In der Familie Mostert sind über Generationen hinweg Geschichten erzählt worden. Darunter auch die vom Hückeswagener Kanonier Berghaus und dessen Kompaniechef Edelhard Magnus von Raunsperg, dem eine Kanonenkugel den Kopf vom Rumpf schoss. Franz Mostert hat sie früher seinen vier Kindern erzählt. Und die bettelten danach immer wieder: "Papa, erzähl noch eine Geschichte ohne Kopf!"
Alle schrecklich-schönen Kopflos-Geschichten im Buch haben eines gemeinsam: Sie beruhen auf wahren Gegebenheiten beziehungsweise auf Anekdoten, die früher einmal in Hückeswagen die Runde machten, aber wohl nie von irgend jemandem aufgeschrieben worden sind. Das hat nun Franz Mostert getan – "gegen das Vergessen", wie er sagt. Der heute 74-Jährige, der in Radevormwald geboren wurde und als noch sehr junger Mann mit den Eltern nach Hückeswagen zog, bedauert es, dass heute längst nicht mehr so viel erzählt wird wie früher bei Familien- und Freundestreffen oder auch am Tresen der Gasthäuser.
Ein Buch zum Lesen und Vorlesen
Die Originale drohen auszusterben, die Geschichten über sie auch. Franz Mostert hält mit seinem im Eigenverlag erschienenen (Vor-)Lesebuch dagegen. Und damit gegen den Verlust einer lebendigen Live-Erzählkultur, die letztlich kein Fernseh- und kein Computerprogramm ersetzen können.