Hückeswagen soll Fahrrad- und Fußgänger-Stadt werden Mobil ohne Auto – Stadt wird Pilotkommune

HÜCKESWAGEN · Wie kann Hückeswagen zur fahrrad- und fußgängerfreundlichen Stadt werden? Die Arbeit am Handlungskonzept beginnt. Das stellte jetzt ein Planer im Umweltausschuss der Schloss-Stadt vor.

 Hückeswagen soll zu einer Radfahrer- und Fußgänger-Stadt werden – wünschen sich die Planer.

Hückeswagen soll zu einer Radfahrer- und Fußgänger-Stadt werden – wünschen sich die Planer.

Foto: Stephan Büllesbach

Ein neues Zauberwort von Stadt- und Verkehrsplanern bundesweit heißt Nahmobilität. Gemeint ist die Fortbewegung in der Stadt (auch im ländlichen Raum) ohne oder zumindest mit deutlich weniger motorisiertem Individualverkehr. Es geht also letztlich darum, gezielt Rahmenbedingungen zu planen und zu schaffen, die es für die Bewohner der Stadt attraktiver machen, häufiger mal vom Auto umzusteigen aufs Fahrrad oder Wege innerhalb des Ortes zu Fuß zurückzulegen. Wie das konkret auch in einer Kleinstadt wie Hückeswagen inmitten der hügeligen bergischen Topografie gehen kann, soll nun in den nächsten Monaten modellhaft untersucht werden.

Der Hintergrund: Die Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen (AGFS) hat im Frühjahr landesweit zwei Städte gesucht, die als Pilotkommunen infrage kommen. Gefunden wurden Hückeswagen und Ascheberg im Münsterland. Die AGFS möchte nun modellhaft für diese beiden Städte Handlungskonzepte der Nahmobilität erarbeiten und die Erkenntnisse daraus in der landesweiten Planung anwenden. Die Stadtverwaltung steht dem Vorhaben sehr aufgeschlossen gegenüber und sieht darin eine Chance für Hückeswagen. In der Sitzung des Umweltausschusses stellte jetzt der Stadtplaner Franz Linder, dessen Kölner Planungsbüro eng mit der AGFS zusammenarbeitet, das Projekt vor.

Wichtig vorab: Die Stadt kostet die Teilnahme am Modellprojekt nichts. Als Pilotkommune bekommt sie das Handlungskonzept quasi gratis. Was sie dann später von den Handlungsempfehlungen im Konzept auch tatsächlich umsetzt, bleibt den örtlichen Entscheidungsträgern vorbehalten. Übergeordnetes Ziel des Projekts ist es, Fahrten im motorisierten Individualverkehr spürbar zu reduzieren und den Fokus auf Fuß- und Radverkehr zu setzen. Seit es E-Bikes gibt und landesweit ein Nachfrage-Boom auf diesem Markt zu beobachten ist, ist zumindest die Topografie auch für Städter im Bergischen kein Hinderungsgrund mehr, öfter mal vom Auto aufs Fahrrad umzusteigen.

Linder ging noch einen Schritt weiter: Nach den Vorstellungen der AGFS, die seit Jahren eng mit der Landesregierung und den zuständigen Ministerien in Düsseldorf zusammenarbeitet, soll das Rad das neue „Basisverkehrsmittel“ in nordrhein-westfälischen Städten und Gemeinden werden. Linders Vision: „Die autogerechte Stadt war gestern. Das Leitbild von heute und für die Zukunft ist die grüne, bewegte und gesunde Stadt.“ Landesweit sei es das erklärte Ziel, Nordrhein-Westfalen zum „Fahrrad-Land“ zu machen und darüber auch eine höhere Lebensqualität durch sauberere Luft und weniger Verkehrslärm für Menschen in den Städten zu schaffen.

Zum Start der Projektarbeit in der Pilotkommune Hückeswagen werden Linder und ein Kollege in Kürze eine ausführliche Begehung und Befahrung – natürlich mit dem Rad – quer durch die Stadt unternehmen, um so zu einer ersten Bestandsaufnahme zu kommen. Schon jetzt steht für den Planer fest: „Hückeswagen hat ein ganz beachtliches Potenzial als Fußgängerstadt.“ Im Rahmen des Pilotprojektes wird es darum gehen, wie dieses Potenzial – auch für Radfahrer – ganz konkret optimiert werden kann. Das ist im Übrigen auch eine Zielsetzung bei den Planungen der Stadt für das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK).

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