Ein Jahr Friedwald in Hückeswagen Schon mehr als 400 Baumgrabstätten
Hückeswagen · Immer mehr Menschen wünschen sich die letzte Ruhe mitten im Wald unter einem Baum. Am östlichen Ufer der Bever-Talsperre sind 25 Hektar Waldgebiet als Friedhof ausgewiesen – beigesetzt wird in biologisch abbaubaren Urnen.
Die Bestattungskultur hat sich in den vergangenen Jahren einem enormen Wandel unterzogen. Viele Menschen wollen weg von der klassischen Sargbestattung – auch, weil sie den Angehörigen die Grabpflege ersparen wollen. Mittlerweile gibt es jede Menge Alternativen. Hierzu zählt seit einem Jahr auch der Friedwald in Kleinhöhfeld in der Nähe der Bever-Talsperre. Ein richtig schönes Fleckchen Erde. Seit September 2023 sind dort im Wald Bestattungen unter Bäumen möglich. „Die Nachfrage nach der letzten Ruhe inmitten der Natur ist groß“, berichtet die Friedwald GmbH mit Sitz im hessischen Griesheim.
Immer mehr Menschen wünschen sich demnach die letzte Ruhe mitten im Wald unter einem Baum. Am östlichen Ufer der Bever-Talsperre sind 25 Hektar Waldgebiet als Friedhof ausgewiesen – beigesetzt wird hier in biologisch abbaubaren Urnen. Die naturnahe Alternative zum herkömmlichen Friedhof wird gut angenommen. Seit der Eröffnung im September 2023 haben sich bereits mehr als 400 Menschen für eine Baumgrabstätte entschieden.
Dass der Friedwald alleine schon durch seine Lage eine besondere Kulisse zum Abschiednehmen bietet, erschließt sich dem Besucher gleich zu Beginn. „Dass Angehörige inmitten dieser Naturidylle mit Blick aufs Wasser Trost finden können, ist durch die Kooperation zwischen der Schloss-Stadt Hückeswagen, dem Forstbetrieb Bever und der Friedwald GmbH möglich“, heißt es in einem Fazit ein Jahr nach der Eröffnung. Die Stadt Hückeswagen hatte vor einem Jahr die Trägerschaft für den Friedwald übernommen. „Es freut mich, dass der schöne Wald an der Bever-Talsperre durch die Friedwald-Idee einen besonderen Schutz erfährt. Ich kann gut verstehen, dass dieser Wald für viele Menschen von hoher Bedeutung und für manche der passende Ort für die letzte Ruhe ist“, sagt Bürgermeister Dietmar Persian
Der Forstbetrieb Bever stellte den Wald für die Nutzung als Bestattungswald zur Verfügung. Friedwald ist Konzeptgeber und übernimmt die Verwaltung. An die Stelle von Grabsteinen treten Bäume. Die letzte Ruhe ist unter Buchen, Roteichen, Tannen, Douglasien, Lebensbäumen (Thujen) und Ilex möglich. Eine Namenstafel am Baum macht auf die Grabstätte aufmerksam.
Eine Idee, die Christian Hardt, Geschäftsführer des Forstbetriebs Bever und Eigentümer des Waldes, überzeugt hat: „Für uns ist der Friedwald eine Herzensangelegenheit, denn mit der Bestattung unter Bäumen können wir den Wald schonend nutzen und schützen“, sagt er. Der Friedwald in Kleinhöhfeld sei für 99 Jahre als Friedhof gewidmet und stehe damit über Generationen hinweg als Ort der letzten Ruhe zur Verfügung. Wer möchte, kann sich die Ruhestätte im Friedhof im Wald bereits zu Lebzeiten aussuchen. Bei der Wahl des passenden Baumes unterstützen neben Christian Hardt auch Vater Hans-Friedrich Hardt sowie Friedwald-Försterin Barbara Fackiner. „Manche Menschen haben bereits eine genaue Vorstellung, wie ihr Baum aussehen soll“, erzählt Christian Hardt. Das Team unterstützt nicht nur in der Vorsorge, sondern auch im Trauerfall: als Ansprechpersonen für Angehörige bei Beisetzungen und stille Begleiter beim Abschiednehmen.
Wie würdevoll und individuell Abschiede im Friedwald gestaltet werden können, hat Christian Hardt schon oft erlebt. Mehr als 100 Beisetzungen hat es im ersten Jahr gegeben. „Viele Beisetzungen beginnen am Andachtsplatz. Manche sind mit kirchlicher Begleitung, andere mit Livemusik oder ganz still am Baumgrab. Oft so, wie es sich die verstorbene Person gewünscht hätte“, sagt Hardt. Viele Trauergäste empfänden den Abschied im Wald als tröstlich. Die Natur habe eben eine besondere Wirkung.