Hückeswagen "Mr. CDU" kehrt seiner Partei den Rücken

Hückeswagen · 1968 war Hans-Willi Kuech in die CDU eingetreten. 40 Jahre lang saß er für die Partei im Stadtrat, ein Vierteljahrhundert im Kreistag. Jetzt ist der 77-Jährige ausgetreten. Offenbar ist das Tischtuch zwischen ihm und der Ortspartei zerschnitten.

 Die Fliege war und ist sein Markenzeichen. Die trug Hans-Willi Kuech immer auch zu den Ratssitzungen.

Die Fliege war und ist sein Markenzeichen. Die trug Hans-Willi Kuech immer auch zu den Ratssitzungen.

Foto: JKÖ (Archiv)

Schränke voller gefüllter Aktenordner zeugten von einer langen politischen Arbeit. Hans-Willi Kuech hatte alle Unterlagen der Ausschüsse, in denen er all die Jahre als Rats- und Kreistagsmitglied für die CDU gesessen hatte, fein säuberlich abgeheftet. Was regelmäßig dazu führte, dass er in Rats- und Ausschusssitzungen noch aus Sitzungen zitieren konnte, die etliche Jahre zurücklagen. Im Sommer 2009, zum Ende der vorigen Legislaturperiode, aber hatte er alles in der Altpapiertonne entsorgt. Damals hatte der ehemalige technische Angestellte der Firma Klingelnberg einen ersten Schlussstrich unter seine politische Arbeit gezogen, als klar war, dass er bei der Kommunalwahl nicht noch einmal antreten würde.

Viereinhalb Jahre später folgte der zweite, der endgültige Schlussstrich: Der 77-Jährige trat zum 31. Dezember 2013 aus der CDU aus — der Partei, der er 45 Jahre lang angehört hatte. Über den Förderverein, der sich ab Ende der 60er Jahre für die Errichtung eines Hückeswagener Hallenbads bemüht hatte, war Kuech zur politischen Arbeit gekommen. Wie damals auch die beiden CDU-Ratsherren Walter Langfeld und Dr. Friedrich Weyer, der spätere Bürgermeister. Erstmals war Kuech 1969 in den Rat gewählt worden, ab 1984 saß er im oberbergischen Kreistag. Von 1999 bis 2009 war er zudem stellvertretender Bürgermeister — zunächst unter Norbert Jörgens, dann unter Uwe Ufer.

Dass der Hückeswagener, der 1989 für seine kommunalpolitisches Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden war, der Partei jetzt endgültig den Rücken gekehrt hat, ist das Ende eines langjährigen Prozesses. Angefangen hatten die innerparteilichen Unstimmigkeiten im November 2005. Entgegen der Meinung seiner Fraktion war Kuech für die Aufstellung eines Bebauungsplans für das Neubaugebiet "Weierbachblick". Vor der entscheidenden Abstimmung verließ er damals den Ratssaal. Auch mit Kuech hätte die CDU keine Mehrheit gehabt. Er wollte sich aber offensichtlich nicht dem Fraktionszwang stellen und gegen das Neubaugebiet stimmen, ebenso wenig wollte er sich dafür erklären, um sich nicht öffentlich gegen seine Partei zu stellen. "Es gab einfach keine Gründe, die dafür sprachen, dagegen zu stimmen", sagt Kuech rückblickend. Als Vorsitzender des Bauausschusses, der er 15 Jahre lang war, habe er über genügend Kompetenz verfügt, sich so zu entscheiden.

Die CDU-Fraktion sprach ihm Ende 2005 nach diesem Vorfall dennoch das Misstrauen aus. Zudem habe der damalige Fraktionschef Horst Schreiber ihn gedrängt, das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters aufzugeben, hatte Kuech schon nach seinem Ausscheiden im Rat gesagt. Das Tischtuch zwischen dem Ratsherrn und seiner Partei bekam erste Risse.

Die wurden größer, als er nach der Kommunalwahl im August 2009 nicht mehr in den Rat zurückkehrte. Im Gespräch mit der BM lässt er durchblicken, dass er sein langjähriges Engagement für die CDU Hückeswagen nicht gewürdigt sah. Niemand habe ihn mehr um Rat gefragt. Und wenn jemand aus der Führungsspitze der Partei auf der anderen Straßenseite vorbeigegangen wäre, würde es zum Gruß nur ein kurzes Kopfnicken geben. "Es kommt dann niemand mal rüber und spricht mit mir", klagt Hans-Willi Kuech.

So kam jetzt viel zusammen, was in ihm dem Entschluss reifen ließ, mit dem Austritt aus der CDU einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen. "Es tut mir auch nicht leid, dass ich kein CDU-Mitglied mehr bin", versichert der 77-Jährige. Das einzige, was ihn dann doch ein wenig stört, ist: "Ich hätte schon im Januar 2006 einen Schlussstrich ziehen sollen."

(RP)
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