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Appell des Landrats Dramatische Corona-Lage im Oberbergischen Kreis

Oberberg · Die Corona-Zahlen im Kreis steigen weiter dramatisch, vor allem im Süden und in der Mitte. Der Kreis will dem jetzt mit drei Impfstellen entgegenwirken – unter anderem in Hückeswagen – und Tempo beim Boostern aufnehmen.

 1323 Menschen im Kreis sind mit Coronavirus infiziert, 41 liegen in oberbergischen Krankenhäusern, elf davon auf den Intensivstation. Die Kapazität der Kliniken geht in die Knie, formulierte es die Leiterin des Gesundheitsamts.

1323 Menschen im Kreis sind mit Coronavirus infiziert, 41 liegen in oberbergischen Krankenhäusern, elf davon auf den Intensivstation. Die Kapazität der Kliniken geht in die Knie, formulierte es die Leiterin des Gesundheitsamts.

Foto: dpa/Bodo Schackow

Der Kreis ist mal wieder Spitze in NRW – bei der Inzidenz. Die lag in Oberberg am Freitag bei 323,5. So hoch war sie selbst in den dramatischen Tagen im Januar nicht, als für die Oberberger eine Kontaktbeschränkung auf 15 Kilometer außerhalb ihrer Stadtgrenzen galt. Zwar spielt dieser Faktor nicht mehr diese wichtige Rolle, wie noch vor ein paar Monaten und wurde durch die Hospitalisierungsrate abgelöst. Aber weil nicht zuletzt die Situation in den Krankenhäusern im Süden und in der Mitte Oberbergs deutlich angespannt ist, hatte die Kreisverwaltung für Freitagnachmittag zu einer Pressekonferenz per Zoom eingeladen.

„Vor einiger Zeit war Corona kaum noch ein Thema, weil die Zahlen weit zurückgegangen waren“, sagte Landrat Jochen hagt. „Es schien, als sei die Pandemie vorbei – doch das war eine Fehleinschätzung.“ Das bestätigte im Anschluss Kaija Elvermann, Leiterin des Kreisgesundheitsamts. „Wir haben hier viel kleinere und größere Infektionsereignisse mit dem Schwerpunkt im Süden und in der Mitte“, berichtete sie. Teile der Bevölkerung seien immer noch nicht durchgeimpft, und vor allem die jungen Menschen bis 29 Jahre seien aktuell betroffen. „Häufig wird das Virus in den Schulen und dann innerhalb der Familie und im Freizeitbereich übertragen“, hat sie festgestellt.

Dabei lassen zwei Fakten aufhorchen, die alle diejenigen betreffen, die sich bislang nicht haben impfen lassen: „Ungeimpfte werden in der Familie infiziert. Da gibt es kein Entrinnen“, unterstrich Kaija Elvermann – und: „90 Prozent der Übertragungen erfolgen durch Ungeimpfte.“ Das belege eine Studie der Universität Bonn.

Zudem hat es laut Elvermann einige „Superspreader-Ereignisse“ gegeben – ebenfalls vornehmlich im Südkreis. Etwa beim Karneval, in Kindergärten, in Musikvereinen und selbst beim Martinssingen. Aufgrund der rasant steigenden Zahlen gingen die Kapazitäten der Krankenhäuser daher in die Knie, sagte die Leiterin des Gesundheitsamts. Sie verwies jedoch auch darauf, dass der Kreis viel testen würde. „Und wer viel testet, findet auch viel“, betonte sie. Dafür liege Oberberg bei der Sterblichkeitsrate landesweit im unteren Drittel, berichtete Kreisdirektor Klaus Grootens.

Jochen Hagt appellierte einmal mehr an die Menschen im Kreis, alle Hygiene- und Sicherheitsmaßnehmen unbedingt wieder aufzunehmen und einzuhalten – das Tragen der Maske im öffentlichen Raum, der Sicherheitsabstand sowie das Händewaschen und -desinfizieren. „Wir müssen uns wieder bewusst werden, dass wir in einer gefährlichen Situation leben“, forderte der Landrat. Der Kreis selbst bleibt jedoch nicht untätig. Sein Motto lautet: Impfen, impfen, impfen. Neben der Überzeugung der Impfskeptiker sieht er jetzt vor allem die Auffrischungsimpfungen als wichtigste Aufgabe. Doch die niedergelassenen Ärzte können den Ansturm allein nicht mehr auffangen. Dazu sagte Kreisgesundheitsdezernent Ralf Schmallenbach: „Immer mehr Menschen wollen sich boostern lassen, bekommen bei ihren Ärzten aber erst einen Termin fürs neue Jahr.“ Laut Kassenärztlicher Vereinigung gebe es kreisweit 90 Ärzte, die impfen würden. „Im Durchschnitt schafft jeder 56 Impfungen pro Woche, macht zusammen zirka 5000 Impfungen in Oberberg“, rechnete Schmallenbach vor.

Mit zwei Angeboten will der Kreis diese Zahl in den kommenden Monaten möglichst verdoppeln: Zum einen wird ein zweites Impfmobil eingesetzt, das durch den Oberbergischen Kreis tourt.

Zum anderen gehen bereits am kommenden Montag, 22. November, drei stationäre Impfstellen an den Start: in Hückeswagen, Gummersbach und Waldbröl. „Dorthin sollten vor allem die mobilen Menschen kommen“, bat der Kreisgesundheitsdezernent. „Damit die vulnerable Gruppe bei den niedergelassenen Ärzten geimpft werden kann.“

Der Landrat bestätigte: „Der Impfschutz lässt nach, was die Impfdurchbrüche erklärt.“ Allerdings würden die Impfungen eben auch vor schweren Verläufen schützen, stellte die Leiterin des Gesundheitsamts klar. „Und das würde auch helfen, dass die Krankenhäuser nicht überlaufen.“

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