Ergebnis einer Analyse des Infektionsgeschehens in Oberberg Gutes Zeugnis für die Pandemie-Arbeit

Oberberg · Der Oberbergische Kreis präsentierte die Ergebnisse einer Analyse des Corona-Infektionsgeschehens der ersten drei Wellen. Daraus können Lehren für die Zukunft gezogen werden.

 Wer, wie der Oberbergische Kreis, viel testet, findet auch viel. Nicht zuletzt deshalb ist Oberberg auch jetzt in der vierten Welle landesweit immer wieder Spitze bei der Inzidenz. Im Umkehrschluss bedeuten die Testungen und die übrigen Maßnahmen, dass etwa die Sterblichkeit im Vergleich mit anderen Kreisen deutlich geringer ist. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Infektionsgeschehens der ersten drei Wellen.

Wer, wie der Oberbergische Kreis, viel testet, findet auch viel. Nicht zuletzt deshalb ist Oberberg auch jetzt in der vierten Welle landesweit immer wieder Spitze bei der Inzidenz. Im Umkehrschluss bedeuten die Testungen und die übrigen Maßnahmen, dass etwa die Sterblichkeit im Vergleich mit anderen Kreisen deutlich geringer ist. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Infektionsgeschehens der ersten drei Wellen.

Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Wissenschaftlich erhobene Zahlen sind unbestechlich, können manchmal frustrieren, manchmal euphorisieren. Daher sind die Verantwortlichen gut beraten, sich in einer Ausnahmesituation wie einer Pandemie auf solche Zahlen zu verlassen. In diesem Zusammenhang erscheint es sinnvoll, wenn der Oberbergische Kreis das Institut für Hygiene und Public Health des Universitätsklinikums Bonn damit beauftragt, eine Analyse des Infektionsgeschehens der ersten drei Wellen seit März 2020 zu erstellen. In Zusammenarbeit mit dem Unternehmen infas 360 is so eine aussagekräftige Analyse entstanden, die Landrat Jochen Hagt am Donnerstag im Rahmen einer Videokonferenz präsentierte.

„Das pandemische Geschehen war sehr unterschiedlich“, sagte er. „Wir erhoffen uns, durch die Analyse gezieltere und passgenauere Angebote zu machen – etwa für die Standorte der Impfmobile.“ Die Analysemethode, die infas 360 dabei verwendet habe, beruhe auf den Daten des Kreisgesundheitsamts, erläuterte Dr. Barbara Wawrzyniak vom Bonner Marktforschungsinstitut. „Wir haben eine mikrogeografische Analyse auf Adressebene gemacht“, sagte sie. Dabei seien die 14.463 Infektionsfälle der ersten drei Wellen auf Merkmale wie Soziodemographie oder Bebauungsstruktur hin überprüft worden. Dadurch habe man einen Corona-Risikowert für jede Adresse im Kreisgebiet erstellen können. „Mit diesem Risikowert können neue Fälle bewertet werden“, erläuterte sie. Ein Ergebnis ist, dass Migranten – besonders solche mit türkischem, muslimischem und ex-sowjetischem Hintergrund – ein höheres Infektionsrisiko haben.

Prof. Dr. Nico Mutters, Institutsdirektor am Uniklinikum Bonn, erläuterte anschließend die Analyse im Detail. „Der sogenannte Deprivationsindex im Oberbergischen Kreis zeigt, dass verschiedene Faktoren wie Einkommen, Bildung oder Beschäftigung schon vor der Pandemie im NRW-weiten Vergleich eher ungünstig waren. Wobei die 13 Kommunen unterschiedlich betroffen sind.“ Dieses Ergebnis habe sich dann in den Inzidenzzahlen widergespiegelt. Besondere Deprivations-Schwerpunkte seien Bergneustadt und Waldbröl im Südkreis – gleichzeitig Corona-Hotspots in Oberberg.

Auch das ist ein Ergebnis der Analyse: „Trotz hoher Fallzahlen haben wir eine geringe Zahl von schweren Verläufen und Todeszahlen“, betonte Mutters. Der Grund dafür liege in der guten Arbeit der Kreisverwaltung und den getroffenen Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens. „Es wurde viel und schon früh getestet, die Kontaktpersonen-Nachverfolgung und nicht zuletzt das Impfen haben für die guten Ergebnisse gesorgt. Denn wo viel getestet wird, wird auch viel gefunden“, unterstrich Mutters. Und je früher eine Infektion aufgedeckt werde, umso weniger Viruslast sei beim Infizierten. „Und umso weniger wahrscheinlich ist ein schwerer Krankheitsverlauf“, versicherte Mutters. Andere Landkreise in NRW hätten das nicht so gut hinbekommen – das war ein Lob für die Arbeit der Kreisverwaltung anhand belegbarer Zahlen.

Auch die Impfungen seien wichtig, stellte der Professor klar: „85 Prozent der Ansteckungen passieren unter Ungeimpften. Sie sind die Treiber des Infektionsgeschehens.“ Was nun daraus gelernt werden könne, sei dies: Impfmobile müssten sich sozial-schwachen Bevölkerungsgruppen und Siedlungsblöcken zuwenden. „Fremdsprachige Personen sollten, etwa mit Hilfe von Sozialarbeitern, gezielt angesprochen werden. Die Impfungen müssen vorangetrieben sowie das Personal und die Ausstattung für Kontaktverfolgung aufrechterhalten werden“, forderte Mutters.

Hier sei es gut, dass ein weiteres Impfmobile eingerichtet worden sei. „Es kommt darauf an, das konsequent weiter umzusetzen, was wir begonnen haben“, betonte Landrat Jochen Hagt. Nico Mutters ergänzte: „Es sieht im kurzfristigen Trend im Moment so aus, als hätten wir den Scheitel der vierten Welle überschritten. Das ist auch ein Ergebnis der guten Arbeit.“

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