Hückeswagen Nach Koma auf dem Weg zurück ins Leben

Hückeswagen · Udo Kolpe war der Bauleiter, der die Bauarbeiten am Neubau Etapler Platz koordinierte. Bis zum 14. Dezember. An diesem Tag stürzte er in den Aufzugsschacht. Nach sieben Wochen im Koma ist er jetzt in der Reha - und fast wieder der Alte.

 Der markante Schnauzbart ist Udo Kolpe geblieben, ansonsten hat er 30 Kilogramm an Gewicht verloren. Der Grund: Der 61-Jährige war am 14. Dezember siebeneinhalb Meter tief in den Aufzugsschacht des Neubaus am Etapler Platz gestürzt. Nachdem er wochenlang im Koma gelegen hatte, kämpft er sich nun durch die Reha.

Der markante Schnauzbart ist Udo Kolpe geblieben, ansonsten hat er 30 Kilogramm an Gewicht verloren. Der Grund: Der 61-Jährige war am 14. Dezember siebeneinhalb Meter tief in den Aufzugsschacht des Neubaus am Etapler Platz gestürzt. Nachdem er wochenlang im Koma gelegen hatte, kämpft er sich nun durch die Reha.

Foto: Krempin

Am frühen Nachmittag des 14. Dezember hatte Udo Kolpe den Arbeitern, die den Baukran demontierten, noch "schöne Weihnachten" gewünscht. Das nächste, an das er sich erinnert, sind Krankenschwestern mit Papierblumen im Haar. Es ist Karneval. Die sieben Wochen dazwischen hatte der Wiehler, der im März 61 wurde, im Koma gelegen.

Wie ein Lauffeuer war die Nachricht zehn Tage vor Heiligabend durch die Schloss-Stadt gegangen: Im Rohbau des Neubaus am Etapler Platz war jemand siebeneinhalb Meter tief in den Aufzugsschacht gestürzt, nachdem der Baukran erst wenige Stunden zuvor abgebaut worden war. Ein Rettungshubschrauber brachte den Schwerverletzten in eine Klinik. Erst später wurde bekannt, dass es sich bei dem Verunglückten um Udo Kolpe handelt. Viele Hückeswagener kennen den kräftigen Mann mit dem markanten Schnauzbart - Mitarbeiter der Verwaltung, Geschäftsleute, aber auch Kunden der Geschäfte vom Etapler und Bahnhofsplatz sowie Passanten.

Zwischen Weihnachten und Neujahr stand es um ihn so kritisch, dass die Ärzte nichts mehr garantieren wollten. Es ging um Leben und Tod. Zwei Wochen lang lag der Mitarbeiter des Wiehler Ingenieurbüros Donner und Marenbach da schon im künstlichen Koma. Er hatte eine Gehirnblutung, dazu kam eine Lungenembolie - eine der 14 gebrochenen Rippen hatte die Lunge durchbohrt.

Die Nachricht von seinem schweren Unfall schockte auch viele Menschen im Süden des Oberbergischen Kreises. Denn Kolpe ist bekannt wie ein bunter Hund - etwa als Chef des Handball-Kreises, als Mitglied der Wiehler SPD-Stadtratsfraktion oder als Vorsitzender des Gemeinnützigen Vereins Oberwiehl. Auch als Bauingenieur hat er viele Kontakte im Kreis.

Gegen 13.15 Uhr passiert das Unglück. An dem Kranschacht, in dem inzwischen längst der Aufzug installiert ist, hatte jemand die Stützpfosten entfernt, ohne die Gefahrenstelle ausreichend zu sichern. Wer die Panne zu verantworten hat, ist noch Gegenstand staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen. Als Kolpe an den Rand herantritt, bricht die Decke unter ihm ein. Siebeneinhalb Meter stürzt er in die Tiefe.

"Ich habe daran keine Erinnerungen", sagt der 61-Jährige. "Ich weiß nur noch, dass ich jemanden frohe Festtage gewünscht habe." Und er glaubt, sich an das Geräusch des Hubschrauberrotors zu erinnern. Der Helikopter bringt ihn nach Köln-Merheim in die Unfallchirurgie, wo ihm die Ärzte das Leben retten.

Kolpe ist überzeugt, dass aber auch andere dazu beigetragen haben. Vor allem seine Frau Birgit, die ihn jeden Tag in Merheim besucht. Und die vielen Menschen, die für ihn beten, wie er später erfährt. Udo Kolpe war schon vorher ein gläubiger Christ, doch diese Erfahrung hat ihn verändert. Er sagt nüchtern und ohne Pathos: "Die Kraft des Gebets hat mir Energie gegeben." Und er sagt lächelnd: "Ich bin dem Tod von der Schippe gesprungen."

Als er aus dem Koma aufwacht, ist klar: Das Gehirn hat keinen Schaden genommen. Aber das lange Liegen hat die Muskeln verkümmern lassen; seine Beine sind spindeldürr. Kolpe hat 30 Kilogramm Gewicht verloren. Doch er nimmt den Kampf auf. Am 18. April wird er noch im Rollstuhl in die Nümbrechter Reha-Klinik verlegt. Seitdem trainiert der 61-Jährige dort täglich. An den Wochenenden taucht er mittlerweile wieder zu Hause in Oberwiehl auf. Er hat ein Beachhandball-Programm entworfen. Das Ehrenamt lässt ihn nicht los.

Ist er ein anderer Mensch geworden? "Ich bin dankbar für alles, was ich erleben darf und konzentrierte mich auf das Wichtige", sagt Kolpe - und fügt schmunzelnd hinter seinem buschigen Schnauzbart hinzu: "Ich mache jetzt sogar Tai Chi."

Hückeswagen, versichert er, hat er trotz des unglückseligen 14. Dezember "nicht abgehakt". In wenigen Monaten will er wieder an seinen Schreibtisch im Ingenieurbüro. "Vielleicht sehen wir uns dann wieder", sagt er mit Blick auf die Umgestaltung des Etapler Platzes im Frühjahr nächsten Jahres. Die, so hat er sich vorgenommen, würde er gerne als Bauleiter begleiten.

(RP)
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