Hückeswagen Mehr Unwetter ziehen über die Stadt

Hückeswagen · Der Klimawandel macht sich längst auch im Bergischen bemerkbar, denn die Zahl der schweren Unwetter steigt, die Abstände werden kürzer. Stadtverwaltung und Wupperverband sehen Hückeswagen dennoch gut gerüstet.

 Abgesoffen: Ein Autofahrer scheiterte am 20. Juni 2013 bei dem Versuch, im Brunsbachtal die Wassermassen zu durchfahren und blieb mit seinem Kombi liegen.

Abgesoffen: Ein Autofahrer scheiterte am 20. Juni 2013 bei dem Versuch, im Brunsbachtal die Wassermassen zu durchfahren und blieb mit seinem Kombi liegen.

Foto: heih

Solche Wassermassen waren schon ewig nicht mehr über Hückeswagen niedergegangen: Nachdem sich am Mittag des 20. Juni 2013 der Himmel so verdunkelt hatte, als sei es Nacht, fielen innerhalb von nur 45 Minuten mehr als 50 Liter pro Quadratmeter. Auf der Peterstraße standen die Autos bis zu den Stoßstangen im Wasser, etliche Gullys drückte der Starkregen hoch, und auf der K 2 bei Hangberg hatten Schlamm und Steine den Autofahrern den Weg versperrt. Am spektakulärsten war es an der Einfahrt zum Brunsbachtal, wo sich der Bereich der Schulbushaltestelle binnen weniger Minuten in einen See verwandelt hatte. Ein Autofahrer wollte die Wassermassen durchfahren, blieb mit seinem Wagen aber liegen.

Zuletzt war am 29. Mai ein Unwetter über das Bergische gezogen. Während Hückeswagen weitestgehend verschont geblieben war, gab es in Wuppertal und Wipperfürth große Schäden. Bauamtsleiter Andreas Schröder geht im Gespräch mit unserer Redaktion davon aus, dass es in Hückeswagen bei solch einer Extremwetterlage nicht so schlimm werden wird. Als Gründe dafür nennt er die Topografie der Schloss-Stadt und die Bever- und Neye-Talsperre, die Wupperauen und die Wupper-Vorsperre.

Die Verantwortlichen bei der Stadt hätten die Lage mit Blick auf die zunehmenden und stärker werdenden Starkregenfälle bereits analysiert, versichert er. Während es beispielsweise in Wuppertal viele Hanglagen, gerade im Innenstadtbereich, gibt, ist das Zentrum der Schloss-Stadt breiter. Zudem "schlucken" schon die Wupperauen viele Wassermengen. Das gilt auch für die Talsperren und die Vorsperre, die das Wasser der bei Unwettern stark anschwellenden Bachläufe aufnehmen können. Schröder: "Die haben eine ganz wichtige Funktion bei uns." Die Talsperren würden das Wasser puffern.

Der Bauamtsleiter kann Schäden im Innenstadtbereich, wie sie etwa nach dem Unwetter von 2013 auftraten, dennoch nicht ganz ausschließen. Das hänge auch davon ab, inwieweit Bruns- und Weierbach die Wassermengen aufnehmen könnten.

Zwar sei Hückeswagen wegen seiner günstigeren Topografie nicht so stark gefährdet, wie etwa Wuppertal. "Trotzdem werden wir was tun", stellt Schröder klar. So sei mit dem Bauhof ein Regelprozess entwickelt worden: Kündigt sich ein Unwetter an, erhält der Bauhof einen entsprechenden Anruf aus dem Schloss. Mitarbeiter fahren dann heraus, um neuralgische Punkte zu kontrollieren. Sollten etwa Durchlässe an Brücken schon verstopft sein, müssten diese umgehend von den Hindernissen befreit werden. Auch einige Gullys, die für den Wasserabfluss wichtig sind, werden bei Bedarf geleert.

Baulich wird die Stadt aber nichts verändern: "Das sehe ich momentan noch nicht", sagt der Bauamtsleiter. Allerdings hat die Stadt mögliche künftige Unwetter im Blick bei den Planungen von Wohn- und Gewerbegebieten. Für das Brunsbachtal und West 3 werden sogenannte Notwasserwege eingeplant: Die Ingenieure versuchen Trassen zu entwickeln, über die bei Starkregenfällen das überschüssige Wasser schadlos ablaufen kann, das nicht mehr von der Kanalisation aufgenommen wird.

Der Wupperverband sieht sich weitgehend gut auf Unwetterlagen vorbereitet. Er schickt seine Mitarbeiter nach solchen Ereignissen heraus, damit Hindernisse wie etwa vom Wasser mitgerissene Bäume, Geröll oder Totholz beiseite geräumt werden. "Momentan habe ich das Gefühl, dass sich die Allgemeinprognose bei den Unwetterereignissen bestätigt", sagt Pressesprecherin Susanne Fischer. Es stimme, dass sie häufiger eintreten würden. Die vielen Talsperren in der Region dienten jedoch als Puffer. Allerdings könnte sich doch etwas Wesentliches beim Wupperverband ändern - der Zeitpunkt, wenn das Wasser in den Talsperren als Hochwasserschutz gespeichert wird. Denn längst ist es nicht mehr so, dass im Herbst und Winter die Hauptniederschläge sind und es im Sommer überwiegend trocken bleibt. Vielmehr fällt mittlerweile in der dunkeln Jahreszeit weniger Niederschlag, dafür im Frühjahr und Sommer umso mehr.

(büba)
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