Landarzt-Quote Beim Kreis heißt es: „Landarzt gesucht!“

Hückeswagen · Bis zu zehn Prozent der Medizinstudienplätze könnten an zukünftige Landärzte vergeben werden. Der Oberbergischen Kreis wollte in einer Umfrage wissen, wie groß das Interesse an dem Angebot ist. Das Ergebnis überrascht.

 Es ist schwierig, Ärzte für den ländlichen Bereich zu finden. Der Oberbergische Kreis will dagegen vorgehen.

Es ist schwierig, Ärzte für den ländlichen Bereich zu finden. Der Oberbergische Kreis will dagegen vorgehen.

Foto: OBK/OBK / Grafik: vecteezy.com

Wollen oder wollten Sie Medizin studieren, hatten aber bisher keine Chance dazu? Mit dieser und drei weiteren Fragen wollte der Oberbergische Kreis wissen, was die Menschen davon halten, dass die Landesregierung eine Landarztquote plant. „Wir möchten die geplante Landarztquote und die daraus resultierenden Chancen für unseren Landkreis besser einschätzen können“, erklärt Ralf Schmallenbach, Sozialdezernent des Kreises, den Hintergrund der Umfrage. Das Ergebnis fiel besser aus als erwartet: 15 junge Leute, die Medizin studieren wollen, aber den NC nicht erfüllen, fragten bereits konkret nach, wie sie einen Platz innerhalb der Quote bekommen können.

Der Kreis kontaktierte die 15 Bewerber persönlich und fragte, ob sie sich denn auch auf die zehn Jahre Hausarzttätigkeit festlegen wollten. „Acht haben ,ja’ gesagt. Alle anderen würden sich zwar festlegen wollen, aber lieber auf eine andere unterversorgte Fachrichtung wie etwa die Pädiatrie“, berichtet Schmallenbach. Sechs von den 15 Interessenten seien zudem Kinder von Ärzten. Schmallenbach: „Die wissen ja sogar schon, was auf sie zukommt.“

Die Einschränkung, weitere Studienplätze nur für zukünftige Hausärzte zu vergeben, sieht auch Stefan Lichtinghagen kritisch. Er ist Vorsitzender der Kreisstelle OBK der Ärztekammer Nordrhein. Gerade in der jüngeren Generation würde diese Festlegung diskutiert, „weil sie aus Sicht der jungen Menschen das Recht auf freie Berufswahl einschränkt“, sagt Lichtinghagen. Zudem seien viele junge Menschen bei Studienbeginn noch in einem Alter, in dem die Lebensplanung für einen Zeitraum von etwa 22 Jahren kaum überschaubar sei. Denn selbst unter optimalen Bedingungen dauere es 11,5 Jahre bis ein junger Arzt mit seiner Arbeit beginnen könne. Und dann starte ja erst die zehnjährige Verpflichtung. Auf eine Erweiterung der Quote auf andere problematische Fachbereiche habe sich NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann beim Besuch im Kreis aber nicht einlassen wollen, sagt Schmallenbach.

 Ralf Schmallenbach ist Sozial- und Gesundheitsdezernent.

Ralf Schmallenbach ist Sozial- und Gesundheitsdezernent.

Foto: OBK

Die Bemühungen des Kreises kommen bei der Ärztekammer und auch der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) gut an. Die Umfrage sei Lichtinghagen zufolge ein gelungener Beitrag für die Erhebung eines Stimmungsbildes, der das Problembewusstsein schärfe. Christopher Schneider, Sprecher der KV Nordrhein hofft, dass sich aus den Rückmeldungen Erkenntnisse für eine regionale Förderung und die künftige Ausrichtung des Kreises gewinnen lassen. Beide geben aber auch zu bedenken, dass sich alle jetzt getroffenen Maßnahmen erst frühestens 2030 auswirken werden. Bis dahin seien weitere Lösungsansätze gefragt.

„Bereits heute sind im Rheinland mehr als 200 hausärztliche Stellen unbesetzt“, mahnt Schneider. Zusätzlich sei etwa jeder dritte aktive Hausarzt bereits über 60 Jahre alt. „Für uns als KV wird es dadurch zunehmend anspruchsvoller, das ambulante Versorgungsangebot in der Fläche zu erhalten.“ Da hilft es auch nicht, dass Bundesgesundheitsminister Spahn erst kürzlich wieder die Kassenärztlichen Vereinigungen an ihre Pflicht erinnerte. Schmallenbach will die KV aber nicht im Regen stehen lassen. „Wir haben beide die Pflicht, einer alleine kann das Problem nicht lösen“, sagt Schmallenbach. Die Landarztquote sei ein weiterer Stein im Mosaik, das ganze Problem werde damit nicht gelöst.

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