Horst Hellerling Ohne Frühschwimmer gäb's kein Bad

Hückeswagen · Horst Hellerling ist Mitbegründer der Frühschwimmer und war der erste Vorsitzende der vor 20 Jahren gegründeten Interessengemeinschaft. Im BM-Interview blickt der 83-Jährige auf die Anfänge zurück und wagt einen Blick in die Zukunft.

 Die vor zwei Jahren installierte Wärmerückgewinnungsanlage auf dem Dach des Bürgerbads hat die in sie gesetzten hohen Erwartungen bislang nicht erfüllt.

Die vor zwei Jahren installierte Wärmerückgewinnungsanlage auf dem Dach des Bürgerbads hat die in sie gesetzten hohen Erwartungen bislang nicht erfüllt.

Foto: Hertgen (Archiv)

Hallo, Herr Hellerling, heute schon ein paar Runden im Bürgerbad gedreht?

Hellerling Noch nicht. Mein Tag ist freitags; dann geht's zur Wassergymnastik und anschließend in die Sauna.

Woher kommt eigentlich die Liebe zum Wasser?

Hellerling Ich bin groß geworden im Kanu-Sport.

Wie lange haben Sie diesen Sport betrieben.

Hellerling Ich habe 1945, als 16-Jähriger, im Tegeler Kanuverein angefangen und das bis zu unserem Umzug 1954 nach Frankfurt gemacht.

Was bewog Sie vor mehr als 20 Jahren, die Frühschwimmer mitzugründen?

Hellerling Der eigentliche Anstoß kam vom damaligen Stadtdirektor Hans-Jürgen Pauck und der damaligen Badleiterin Andrea Poranzke.

Inwiefern?

Hellerling Damals lag ein Schließungsbeschluss vor. Und die beiden sind auf mich zugekommen und haben gefragt, ob wir nicht etwas zur Rettung des Bads unternehmen können.

Warum sind gerade Sie angesprochen worden?

Hellerling Vielleicht, weil ich häufiger Badegast und Vorsitzender des Behinderten-Sportvereins war, der damals der Verein der Kriegsversehrten war.

Was ist dann passiert?

Hellerling Wir mussten Kosten sparen, in erster Linie Personalkosten. Damals war das Bad noch ganztägig geöffnet. Also mussten wir versuchen, die Betriebszeiten zu kürzen. Wir wollten die Badegäste, die vormittags kamen, aber auch nicht vergraulen. Also haben wir die Frühschwimmer gegründet, die das Bad seither in den Vormittagsstunden von der Stadt mieten. Die Aufsicht übernehmen wir selbst. Ich habe selber noch die Prüfung für die Rettungsbefähigung abgelegt, um die Aufsicht am Beckenrand übernehmen zu können.

Anfangs wurden die Frühschwimmer belächelt. . .

Hellerling Das stimmt. Aber ich freue mich, dass wir so viele geworden sind.

Hätten Sie damit jemals gerechnet? Die IG Frühschwimmer ist mit 1500 Mitgliedern inzwischen der größte Verein der Stadt.

Hellerling Dass wir so groß werden, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich bin von 500 bis 700 Mitgliedern ausgegangen. Dafür bin ich vor 20 Jahren regelrecht ausgelacht worden.

Es heißt: "Wer zuletzt lacht, lacht am besten." Sie lachen ja ohnehin gerne und viel — tun Sie das mit Blick auf die Skeptiker heute umso lieber?

Hellerling Ich bin nicht schadenfroh. Man muss zudem sagen, dass nicht ein Einzelner für die positive Entwicklung zuständig war. Wer Lob dafür bekommen muss, das sind die Besucher selber.

Das Bad ist vor fünf Jahren in eine gemeinnützige GmbH umgewandelt worden. War das der richtige Entschluss?

Hellerling Ja. Das war die einzige Möglichkeit, die ich sehe. Ansonsten hätten wir es nicht mehr lange geschafft.

Was ist der Vorteil der gGmbH?

Hellerling Wir haben mit der Stadt, dem Stadtsportverband und den Frühschwimmern drei große Gruppen, die viele Leute ansprechen.

Was muss getan werden, damit der Schloss-Stadt das Bad erhalten bleibt?

Hellerling Wichtig sind zuallererst die Badbesuche. Und das Schwimmen muss schmackhaft gemacht werden. Etwa, wie es Neudeutsch heißt, durch Events, damit wir auch die Jugendlichen ansprechen.

Wo sehen Sie Probleme?

Hellerling Es muss weiterhin dafür Sorge getragen werden, dass die Immobilie in Ordnung gehalten wird. Eine große Rolle spielen die steigenden Energiekosten. Die machen uns zu schaffen.

Wo sehen Sie das Bad in weiteren 20 Jahren?

Hellerling Da muss ich die schrumpfende Einwohnerzahl, das knapper werdende Geld und die steigenden Energiekosten mit einbeziehen. Wenn ich das alles zusammenfasse, dann sehe ich langfristig nur eine Chance, das Bad zu erhalten, indem die Besucherzahlen steigen.

STEPHAN BÜLLESBACH FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP/ac)
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